Altersvorsorge: Anleihen nicht mehr liquide

Anleihen gelten im Allgemeinen als vergleichsweise risikoarmes Investment. Sie werden daher gerne für die Altersvorsorge genutzt. Doch so sicher wie es scheint, sind Rentenpapiere längst nicht mehr. Ein Risikofaktor ist dabei die zunehmende Illiquidität des Rentenmarktes.


Altersvorsorge

Altersvorsorge: klassisch mit Anleihen 

Auch wer für seine Altersvorsorge nicht unmittelbar in Anleihen investiert, ist oft in den Rentenmarkt involviert. Denn Lebensversicherungen, Pensionsfonds oder Fondsgesellschaften legen erhebliche Teile ihrer Anlagemittel in Anleihen an. Zum Teil sind sie sogar aufgrund gesetzlicher Vorschriften dazu verpflichtet. Anleihen bieten festgelegte Zins- und Tilgungszahlungen und sind insofern gut kalkulierbar. Risiken lassen sich in Grenzen halten, indem bevorzugt Papiere mit guter Bonität - zum Beispiel erstklassige Staatsanleihen - gekauft werden. Das macht sie für die Altersvorsorge prinzipiell interessant.

Ganz ohne Risiko sind aber auch erstklassige Papiere nicht. Sie unterliegen nämlich einem Zinsänderungsrisiko. Steigen die Zinsen am Markt, führt das bei bestehenden Anleihen automatisch zu Kursverlusten. Diese nivellieren sich zwar zum Laufzeitende hin. Wer sich aber vorzeitig von seinem Investment trennen muss, findet darin nur einen schwachen Trost. Gerade niedrig verzinste Papiere, wie sie derzeit gang und gäbe sind, würden bei einem Zinsanstieg besonders unter Kursrückgängen leiden. 

Der Anleihemarkt trocknet zunehmend aus 

Es ist nicht nur diese Gefahr, die für Zurückhaltung institutioneller wie privater Investoren am Rentenmarkt sorgt. Auch die Renditeperspektiven sind in der anhaltenden Niedrigzinsphase nicht unbedingt verlockend. Bundesanleihen bieten derzeit erst bei längeren Restlaufzeiten überhaupt eine positive Rendite. Wer bereit ist, höhere Risiken einzugehen und Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen schlechterer Bonität kauft, kann zwar auf etwas bessere Erträge hoffen. Der Risikoaufschlag ist aber vergleichsweise gering. Außerdem ist der Erwerb solcher Papiere für Versicherer und Banken durch die Regulierung restringiert.

Die EZB tut mit ihrem Anleihekaufprogramm das ihrige dazu, den Rentenmarkt leerzusaugen. Im Handel zeigt sich daher zunehmend ein früher nicht bekanntes Phänomen: die Illiquidität des Marktes. Käufer und Verkäufer von Papieren haben zunehmend Probleme, einen Handelspartner zu finden. Noch macht sich fehlende Liquidität bei den großvolumigen Anleihen nicht bemerkbar. Hier gibt es noch genügend Marktakteure, die zu handeln bereit sind. Aber bei Papieren mit niedrigem Emissions- und Handelsvolumen kann es schon schwieriger werden, zum Zuge zu kommen. 

Gefahr für Altersvorsorge 

Mit der Austrocknung des Marktes zieht ein zusätzlicher Risikofaktor in den Anleihehandel ein. Er macht die betroffenen Papiere tendenziell anfälliger für Kursschwankungen. Denn wenn nicht genügend Marktakteure vorhanden sind, folgt die Kursbildung zunehmend erratischen Prozessen und nicht mehr dem Marktmechanismus.

Das gefährdet tendenziell auch die Altersvorsorge, die stark auf Anleihen setzt.


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