Bedarfsermittlung: Was bringt der Versicherungscheck der Stiftung Warentest?

Einfach und schnell überprüfen, ob mein Versicherungsschutz ausreicht - das verspricht der Versicherungscheck der Stiftung Warentest. Wie genau und individuell zutreffend sind die Aussagen, die das Online-Tool dazu ausspuckt?


Versicherungscheck

Versicherungscheck: Genau nachgefragt?

Unter test.de/Versicherungscheck stellt die Stiftung Warentest nicht nur Aufklärung über die Qualität bestehenden Versicherungsschutzes in Aussicht, sondern weiß auch, welcher - möglichst günstige - Schutz individuell Sinn macht. Familienstand? Kinder? Angestellt, selbstständig oder Beamter? Oder Rentner bzw. gar nicht berufstätig? Ist dies beantwortet, fragt der Check noch nach Haus-, Immobilien- und Fahrzeugbesitz, Präferenz für Auslandsreisen, Bauherrentätigkeit sowie Hund- und Pferdehaltung. Leider wird bei einigen Angaben kaum differenziert: Ist er zum Beispiel angestellt und sie selbstständig, muss sich ein Paar schon für eine dieser Berufsgruppen entscheiden. Wer ohne Trauschein zusammenlebt, wird gar nicht erst berücksichtigt. Die einfache Frage nach Hauseigentum bzw. Immobilienbesitz soll klären, ob es um selbstgenutztes oder vermietetes Wohneigentum geht. Fahrzeugbesitz meint ausschließlich Autos, andere Fahrzeugarten fallen unter den Tisch.

Empfehlungen: Was bringen sie?

Anschließend wählt der Besucher die Versicherungsarten an, über die er verfügt. Je nachdem, mit welchen Daten der Verbraucher den Check im ersten Schritt gefüttert hat, kann er jetzt Sparten entsprechend der bestehenden Policen anklicken. Auch diese Abfrage lässt die nötige Differenzierung vermissen: So sind Dread-Disease-Policen, Grundfähigkeiten-Versicherungen oder betriebliche Risiken Selbstständiger kein Thema. Auch Verträge, die bei Wegfalle des Wagnis nicht Anspruch genommen werden, erwähnt der Versicherungscheck nicht. Dann wird es spannend: Stiftung Warentest enthüllt seine individuellen Empfehlungen - und etikettiert die Versicherungssparten von "unbedingt" über "sehr zu empfehlen" und "sinnvoll" bis zu "überflüssig". Wieder stützt sich die Auswertung bei Nennung der Versicherungen auf die zu Anfang geklickten Basisdaten. Was hält Stiftung Warentest für unverzichtbar? Krankenversicherungen und Privathaftpflicht, während Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung ebenso wie die Haftpflicht für Haus- und Grundbesitzer lediglich unter "sehr zu empfehlen" erscheinen. Unverständlich - schließlich geht es bei beiden letztgenannten Policen um unbegrenzte Haftung. Dazu ignoriert man gewisse Haftpflicht-Risiken wie die Bereiche Wassersport, Dienst-, Amts- und Berufshaftpflicht oder Nebenerwerb.

Detailinformationen: Dünne Faktenlage

Aber halt - schließlich bemüht sich die Stiftung Warentest doch noch um die gewünschte Differenzierung: Unter jeder Versicherungssparte lassen sich "mehr Details" aufrufen. Enttäuschung: Gerade diese - recht knappen - Detailinformationen stützen sich nicht auf die individuellen Basisdaten bzw. Antworten auf die Frage, ob bestimmte Policen bereits existieren. Und worauf das dünne Zahlenmaterial vorgerechneter Beispiele basiert, etwa zur Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung, verraten die Warentester nicht - auch zur Beitragsentwicklung in der gesetzlichen keine Silbe. Und wer zu Beginn "Beamter" klickte, wurde bei Krankenversicherungsinfos schlicht vergessen. Vergessen wurde auch, Selbstständige darüber aufzuklären, dass nur die wenigsten von ihnen überhaupt Anspruch auf die "sehr zu empfehlende" Riesterförderung haben. Beim Thema Berufsunfähigkeitsversicherung erwähnt man zwar Unfall-, Dread-Disease- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung, aber wieder kein Wort zur Grundfähigkeiten-Police. Ein Antrag wird wegen Vorerkrankungen abgelehnt? Bei Alternativen bleibt der Versicherungscheck Antworten schuldig.

Mit Testsiegern auf der sicheren Seite?

"Überflüssige" Versicherungen erscheinen nur bei Verbrauchern, die vorher angaben, solche Policen zu besitzen. Weil eine Sterbegeldversicherung als zu teuer gilt, empfehlen die Warentester die Alternative Bank-Sparplan, kombiniert mit einer Risikolebensversicherung. Krankenhaustagegeld versichern? "Überflüssig", schließlich deckten Krankenversicherungsleistungen den Verdienstausfall ab. Verzichtbar auch die Reisegepäckversicherung. Begründung: Gepäck sei schon durch Hausratversicherung oder Reiseveranstalter versichert. Quintessenz des Tests: "Noch nicht optimal versichert" ist, wer die im Versicherungscheck als sinnvoll genannten Versicherungen noch nicht besitzt. Der Rat: Alte Versicherungen auf ihr Preis-Leistungsverhältnis zu überprüfen - und dazu alle detaillierten Testergebnisse kostenpflichtig freizuschalten. Um dann die "Testsieger" zu finden, die Stiftung Warentest zur Optimierung des bestehenden Versicherungsschutzes empfiehlt. Will Stiftung Warentest hier nur für ihre Produkttests werben? Nichts dagegen, aber dazu ist das Anfangsversprechen zu vollmundig. Denn dieser Versicherungscheck geht nicht auf die Inhalte von Policen ein.

Ob Bestandsverträge noch bedarfsgerecht sind, kann ein Verbraucher so gar nicht erfahren - die gründliche Bedarfsermittlung fehlt. Insofern scheint die Gruppierung von Versicherungssparten anhand von Etiketten wie "unbedingt" und "überflüssig" wenig fundiert. Vielleicht eignet sich das Online-Tool für erste Reflektionen, aber bringt wenig Bedarfsklarheit. Eine persönliche Beratung und individuelle Bedarfsermittlung durch den Versicherungsexperten ersetzt dieser Versicherungscheck daher kaum. 


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