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So schlecht ist die Zinswelt nicht

Mario Draghis fortgesetzte Niedrigzinspolitik wird vielfach als Unglück für Sparer angesehen. Sie führe zu einer schleichenden Enteignung, so der Vorwurf. Folgt man dem Wirtschaftsweisen und Würzburger Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger, ist der EZB-Kurs aber gar nicht so dramatisch - zumindest, wenn man Vergleiche mit der Vergangenheit zieht.


Zinswelt

Tatsächlich sind hohe Zinsen alleine noch keine Garantie für rentierliches Sparen. Wenn die Inflation ebenfalls hoch ist, wird ein Großteil des Nominalgewinns durch die Geldentwertung aufgefressen. Real bleibt dann unter Umständen wenig übrig, ggf. wird die reale Rendite trotz positiver Zinserträge sogar negativ.

EZB- und Bundesbank-Politik im Vergleich 

In puncto Inflation können sich die Sparer über Mario Draghi nicht beschweren. Seit seinem Amtsantritt im Jahre 2011 lag die Inflationsrate im Schnitt bei 1,1 Prozent - weniger, als dem Euro-Notenbankchef lieb ist. Er strebt eigentlich eine "geldwertstabile" Inflationsrate von zwei Prozent an. Als die Bundesbank noch die deutsche Geldpolitik zu verantworten hatte, lag die Inflation im Schnitt bei 2,7 Prozent. Die Mark verlor also stärker an Wert als der Euro. 

Wer sein Geld unter Bundesbank-Ägide auf dem Sparbuch parkte, erlebte dabei durchaus längere Phasen mit negativer Real-Verzinsung. 1971 bis 1982 und 1991 bis 1995 war das der Fall. Besser gefahren sind Käufer festverzinslicher Wertpapiere. Hier war die Rendite meist höher als die Inflation. Allerdings wurde das durch die Besteuerung der nominellen statt der realen Erträge großteils wieder zunichtegemacht. Bei einem individuellen 50-Prozent-Steuersatz waren die realen Anleiherenditen zwischen 1971 und 1983 trotz hoher Nominalverzinsung überwiegend ebenfalls negativ. 

Kein nachhaltiger Zinsanstieg zu erwarten 

Für den Sparer von heute bedeutet es allerdings nur geringen Trost, dass die Lage früher auch nicht besser war. Angesichts von Zinsen nahe Null bei verzinslichen Anlagen und Negativ-Renditen bei vielen Anleihen ist auch bei geringer Inflation realer Vermögenserhalt mit "sicherem" Sparen nicht möglich. Die Schuld dafür sieht Peter Bofinger allerdings nicht alleine bei Mario Draghi. Die deutsche Politik tue das ihre dazu und habe es durchaus in der Hand, gegenzusteuern. 

So seien die niedrigen bis negativen Anleiherenditen auch eine der Folge der "schwarzen Null". Der Staat frage einfach weniger Anleihekapital nach. Das könnte sich ändern, wenn mehr Geld für Investitionen und Infrastrukturausbau eingesetzt werde. Zusätzliche Anreize für sozialen Wohnungsbau und Investitionen könnten überdies die Kreditnachfrage steigern und positive Zinsimpulse setzen. Eine weitere Bofinger-Idee sind überdurchschnittlich verzinste Anleihen zur privaten oder betrieblichen Altersvorsorge. Auch wenn solche Maßnahmen kämen, glaubt der Wirtschaftsweise allerdings nicht an einen nachhaltigen Zinsanstieg. Die globalen Rahmenbedingungen sprächen einstweilen dagegen.


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