Typische Beispiele für Selbstbetrug
Der im Menschen angelegte Wunsch, gewinnen zu wollen, einmalige Chancen zu nutzen sowie Risiken zu vermeiden führt manchmal zu verhängnisvollen Fehleinschätzungen.
Im Nachhinein versuchen viele, sich die Dinge schönzureden.
Nachfolgend zusammengestellt sind einige der typischen Formen von Selbstbetrug an der Börse und im menschlichen Verhalten:
- Es wird bevorzugt auf sogenannte 'Blue Chip-Werte' gesetzt. Die Beschränkung auf vermeintlich erstklassige Aktien schränkt das Anlagespektrum unnötig ein. Übersehen wird: Solidität und ein guter Name sind noch kein Ausweis für erfolgreiches Investment. Anleger sollten lieber den Markt als Ganzes kaufen (beispielsweise über einen Indexfonds) und nicht nur Ausschnitte.
- Investitionen werden wegen der unsicheren Aussichten gescheut. Hier gilt: Geldanlage an der Börse ist immer mit Unsicherheit verbunden. Die Zukunft zuverlässig vorherzusagen, ist noch niemandem gelungen. Auf Dauer bewähren sich regelmäßiges Investieren und Anlagedisziplin, anstatt hektisch zu agieren, wenn es zu Ausschlägen kommt, oder gar nicht zu handeln.
- Anleger präferieren bestimmte Branchen, in denen sie sich besonders gut auskennen. Vermeintliches Experten-Know How hilft allerdings auf lange Sicht wenig, denn in den Kursen werden die verfügbaren Marktinformationen bereits weitgehend abgebildet. Informationsvorsprünge an der Börse sind eine Illusion.
- Anleger setzen auf einen bestimmten Wert, der angeblich besonderen Erfolg verspricht. Tritt das Gegenteil ein, gehört zum Selbstbetrug die Erklärung, niemand habe mit der Entwicklung rechnen können. Diese Sichtweise vernachlässigt, dass es grundsätzlich nicht ratsam ist, in einzelne Werte zu investieren sondern Geldanlage immer unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung erfolgen sollte.
- Im Nachhinein wird ein Börsencrash als vorhersehbar beurteilt. Dann überrascht es, wieso Anleger trotzdem immer weiter auf steigende Kurse gesetzt haben. Am besten ist eine Anlagestrategie, die auf Kursprognosen verzichten kann.
Der Selbstbetrug an der Börse ist anscheinend kaum auszurotten. Dabei gibt es längst wissenschaftliche Erkenntnisse, die die Grundlage für rationales Handeln bei der Geldanlage bilden können. Die sich daraus ergebenden Handlungsempfehlungen sind relativ einfach nachvollziehbar.
Portfolio-Theorie: Risiken breit streuen
Eine wichtige Basis liefert die Portfolio-Theorie. Sie kann zeigen, dass eine Strategie der Risikostreuung und des Investments in unterschiedlichen Anlageklassen gegenüber der gezielten Investition in Einzelwerte immer überlegen ist. Entweder lässt sich dadurch das durchschnittliche Risiko eines Portefeuilles reduzieren oder eine bessere Rendite erzielen. Anleger, die auf Risikostreuung verzichten, investieren daher suboptimal.
Effiziente Kapitalmärkte: den Markt kaufen
Eine weitere wichtige Erkenntnis hat der US-Ökonom Fama mit seiner These von den effizienten Kapitalmärkten beigesteuert. Danach ist es dauerhaft nicht möglich, an der Börse Überrenditen durch bessere Information zu erzielen. Kursprognosen oder aufwändige Research sind letztlich überflüssig. 'Börsenexperten' leben danach vom Selbstbetrug der Anleger. Die sollten lieber systematisch in den Markt investieren, dann lohnt sich Geldanlage auch.