Honorarberatung - in Großbritannien bereits Standard

Großbritannien besitzt spätestens seit dem 1. Januar 2013 den weltweit am stärksten regulierten Versicherungs- und Finanzmarkt. Seit Anfang dieses Jahres gilt ein komplettes Provisionsverbot für fast alle Anlageprodukte, die sich an private Kunden wenden, also sowohl für Rentenversicherungen als auch für Investmentfonds. Eine Honorarberatung ist damit für britische Anleger Standard.


Honorarberatung - in Großbritannien bereits Standard

Ausnahmen sind lediglich für Risiko- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen sowie Haftpflicht- und Sachversicherungen zugelassen. Das Provisionsverbot ist der letzte Schritt in einer zehn-bis 15 jährigen Neuregulierung des britischen Anlagemarktes unter dem Zeichen verbesserten Verbraucherschutzes.

Parallel dazu etablieren sich erhöhte Anforderungen an die Finanzberater sowie ein expliziter ethischer Kodex in der Finanzberatung. Auf lange Sicht könnte dieses Modell auch nach Deutschland kommen - es wäre nicht das erste Mal, dass Großbritannien für den europäischen und internationalen Finanzmarkt neue Standards setzt. Experten gehen davon aus, dass die Briten in der Regulierung gegenüber dem Rest Europas einen Vorsprung von fünf bis acht Jahren haben. In der Praxis ergeben sich natürlich auch aus der in Großbritannien gesetzlich vorgeschrieben Honorarberatung diverse Pros und Contras.

Markt-Diversifikation zwischen Premium- und Value-Kunden

Branchen-Insider gaben dem britischen Modell einer gesetzlich vorgeschriebenen Honorarberatung auf dem Markt zunächst nur geringe Chancen. Das allgemeine Paradigma hieß, dass Vermögenskunden die Beratungsgebühren kaum problemlos akzeptieren würden. Inzwischen mehren sich die positiven Stimmen, so konstatierte Gordon Wilson, Gründer und Geschäftsführer der Maklerfirma Carbon in Edinburgh, dass Neukunden gerade im Premiumbereich dem neuen Modell - bei exzellenten Beratungsleistungen, günstigen Produkten und spürbaren finanziellen Vorteilen aus der Honorarberatung - dem neuen Konzept sehr offen gegenüberstehen. Gleichzeitig habe sich der Beratungsprozess durch die neuen Regelungen weiter professionalisiert.

Aufgrund der Honorarberatung haben die Finanzexperten unter anderem weitaus größere Möglichkeiten, sich vollständig auf ihre Beratungskunden zu konzentrieren. Wilson ist überzeugt, dass nicht nur Premium-Kunden, sondern auch Normalverbraucher von den neuen Regelungen profitieren. Sie werden künftig nicht von "schlechten Angeboten zu überhöhten Preisen" überschüttet, sondern wachsen entweder über simple Anlageprodukte - etwa einen Banksparplan - in ein Segment hinein oder erhalten von den Beratungsfirmen eine Grundbetreuung für ihre Anlageprodukte. Innovativ auf dem britischen Finanzmarkt sind vor diesem Hintergrund einige Do-It-Yourself-Produkte.

Beispielsweise hat der britische Discount-Broker Hargreaves Landsdowne ein digitales Beratungstool entwickelt, bei dem die Kunden nach Eingabe ihrer Risikostruktur eine Übersicht für sie geeigneter Finanzprodukte erhalten und zu günstigen Konditionen bei Hargreaves kaufen können. Im ersten Quartal 2013 konnte das Unternehmen mit diesem Tool immerhin Verträge im Wert von 1,8 Millionen britischen Pfund vermitteln. Auf der Basis einer Honorarberatung im Finanzbereich etablieren sich in Großbritannien derzeit zwei verschiedene Geschäftsbereiche: Ein effizientes, kostengünstiges und digital gestütztes Do-It-Yourself-Segment sowie eine hochwertige professionell strukturierte Honorarberatung. Fragen ergeben sich derzeit vor allem für das Mittelfeld der Kunden, allerdings ist absehbar, dass einige Honorarberater sich verstärkt auch auf Anlagemodelle für "mittlere Vermögen" fokussieren werden.

Gesetzlich vorgeschriebene Honorarberatung:  Kompletter Umbau des Vermittlermarktes

Durch das britische Modell der Honorarberatung verändert sich der Vermittlermarkt komplett. Beispielsweise hat sich in Großbritannien die Anzahl der Berater, die exklusiv an bestimmte Banken oder Versicherungen gebunden sind, von 185.000 auf 11.000 Personen verringert, die Zahl der unabhängigen Honorarberater ist im Gegenzug stark angewachsen. Gleichzeitig hat die britische Regulierungsbehörde ihren Personalbestand deutlich aufgestockt: Die staatlich verordnete Honorarberatung könnte sehr gut auch stärkere Kontrollen und insgesamt die Zunahme bürokratischer Prozesse nach sich ziehen. Wie erfolgreich das Konzept einer staatlich regulierten Honorarberatung am Ende wirklich ist, bleibt bis auf weiteres offen. Sicher ist, dass die Wandlungsgeschwindigkeit des Finanzmarktes für Privatanleger immens zugenommen hat und dass weitere Regulierungen folgen werden. Für Deutschland gibt es hier bisher selbstredend keine verbindlichen Prognosen.  


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