Davos: Kommt die nächste Bankenkrise?

Die Bankenkrise in der Euro-Zone ist zwar abgeflaut - endgültig ausgestanden ist sie bisher nicht. Aus Sicht der globalen Wirtschaftselite gibt es auch in Zukunft Risiken. In Davos warnten die Wirtschaftslenker jetzt davor, dass sich das Krisenszenario wiederholen könnte. Das Weltwirtschaftsforum in Davos gab sich zum ersten Mal seit der Bankenkrise verhalten optimistisch.


Bankenkrise

Axel Weber, der Verwaltungsratschef der Schweizer Bank UBS, formulierte beispielsweise, dass die Erholung Europas - auch wenn sich die Dinge "besser anfühlen" als bisher - keine Gründe liefere, um in Begeisterungsstürme zu verfallen. Auf der Haben-Seite steht vorerst: Die Europäische Union befindet sich nach dem Abflauen der Bankenkrise in einer Phase wirtschaftlicher Stabilisierung. Das Zerfallen der Euro-Zone ist vorerst abgewendet. Einige EU-Länder, allen voran Deutschland und Großbritannien, zeigen wieder reale Wachstumschancen. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff verwies in Davos jedoch auch auf die andere Seite der Medaille: Europa sei zwar im Kommen, jedoch längst nicht wieder da. Ebenso wie Sir Martin Sorell, Chef der britischen WPP-Unternehmensgruppe, sieht er als Hauptproblem die hohe Arbeitslosigkeit sowie die geringe Flexibilität des europäischen Arbeitsmarktes. Pierre Nanterre, der Vorstandschef des global agierenden Beratungsunternehmens Accenture, attestiert der EU mit Ausnahme Deutschlands das Fehlen grundlegender Reformen.  

Weltweit wettbewerbsfähig sind in der EU nur Deutschland und Großbritannien

Fakt ist: Europa steht deutlich besser da als im Vorjahr, ist jedoch noch weit entfernt vom Status vor der Bankenkrise. Ob es um Aktienkurse, Marktkapitalisierung oder das generelle Wirtschaftswachstum geht: Deutschland ist das einige Land, das sich tatsächlich wieder auf dem Vorkrisen-Stand befindet und sich in Rogoffs Worten "aus der Rezession sowie der systemischen Bankenkrise" befreit hat. Aus Davos kam  die Forderung, dass das politische Europa die wirtschaftlichen Reformen jetzt zügig weiterführen müsse. Axel Weber bringt es auf den Punkt: Wenn die EU sich gegen China behaupten will, ist keine Selbstzufriedenheit gefragt. Weltweit konkurrenzfähig sind von den fünf größten EU-Volkswirtschaften bislang nur Deutschland und Großbritannien. Spanien bewege zwar auch allmählich aus der Rezession heraus, seine Arbeitslosigkeit sei jedoch nach wie vor inakzeptabel hoch. In Italien könne möglicherweise der neue Vorsitzende der Regierungspartei PD und Chef des Energiekonzerns Eni, Matteo Renzi, das Blatt zum Positiven wenden. Frankreich befinde sich bisher noch im Abschwung, nicht zuletzt aufgrund politischen Versagens - Präsident Hollande setzte unpopuläre wirtschaftliche Reformen erst jetzt auf die politische Agenda. 

Europawahl und EZB-Bankenprüfung: Auslöser der nächsten Bankenkrise?

Während der größte Teil Europas noch mit den Folgen der Bankenkrise kämpft, erledigt die EU als Ganzes derzeit ihre Hausaufgaben. Brüssel beansprucht im Finanzbereich inzwischen deutlich stärkeres Gewicht als in den vergangenen Jahren: Die europäische Bankenaufsicht wird künftig in Frankfurt am Main zentralisiert, auch das Kommando zur Abwicklung insolventer Banken soll bald durch die EU gegeben werden können. Bank-Chef Axel Weber fürchtet allerdings zwei  Risiken, die im ungünstigsten Fall sogar in die nächste Bankenkrise führen könnten.

Zum einen ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass nach der Europawahl im Mai 2014 EU-skeptische Parteien eine entscheidende Position gewinnen und die Währungsunion generell in Frage stellen. Zum anderen könnte gerade die Sanierung der Banken eine nächste Bankenkrise provozieren. Die Europäische Zentralbank wird in den nächsten Monaten die Bilanzen von 130 europäischen Banken prüfen, die Veröffentlichung der Ergebnisse ist für November anvisiert. Weber geht davon aus, dass Spekulanten schon einige Wochen zuvor damit beginnen werden, gegen die möglichen Verlierer dieser Prüfung Wetten abzuschließen - sie also abzustoßen. Die Verlierer des Prozederes werden wieder jene Länder sein, die auf frisches Kapital durch die Banken dringend angewiesen sind. Die Finanzmärkte sind aus Webers Sicht trotz aller politischen Beteuerungen zu dieser Kulanz bis auf weiteres noch nicht bereit. Eine künftige Bankenkrise ist auch aus dieser Perspektive alles anderes als unwahrscheinlich.


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