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"Nestbeschmutzer" oder Realist John Cryan: Banker verdienen zu gut

John Cryan ist erst vor wenigen Monaten angetreten, um die Deutsche Bank wieder auf Erfolgskurs zu trimmen. Seither hat sich schon viel getan.


Banker

Doch auch über seinen eigentlichen Wirkungsbereich hinaus sorgt Cryan mit neuen Ansätzen für Aufmerksamkeit - zum Beispiel, wenn es um die Boni für Banker geht.  Die Bonuszahlungen im Bankgeschäft sind bereits seit Langem umstritten. Trotzdem haben sie nach der Finanzkrise wieder ansehnliche Größenordnungen erreicht. Der Deutsche Bank-Chef sieht hier Reformbedarf. 

Boni sind nach der Finanzkrise wieder beliebt 

Eigentlich sind Boni dazu gedacht, den Leistungs- und Erfolgswillen der Banker zu steigern. Sie sind nach wie vor ein wesentlicher Gehaltsbestandteil und nicht selten deutlich höher als das Grundgehalt. Vor allem - aber nicht nur - im Investmentbanking sind üppige Bonuszahlungen üblich. Sie sollen als Anreiz dienen, möglichst hohe Gewinne im Interesse der Bank zu erwirtschaften.

Dies hat in der Vergangenheit durchaus funktioniert. Oft übersehen oder in Kauf genommen wurde dabei, dass damit auch die Risikobereitschaft deutlich wuchs.  Das böse Erwachen kam in der Finanzkrise, als die Träume von immer größeren Handelsgewinnen platzten. Damals wurde in den hohen Boni eine Ursache für die Blasenbildung und den anschließenden Kollaps gesehen.

In der Folge gab es - nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks - Einschränkungen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Seit die Banken ihr Tief von damals überwunden haben, geht es auch bei den Bonuszahlungen wieder aufwärts. 

Falsche Anreize und zu viel

Dagegen hat sich jetzt John Cryan auf einer Veranstaltung der Frankfurter Universität gewandt. Dabei übte der Bankchef nicht nur Kritik an der Form, sondern auch an der Höhe der Vergütung. Seiner Meinung nach verdient mancher Banker zu viel, ohne dass das durch seine Tätigkeit gerechtfertigt sei. Denn schließlich seien Banker keine Unternehmer, sondern wirtschafteten nur mit dem Geld anderer Leute - eine Provokation.  

Grundsätzlicher ist seine Kritik am System der Bonuszahlungen. Es setzt falsche Anreize, weil damit vor allem die kurzfristige Gewinnmaximierung belohnt werde. Der nachhaltige Erfolg bleibe dabei zu oft auf der Strecke. Daher sei eine Neujustierung der erfolgsabhängigen Vergütung notwendig. Sie müsse deutlich langfristiger angelegt werden und es sei eine bisher nur unzureichend wahrgenommene Aufgabe des Managements, auch außerhalb der Boni für klare Ziele und die nötige Motivation zu sorgen. 

John Cryan fängt mit den Reformen in seinem eigenen Haus an. Die Bonuszahlungen bei der Deutschen Bank werden - auch angesichts der wirtschaftlichen Lage - deutlich gekürzt und künftig soll die Auszahlung zeitverzögert erfolgen. Es wird sich zeigen, ob dieses Beispiel auch woanders Schule macht.


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