Letztlich gaben führende Wirtschaftsforschungsinstitute bekannt, dass es an der Umsetzung scheitere. Die Bundesregierung hätte es versäumt, die Umsetzung gut auszuarbeiten, erklärte auch Wolfgang Franz, der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Christoph Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, gab ebenfalls an, dass die Energiewende schlecht durchdacht sei. „Es gibt ein eklatantes Missverhältnis zwischen dem stark voranschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien und dem kaum vorankommenden Ausbau der Infrastruktur, allen voran der Stromnetze im Inland.“ Dadurch entstünden auch bei weitem höhere Kosten, als überhaupt nötig gewesen wäre.
Kritik kommt auch von Seite des Direktors des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar: „Es fehlt ein Konzept, um steigende Kosten zu verhindern.“ Vor allem achte man kaum auf die Kosten. „Deshalb werden die Energiepreise auch im nächsten Jahr steigen beziehungsweise auf hohem Niveau bleiben. Das ist deshalb tragisch, weil in anderen Industrieländern – vor allem den USA – die Energiekosten eher sinken.“ Dies führe dazu, dass diese Faktoren „die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie schwächen und hiesige Arbeitsplätze gefährden“.
Wie der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Franz, erklärte, gebe es künftig drei große Baustellen in Sachen Energiepolitik: den Netzausbau und -umbau, die Steigerung der Kraftwerkskapazitäten und die Minimierung der Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien. Hierfür fordert er ein Gesamtkonzept, das er bislang vermisse.
Schmidt forderte vor allem, dass die Regierung mehr tun müsse, um zu verhindern, dass Energiepreise weiter ansteigen. „Das Ausbautempo bei den Erneuerbaren muss verlangsamt und an das Tempo des Infrastrukturausbaus angepasst werden. Ein Überschießen beim Ziel für 2020, den Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung auf 35 Prozent zu steigern, muss vermieden werden, wenn der Strompreisanstieg gedämpft werden soll.“
Die Experten sehen in der derzeitigen Situation etwaige negative Konsequenzen für die deutsche Unternehmenslandschaft, schließlich müssten Unternehmen gerade aufgrund der Energiewende immer größere Belastungen tragen. Den Schluss daraus zieht Schmidt: „Diese Belastungen verringern die Gewinne der Unternehmen, verhindern somit Investitionen in neue Arbeitsplätze und führen in nicht wenigen Fällen zum Abbau von Arbeitsplätzen.“ (NS/BHB)