Das neue Gebäude der EZB in Frankfurt am Main

Auswirkungen der EZB-Politik Deflation oder nur negative Inflationsraten

Ein Gespenst geht um in Deutschland und Europa - die drohende Deflation. Es war die Angst vor der Deflationsspirale, die die EZB kürzlich bewog, ihr gigantisches Anleihekaufprogramm zu starten. Doch warum werden sinkende Preise als so gefährlich angesehen und warum wünscht sich mancher mehr Inflation?

Es gibt Ökonomen, die sehen in sinkenden Preisen den Beginn eines Prozesses, der in einen sich stetig verstärkenden Abwärtssog führt - die Deflationsspirale. Wenn die Preise absacken, gehen auch die Umsätze von Unternehmen zurück. Mancher Verbraucher verschiebt in Erwartung weiterer Preissenkungen Güterkäufe in die Zukunft. Das belastet die Unternehmensgewinne. Gleichzeitig wird der Realwert von Schulden größer. Sinkender Konsum und niedrigere Gewinne bei gleichzeitig steigender Verschuldung lassen die Investitionsneigung zurückgehen. Die Wirtschaft schrumpft, die Preise fallen noch stärker - mit weiteren negativen Folgewirkungen. So zumindest die Deflationstheoretiker.

Auf dem Weg in die Deflationsspirale?

Betrachtet man die Preisentwicklung in der Bundesrepublik, kann man darin tatsächlich einen Weg in die Deflation sehen. So wenig Inflation war selten. Lag die Inflationsrate im Oktober noch bei 0,8 Prozent, ging sie im November auf 0,6 Prozent zurück, im Dezember waren es noch 0,2 Prozent und im Januar lag die Preissteigerung erstmals im Negativbereich, bei -0,3 Prozent. Die Bundesrepublik ist dabei keineswegs das einzige EU-Land mit deflationären Tendenzen. Insbesondere die Euro-Krisenstaaten im Süden des Kontinents kennen das Phänomen schon länger. 

Der Ölpreis als Einflussgröße 

Dennoch ist Vorsicht angebracht, aus der erstmals negativen Inflation hierzulande auf eine Deflationsspirale zu schließen. Der Rückgang des Preisindexes in Deutschland hat vor allem einen Grund:  den stark gesunken Ölpreis. Er hatte den Preisanstieg bereits in den Vormonaten immer weiter abgebremst. Das heißt aber nicht, dass in anderen Bereichen die Preise nicht gestiegen wären. Der Verbraucherpreisindex ist - wie jeder Index - ein Durchschnittswert. Wenn eine Komponente sich stark gegenläufig entwickelt, lässt das noch keine Aussage über die Preisentwicklung insgesamt zu. 

Geringe Inflationsraten sind wünschenswert."

Und niedrigere Ölpreise sind nicht per se schlecht. Schließlich tragen sie dazu bei, dass Verbraucher weniger für Heizung und Benzin ausgeben müssen und mehr für Konsum übrig bleibt. Auch Transport- und Produktionskosten werden günstig beeinflusst. Von daher wirken sie eher wie ein Konjunkturprogramm, denn als Konjunkturbremse.

Es gibt auch positive Deflation 

Auch ist nicht jede Deflation grundsätzlich schlecht. Denn die negative Deflationsspirale ist keineswegs zwingend. Es gibt auch deflationäre Effekte durch Innovationen und Produktivitätsfortschritte, die von Ökonomen durchaus positiv gesehen werden.  Von daher besteht für Befürchtungen kein Anlass.

Ein einmaliger Negativwert bei der Inflation ist noch keine Deflation.

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