Lebensversicherungen gestorben: Run auf Altbestände

Immer mehr Versicherer verabschieden sich von der klassischen Lebensversicherung. Die anhaltenden Niedrigzinsen und zusätzliche Kapitalanforderungen machen die einst tragende Säule des Versicherungsgeschäftes zunehmend zur Belastung.


Lebensversicherungen

Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Einige Branchengrößen haben inzwischen das Neugeschäft mit der Lebensversicherung ganz eingestellt. Doch was passiert mit den Altbeständen? Eine Antwort könnte ein neues Geschäftsmodell für spezialisierte Abwickler geben. Generali, Ergo und Talanx haben es vorgemacht: bei ihnen gibt es künftig nicht mehr die Lebensversicherung alten Typs mir garantierter Verzinsung. Dieses Geschäft ist sozusagen gestorben. 

Das Ende der klassischen Lebensversicherung 

Obwohl sich mancher Versicherer noch zögerlich zeigt - andere Wettbewerber könnten dem Beispiel bald folgen. Stattdessen treten die Versicherer zunehmend mit neuen Garantiemodellen an den Markt, bei denen die Versicherungsnehmer stärker mit am Risiko partizipieren.

Doch die Altbestände sind weiter wie bisher zu bedienen. Hier drücken die höheren Garantiezinsen aus früheren Zeiten zunehmend, denn die Kapitalerträge der Versicherer schmelzen angesichts der gesunkenen Zinsen wie Schnee in der Sonne. Die Neigung, sich von dieser Altlast zu trennen, dürfte daher größer werden. 

Abwicklung von Altbeständen - ein interessantes Geschäftsmodell 

Darauf setzen spezialisierte Unternehmen, die solche Versicherungsbestände übernehmen und abwickeln wollen. Mit der Frankfurter Leben ist vor wenigen Tagen bereits der vierte Anbieter in diesem Bereich an den Markt gegangen. Mit Hilfe von effizienten IT-Plattformen wollen diese Spezialisten das Altgeschäft anderer Versicherer abwickeln und daran verdienen. Ihre Ertragsquelle ist dabei vor allem die Kosteneinsparung, denn an den Ansprüchen der Versicherungsnehmer soll und darf sich durch die Übernahme nichts ändern. Sie sind auch bei den Abwicklern genauso gestellt wie bei ihren bisherigen Versicherern. 

Die Chancen, dass diese Rechnung aufgeht, stehen nicht schlecht. Denn anders als "normale" Versicherungen müssen die Abwicklungs-Spezialisten keine Vertriebsorganisation aufbauen und unterhalten. Verkaufen gehört nicht zu ihrem Geschäft. Damit entfällt für sie eine wichtige Kostenquelle. Sie müssen keine Provisionen zahlen, kaum Werbung machen und benötigen kein Vertriebspersonal.

Die IT-Abwicklung bietet zusätzliche Chancen für niedrige Kosten - insbesondere, wenn große Bestände mehrerer Versicherer übernommen werden können und es zu Kostendegressionseffekten kommt. Für die Eigentümer der Abwickler wirkt es sich dabei günstig aus, dass die Hälfte der realisierten Kosteneinsparungen - anders als bei anderen Gewinnen - ausgeschüttet werden darf. 

Mögliche Win-Win-Situation

Wenn die Umsetzung erfolgreich verläuft, könnten alle Beteiligten im Sinne einer Win-Win-Stituation profitieren:  

  • die Abwickler verdienen an ihrer Abwicklungsleistung;  
  • die Versicherer gewinnen durch die Trennung von ihren Altbeständen neue Geschäftsspielräume und mehr Flexibilität; 
  • und die Versicherungsnehmer erhalten Vorteile durch professionellere Abwicklung, besseren Service und Kosteneinsparungen bei ihrer Lebensversicherung.

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