Das IWF-Papier im Detail
Der Plan liefert Anleitungen, mit denen die künftigen Schuldenkrisen westlicher Staaten unter Einbeziehung der Sparer gelöst werden sollen. Grundlegende Aussage ist, dass Schuldenprobleme mit mehr Flexibilität zu beseitigen sind. Was im ersten Moment gut klingt, hat bei genauerem Hinschauen konkrete Folgen für die Gläubiger.
Sie sollen in Zukunft wesentlich früher herangezogen und zum Verzicht auf ihre Ansprüche gezwungen werden. In der Europäischen Gemeinschaft sind diese Kreditoren vor allem die Eigentümer von Verträgen zur Altersvorsorge wie beispielsweise Lebensversicherungen.
Anleihenzeichnern droht eventuell die Enteignung
Der IWF konzentriert sich mit dieser Maßnahme auf Staaten, die über keinen vollständigen Zugang zum Kapitalmarkt verfügen. Konkret heißt das wenig Gutes für die Sparer. Wenn eine Nation enorme Zinsen für ihren Geldbedarf aufbringen muss und darüber hinaus einen wenig nachhaltigen Schuldenstand aufweist, steht die teilweise Enteignung der oben genannten Gläubiger im Raum.
Enteignung kommt laut dem IWF-Papier nur als letzte Konsequenz infrage, zunächst sollen erzwungene Laufzeitverlängerungen für Anleihen als moderate Instrumente zur Problemlösung dienen. Reduzierungen von Nennwert und Zinssatz sind weitere Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, bevor der IWF in Zukunft zur finanziellen Hilfe bereit ist.
Zu dem IWF-Plan fehlt bislang noch der formale Beschluss, doch der wird spätestens in einigen Monaten vollzogen sein. Dann werden die Privatanleger stärker als bisher zur Lösung von staatlichen Finanzproblemen herangezogen. Führende Ökonomen definieren diese Einbeziehung mit bisher wenig gehörten Begriffen:
- Verzicht auf Forderungen.
- Verlängerung von Laufzeiten.
- Kupon-Herabsetzungen.
- Teilweise Enteignungen.
Vorbild Griechenland
Der IWF orientiert sich an der in der griechischen Krise praktizierten Vorgehensweise. Dort hatte das Parlament die Schuldverträge nachträglich mit Klauseln ergänzt, nach denen eine Gläubigermehrheit die Umschuldung zulasten der Minderheit beschließen konnte.
In der Folge kam es 2012 zu Forderungsverzichten in Höhe von 53,5 Prozent. Aus den verbleibenden Außenständen wurden neue Papiere mit Laufzeiten von maximal dreißig Jahren aufgelegt.
Der IWF erwartet neue Umschuldungsaktionen
Weiterhin steigende Staatsverschuldungen in Verbindung mit geringem Wachstum und minimaler Inflation, treiben den Internationalen Währungsfonds zur Vorbereitung auf neue Umschuldungen an. Er hat dabei auch Staaten im Fokus, die ihre Probleme mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen selbst lösen könnten.
Daher sollten Investoren entweder ganz auf Anleihen verzichten oder die Bonität des Ausgebers noch intensiver als bisher überprüfen.