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Negativzinsen in Sicht?

Zum neuen EZB-Leitzins meldete sich jetzt auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann öffentlich zu Wort. Eine Diskriminierung deutscher Sparer sieht er in dem Rekord-Zinstief nicht. In der Praxis könnte ein weiterer Zinsschnitt jedoch sogar zu Negativzinsen führen. Der 7. November 2013 war für deutsche Sparer ein ausgesprochen schwarzer Tag. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte an diesem Tag ihren ohnehin bereits extrem niedrig angesetzten Leitzins auf nur noch 0,25 Prozent abgesenkt.


Negativzinsen

Banken, Versicherungen und Verbraucherschützer reagierten in seltener Einmütigkeit auf diesen Schritt. Die "kalte Enteignung" deutscher Sparer steht seitdem ebenso zur Debatte wie der nochmals immens gewachsene Zinsdruck auf die Branche. Die EZB verbindet mit dem Zinsschnitt die Hoffnung, dass billiges Geld die Konjunktur in den südeuropäischen Krisenstaaten treiben könnte. Verbraucher und Experten sehen darin eine Diskriminierung deutscher Sparer und befürchten, dass in absehbarer Zeit Negativzinsen auf der EZB-Agenda stehen werden. Bundesbank-Chef Jens Weidmann entschied sich in einem Statement auf dem Frankfurter Wirtschaftstag der Volks- und Raiffeisenbanken allerdings für eine andere Perspektive:

Um Diskriminierung der Deutschen gehe es bei der auf Südeuropa ausgerichteten Geldpolitik der EZB auf keinen Fall, schließlich müssten auch sicherheitsorientierte Sparer in Italien oder Spanien mit niedrigen oder auch Negativzinsen leben. Im Gegenteil verteidigte der Banker die Niedrigzinspolitik der EZB sogar. Die expansive europäische Geldpolitik habe zum Ziel, die "kurzfristigen Nachfragekräfte" zu stärken. Dass sich die deutsche Sparquote auf dem niedrigsten Stand seit 2002 befinde, sei daher "grundsätzlich gewünscht".

Die Alternative zu Negativzinsen - Konjunkturverfall?

Zwar betonte der Bundesbank-Chef, dass Negativzinsen kein Dauerzustand werden dürften und die Geldpolitik dadurch zum Gefangenen der Politik sowie der Märkte würde. Die Alternative zur Niedrigzinspolitik der EZB sei jedoch ein erneuter Konjunkturverfall mit seinen negativen Folgen. Von den niedrigen Zinsen würden unter anderem auch deutsche Bauherren oder Gewerbetreibende profitieren, falls sie sich jetzt für einen günstigen Kredit entscheiden. Für Arbeitnehmer oder Aktionäre ergebe sich aus dem erneuten Zinsschnitt größere Krisensicherheit. Jens Weidmann galt bisher als der erbittertste Gegner einer laxen und auf Südeuropa fokussierten Geldpolitik in der Euro-Zone. Seine "Pro-Zinsschnitt"-Haltung ist jedoch trotzdem folgerichtig und aus geldpolitischer Perspektive von Verantwortung getragen.

Die Aufgabe einer Notenbank besteht schlussendlich nicht darin, eine akzeptable Verzinsung für Spareinlagen zu sichern, sondern den Wert des Geldes sowohl gegen eine mögliche Inflation als auch gegen Deflation zu sichern. Ob die Deflationsgefahr in der EU bereits so groß ist, dass die Zinskorrektur unumgänglich war, ist unter Experten nicht unumstritten. Die Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler bestreitet jedoch nicht, dass niedrige Zinsen der europäischen Konjunktur auf die Sprünge helfen könnten. Opponenten fürchten vor allem erneute Krisen-Szenarien durch spekulative Blasen.

Echte Negativzinsen nach dem nächsten Zinsschnitt?

Den deutschen Sparern hilft diese Begründung allerdings kaum weiter. Auf Giro-und Tagesgeldkonten liegen derzeit rund 1,8 Billionen Euro, weitere 1,5 Euro bei Versicherungen, deren Kundengelder ebenfalls vor allem in sichere und damit niedrig verzinste Wertpapiere fließen. Die Inflationsrate liegt bereits seit Mitte 2011 über den Zinserträgen für sichere Anleihen. Im Klartext: Der Sparer wird enteignet. Die Umlaufrendite deutscher Staatspapiere liegt derzeit bei nur 1,42 Prozent. Im langjährigen Durchschnitt lagen die Realrenditen deutscher Sparer bei 3,2 Prozent. Auch Negativzinsen sind inzwischen für die EU ein realistisches Szenario. Der belgische EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat die Möglichkeit von Negativzinsen erst vor kurzem angedeutet.  Falls sie kommen, würden alle Banken, die ihre Gelder bei der Zentralbank deponieren, mit zusätzlichen Gebühren abgestraft. Sicher ist, dass die Institute die Negativzinsen direkt an ihre Kunden weitergeben würden. Vor allem die privaten Sparer hätten in diesem Kontext keine Lobby.

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