Garantiefonds: Überflüssig oder sinnvoll?

Garantiefonds sollen sicherheitsbewusste Anleger vor Verlusten schützen, aber gelten gemeinhin als renditeschwach - bei vergleichsweise hohen Kosten. Dessen ungeachtet, stehen vom 12. August bis 24. September zwei Garantiefonds der Union Investment bereit. Mitzeichnen?


Garantiefonds

Garantiefonds - machen sie Sinn?

Bei den Neuauflagen handelt es sich um die Garantiefonds UniGarant: ChancenVielfalt (2020) II und UniGarant95: ChancenVielfalt (2020) mit siebenjähriger Laufzeit, vollmundig durch Anbieter und Anlageberater beworben. Ein Produkttyp, den die Welt nicht braucht? Nach Abzug aller Gebühren bringen Garantiefonds oft weniger als klassische Spar- oder Anlageprodukte. Dennoch lockt das Versprechen, das Eingezahlte am Stichtag garantiert zurückzuerhalten. Kluges Investment sieht anders aus: Beispielsweise vermeldet die Fondsdatenbank der FWW GmbH trotz guter Kapitalmarktentwicklung für Garantiefonds innerhalb der letzten drei Jahre, Ablaufzeitpunkt berücksichtigt, im Durchschnitt Renditen von 0,8 bis 2,5 Prozent p. a. - mit fallender Tendenz. Bleibt zu hoffen, dass Garantiefonds nach Abzug von Ausgabeaufschlägen, fondsinternern Kosten, Abgeltungsteuer und Inflationsbereinigung überhaupt schwarze Zahlen schreiben. Obwohl viele Anleger primär auf Nummer sicher gehen, ist der Markt der Garantiefonds in drei Jahren um ein Fünftel geschrumpft.

Union Investment Garantiefonds: Geringe Transparenz

Die Garantiefonds Neuauflagen der Union Investment, Fondsdienstleister der Genossenschaftsbanken, präsentieren sich als intransparente, schlecht dokumentierte Modelle inklusive exotischer Indizes, deren Renditechancen für den Laien kaum durchschaubar sind. Allen, die in den UniGarant: Chancen Vielfalt 2020 II investieren, soll die Entscheidung mit einem 200-Euro-Reisegutschein versüßt werden - dieser winkt den ersten 200 Käufern, die wenigsten 10.000 Euro über die Sparda West anlegen; die Vereinigte Volksbank Baden-Württemberg verschenkt sogar bei jedem Abschluss einen Reisegutschein zu 100 Euro. Reisegutscheine als Prämie? Ein merkwürdig marktschreierisches, um nicht zu sagen, fast unseriöses Niveau, das zum Anlagemodell Garantiefonds zu passen scheint: Genaues zur zukünftigen Rendite erfährt der Kunde nicht. Der erste Anteilwert beträgt 100 Euro; vor Abzug von Ausgabeaufschlag und Depotkosten sind beim UniGarant zum Laufzeitende 100 Euro pro Anteil garantiert, während beim UniGarant95 zum Laufzeitende nur 95 Euro gesichert sind.

Lapidar heißt es in Verkaufsprospekt und Kundeninformation, Investoren profitierten "von der durchschnittlichen Entwicklung" verschiedener Märkte. Nachfragen ergaben, dass Anleger an der Kursentwicklung des Barclays Union Investment Multi Asset RC-10% Excess-Return-Index partizipieren. Die so genannte Chancenkomponente verschiedener variabler Anlageklassen besteht aus internationalen Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen sowie Geldmarkttiteln und Rohstoffen, wöchentlich überprüft und ans Marktumfeld angepasst. Laut Aussage von Union Investment wird die Sicherungskomponente in sehr sicheren Euro-Staatsanleihen angelegt. Wer es genauer wissen will, hört, dass man die Kosten solcher Veröffentlichungen scheut, doch Kunden könnten ihren Berater bitten, bei Indexanbietern diese Daten anzufragen.

Hinten werden die Enten fett?

Anleger partizipieren an der quartalsweisen Kursentwicklung - Marktschwankungen werden abgefedert. Die Schattenseite: Nicht nur Verluste, sondern auch Renditechancen werden ausgebremst, so dass Anleger schätzungsweise langfristig auf die Hälfte des Ertrags verzichten. Wozu? Um die eingekauften Optionen zu verbilligen. Zudem bestimmen nicht die Kursentwicklung eines Dax oder EuroStoxx, sondern eigene, inzwischen durch Einbußen geprägte Maßgaben die Rendite. Für Union Investment, die auf die Garantie zum Laufzeitende verweist, gehören zwischenzeitliche Kursschwankungen dazu. Aber obwohl es an den Aktienmärkten aufwärts ging und sich riskante Anlageklassen gut entwickelten, machte ein Vorgängerfonds ein Minus von über vier Prozent. Doch Garantiefondsanbieter bleiben dabei: Wie die Erfahrung zeige, kämen die Möglichkeiten von Garantiefonds erst zum Laufzeitende zur Entfaltung - man sieht die Wertentwicklungschancen über denen vergleichbarer Tagesgeldangebote oder Bundesanleihen.

Anlagemix selbst bestimmen

Fazit: Garantiefonds haben Niedrigzinsprobleme - da hilft es kaum, Anlagestrategien zu verschleiern oder Reisegutscheine unters Volk zu werfen. Garantiefonds mit ihrem Mix aus Zinspapieren und Aktien lohnen sich angesichts hoher Kosten und schwacher Rendite nicht. Vernünftig scheint, dass Zinsanlagen als Sicherheit für etwaige Verluste am Aktienmarkt fungieren - wären die Produkte nicht so kompliziert: Anleger durchblicken weder Garantiemechanismen noch Wertentwicklung. Finanztest, das die Chancen von 31 Garantiefonds der letzten drei bzw. fünf Jahre zurückverfolgte, empfiehlt Anlegern, auf zinsstarkes Festgeld zu setzen - oder sich das Depot besser selbst zusammenzustellen.


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