Ende der konservativen Wunderpapiere: Anleihen lieber verkaufen

Lange galten Anleihen und Anleihefonds als eine lohnende Alternative für Anleger, die das Risiko scheuen, aber dennoch etwas bessere Renditen als auf dem klassischen Sparbuch erzielen wollen.


Anleihen

Wer in erstklassige Staatsanleihen investiert - so die Überlegung -, kann in Ruhe seinen Erträgen aus Zinskupons entgegensehen. Doch ganz so verhält es sich nicht. Ein Risikofaktor wird dabei häufig übersehen - das Zinsänderungsrisiko. Darunter haben Inhaber längerfristiger Anleihen und Anleihefonds derzeit zu leiden. Und es könnte in Zukunft noch schlimmer werden. 

Häufig übersehen - das Zinsänderungsrisiko

Zinsänderungsrisiko, wieso? - Diese Frage mag mancher stellen, der festverzinsliche Papiere besitzt. Schließlich sind hier die Zinszahlungen fest vereinbart. Das stimmt, dennoch hat die Zinsentwicklung Einfluss. Sie bestimmt nämlich den Marktwert - die Kurse der Rentenpapiere. Steigen die Zinsen, sinken die Kurse laufender Anleihen und umgekehrt. Wer seine Anleihen vorzeitig verkauft, erlebt dann unter Umständen Kursverluste - oder günstigenfalls Kursgewinne. 

Derzeit sind die Kurse allerdings auf Talfahrt. Seit einigen Monaten steigen die längerfristigen Zinssätze am Markt. Im April brachten zehnjährige Bundesanleihen eine Rendite von 0,1 Prozent, derzeit sind es schon 0,5 Prozent. Dies mag angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB überraschen, lässt sich aber erklären. Die EZB-Maßnahmen wirken vor allem auf die kurzfristigen Zinsen. Die langfristigen Zinsen entwickeln sich dagegen weitgehend unabhängig davon und folgen eher den Markteinflüssen.

Die Renditedifferenzen mögen überschaubar aussehen, haben aber durchaus spürbare Kurseffekte. Ein weiterer Renditeanstieg um 0,5 Prozentpunkte würde zum Beispiel einen weiteren Kursverlust von vier Prozent bedeuten, bei einem Prozentpunkt wären es bereits acht Prozent. 

Jetzt ist umschichten angesagt 

Die steigenden Zinsen spüren die Inhaber von Anleihefonds derzeit besonders schmerzlich. Fast alle großen und bekannten Fonds haben seit April an Wert verloren. Das Ausmaß hängt dabei von der jeweiligen Anlagestruktur und -politik ab. Doch auch wer unmittelbar auf Anleihen gesetzt hat, muss aktuell beim Verkauf mit Verlusten rechnen. Es ist kaum ein Trost, dass sich solche Kursverluste beim Durchhalten der Rentenpapiere bis zum Laufzeitende "aussitzen" lassen.

Denn der Preis dafür ist der Verzicht auf ein besser rentierliches Investment.  Tatsächlich ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich der Zinstrend nach oben fortsetzen wird. Sollte die Weltkonjunktur im kommenden Jahr doch noch anspringen, sind höhere Zinsen zu erwarten. Die Chancen auf sinkende Zinsen am langen Ende stehen dagegen eher schlecht.

Trotz möglicher Verluste - es könnte jetzt noch ein guter Zeitpunkt zum Umschichten sein. Zum Beispiel in defensive und dividendenstarke Aktien als Alternative zu Rentenpapieren. Unabhängige Finanzberatung hilft Ihnen bei der Entwicklung der richtigen Strategie.


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