Preisanpassungen sind wirksamer als billiges Geld
Nach der Überzeugung von Hans-Werner Sinn generierte die Gemeinschaftswährung inflationäre Kreditblasen, welche vor allem den Südländern viel zu teuer wurden. Wenn Länder wie Griechenland, Portugal und Spanien jemals wieder wettbewerbsfähig sein wollen, müssten sie die Preise ihrer Produkte um etwa 30 Prozent reduzieren. Dieser Wert bezieht sich auf den Rest der Eurozone und den Beginn der Krise. Italien sollte nach Expertenmeinung die Güterpreise um zehn bis fünfzehn Prozent senken.
Fehlender Reformwille
Billiges Geld ist jedoch verlockender, daher zeigen die meisten Krisenstaaten keinerlei Anstrengungen zu Reformen. In Spanien und Griechenland konnte bislang nur ein Rückgang der relativen Preise um sechs beziehungsweise acht Prozent verzeichnet werden. Alleine Irland kam bisher gut aus der Krise. Ironischerweise liegt dies daran, dass die irische Blase zu einer Zeit platzte, in der es weder Rettungsschirme noch billiges Geld gab.
Billiges Geld ist eine teure Medizin
Obgleich der Europäischen Zentralbank die geringen Auswirkungen ihrer bisherigen Finanzpolitik bekannt sind, transferiert sie seit einigen Wochen noch mehr billiges Geld in die südlichen Mitgliedsländer. Die betroffenen Staaten sollten dies als letzte Chance ansehen und ihre Erzeugerpreise über mindestens zehn Jahre unverändert lassen. Gleichzeitig müsste die Inflation in den Nordländern auf Werte zwischen zwei und vier Prozent ansteigen. Dann wäre die Eurozone wieder ausgeglichen, meint Hans-Werner Sinn mit einem Hinweis auf den deutschen Nebeneffekt: Die Bundesbürger wären mit einem 50 Prozent höheren Preisniveau konfrontiert und die Sparer hätten dreißig Prozent weniger.
Der von Herrn Sinn vorgeschlagene Weg ist für die Südländer steinig und schwer begehbar, nach menschlichem Ermessen werden sie billiges Geld wählen und die geforderte Wettbewerbspolitik zugunsten höherer Staatsverschuldung aufgeben.