Neue Finanzkrise in Sicht?

Die amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen sorgte im Juni für Aufsehen, als sie erklärte, sie erwarte zu Lebzeiten keine neue Finanzkrise mehr. Diese Zuversicht teilt längst nicht jeder. Im Gegenteil - derzeit werden die Unwägbarkeiten wieder größer und es gibt Entwicklungen, die Sorge bereiten.


Finanzkrise

Die anhaltende Niedrigzinspolitik vieler Zentralbanken hat zu einer gigantischen Geldschwemme geführt, die nicht nur die Kurse bei Aktien, sondern auch bei Anleihen nach oben getrieben hat. Rentierliche Investments zu finden, wird selbst für professionelle Investoren wie Fondsmanager immer schwerer. Viele Geldanlagen erscheinen inzwischen überbewertet. Der Preis steht in keinem angemessenen Verhältnis mehr zur versprochenen Rendite und zum übernommenen Risiko. Solche Überbewertungen sind typisch für eine Blasenbildung.

Brüchige Konjunktur und hohe Verschuldung

Es könnten wieder einmal die USA sein, die die Blase zum Platzen bringen - mit Negativ-Folgen für die gesamte Weltwirtschaft. Jenseits des Atlantiks mehren sich die Zeichen, dass der bereits länger anhaltende Aufschwung brüchiger wird und sich das Wachstum abschwächt. Die Konjunkturdaten der letzten Monate waren gemischt und Donald Trump sorgt mit seiner ebenso unvorhersehbaren wie irritierenden Politik mehr für Unsicherheit als für positive Impulse. Steuerreform, Gesundheitsreform, Infrastruktur-Investitionen - nichts davon wurde bisher umgesetzt. Dafür ist man relativ weit bei einer umfassenden Banken-Deregulierung vorangekommen, die den Finanzinstituten wieder weniger Zügel anlegen soll.

Wenn die US-Wirtschaft nicht mehr so nachhaltig wächst, wird ein weiterer Umstand zur Gefahr: die hohe Verschuldung in den Vereinigten Staaten. Sie betrifft nicht nur den Staat, sondern auch Verbraucher und Unternehmen. 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung gehen auf privaten Konsum zurück.

Eine schlechtere Konjunktur hätte Folgen für die Beschäftigung und könnte US-Bürger in Schwierigkeiten bei ihren Krediten bringen. Auch viele hoch verschuldete Unternehmen kämen in die Bredouille. Derzeit bedient sich die US-Industrie wegen der noch niedrigen Zinsen kräftig am Anleihemarkt. Bereits bei der letzten Finanzkrise ging der Anstoß vom privaten Sektor aus. Zahlungsausfälle bei sogenannten Subprime-Krediten für Wohnimmobilien standen am Beginn des Krisenprozesses.

Oft fehlt nur ein Nadelstich 

Wenn sich eine Blase aufgebaut hat, bedarf es oft nur eines "Nadelstichs", um sie zum Platzen zu bringen. Der könnte zum Beispiel der angekündigte Abbau der Anleihebestände der Fed sein. Damit würde den Märkten Geld entzogen, was tendenziell zinserhöhend wirkt. Bei deutlich steigenden Zinsen gehen aber viele Kalkulationen von Privaten und Unternehmen nicht mehr auf. Das mag erklären, warum die Fed bei ihrem Kurs derzeit so unklar und tastend vorsichtig ist.

Eine ausbrechende Finanzkrise scheint unmittelbar wohl nicht vor der Tür zu stehen, aber das Risiko dafür ist größer geworden.


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