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Die Geheimsprache der Makler (1)

Eine Immobilie kann in der Regel nicht gleichzeitig zentral und ruhig verortet sein. Dennoch ist diese Ankündigung häufig in Wohnungsannoncen zu finden. Die Maklersprache ist von Codes und Floskeln geradezu durchdrungen. Aber sie lässt sich entschlüsseln.


Die Geheimsprache der Makler (1)

Die gesuchte Wohnung soll natürlich groß sein. Hell dazu. Und zentral soll sie liegen, nur ruhig muss sie sein. Jeder Wohnungssuchende hat eine bestimmte Vorstellung von dem Zuhause, das er zukünftig bewohnen möchte. Immobilienangebote der Makler bedienen diese zwar hervorragend, aber das hat mit der Realität oft nichts zu tun. Immobilie vermieten ist ein hartes Geschäft.

Man brauche ein Gefühl für das, was einem da begegne, wenn man Immobilienangebote lese, beteuert Stefan Walter. Er ist Geschäftsführer des Eigentümerverbandes Haus & Grund Deutschland mit Sitz in Berlin. Auf den ersten Blick könne das ans Herz gelegte Liebhaberobjekt zwar ein gutes Schnäppchen sein, sich auf den Zweiten aber ebenso gut als äußerst renovierungsbedürftig herausstellen. Bei einem solchen Eigenheim muss der Käufer noch eine beträchtliche Eigenleistung liefern, bis es seinen Wünschen nahekommt.

Gleiches kann man von einer Immobilie mit der Beschreibung „gut erhalten“ erwarten. Die letzte Renovierung ist bei solchen Wohnungen oder Häusern schon einige Zeit her, wie Stefan Walter die Maklersprache in realistisches Deutsch überträgt und warnt.

Werbung entlarven

Steht hingegen „aufwendig und luxuriös saniert“ in der Beschreibung, kann man von kürzlich abgeschlossenen Arbeiten an dem Objekt ausgehen. Der Eigentümerverband siedelt eine solche Wohnung im gehobenen Standardsegment an, was sich schließlich auch auf die Miete auswirkt. Die Lage ist allerdings der größte preisbestimmende Faktor. Deshalb schreiben die Makler häufig von „schöner, zentraler Lage“, obwohl damit auch Verkehrslärm einhergehen kann.

Großer Popularität erfreuen sich auch Wohnungen in einer „gefragten Lage“, oder wenn sie in einem „aufstrebenden Viertel“ liegen. Da erwarten dann die Vermieter, dass ihr unbeliebtes Viertel sich in kürzester Zeit in eine Szene-Gegend verwandeln wird, was für gewöhnlich niemand garantieren kann, wie der Experte zu bedenken gibt. Jeder Werbeaussage mit einer gewissen Portion angemessener Skepsis zu begegnen, rät derweil Ulrich Ropertz, der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes in Berlin ist.

Anzeigen machen neugierig

Die hauptsächliche Funktion einer Anzeige ist es, die Neugier ihrer Leser zu steigern. Geeignete Mittel dafür sind eine Vielzahl von Schlüsselbegriffen, die den Wünschen der Wohnraumsuchenden gerade am besten passen. Die „gute Verkehrsanbindung“ möchte schließlich niemand missen, nachdem er umgezogen ist. Das bedeutet allerdings, dass die Immobilie an einer Durchgangs- oder Hauptstraße gelegen ist. Jedenfalls sollte die Haltestelle für den öffentlichen Personennahverkehr in der Nähe des Wohnhauses sein.

„Lichtdurchflutet“ gilt als Klassiker im Maklerdeutsch. Jeder Raum kann so ausgezeichnet sein, selbst wenn er absolut duster ist. Für gewöhnlich werden damit aber Räume beschrieben, die über große Fenster verfügen und eher hell sind. Ropertz geht bei solchen Zimmern von einer 16-stündigen Sonneneinstrahlungsdauer pro Tag aus. Während der Sommermonate hätte das den Nachteil, dass sich niemand mehr gerne tagsüber in solchen Räumen aufhält. „Gut geschnitten“ und dazu „großzügig“ ist so gut wie jede Wohnung. Manche 20 Quadratmeter große Ein-Personen-Apartments erfüllen dieses Kriterium sogar.  Ist der Suchende aber aufmerksam, kann er widersprüchliche Angaben in den Anzeigen schon so aufdecken, weil eine Wohnung in der Regel nicht zentral und gleichzeitig in ruhiger Umgebung liegen kann. Der „Schallschutz nach DIN“ ist übrigens keine Besonderheit, sondern ein üblicher Standard. (LB/BHB)


 
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