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Japanischer Wirtschaftsboom durch Radikalpolitik

Die seit zwei Jahrzehnten anhaltende Stagnation in Japan könnte nun ein Ende haben. Zu Beginn des laufenden Jahres ist die japanische Wirtschaft überraschend stark angewachsen. Zu verdanken hat das Land den Aufschwung dem neuen Ministerpräsidenten Shinzo Abe und seiner durchaus riskanten Politik.


Japanischer Wirtschaftsboom durch Radikalpolitik

Offenbar zeigt die aggressive Geld- und auch Konjunkturpolitik der Volksrepublik ihre Wirkung. Deutlich stärker als angenommen ist das Bruttoinlandprodukt Japans im ersten Quartal des laufenden Jahres gestiegen. Das gab die japanische Regierung am Donnerstag bekannt. Demnach wuchs die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,9 Prozent. Zudem war es das zweite Quartal in Folge, in dem ein Plus verzeichnet werden konnte. Die Aktien bewerteten das positiv. Hochgerechnet auf das Jahr ergibt sich ein Wirtschaftszuwachs von 3,5 Prozent.

Sowohl die Regierung als auch die Ökonomen sind der Ansicht, dass diese Entwicklung als erste Reaktion auf Shinzo Abe´s Wirtschaftspolitik zu sehen ist. Ziel des neuen Ministerpräsidenten ist es, sein Land aus der wirtschaftlichen Stagnation, in der Japan sich seit zwei Jahrzehnten befindet, herauszuführen. Erreichen will Abe sein Ziel mit einer relativ aggressiven Geld- und Konjunkturpolitik.

Die aktuellen Zahlen scheinen ihm und seinem Programm zu mindestens im Moment Recht zu geben. Real erhöhten sich die Konsumausgaben, die in der Volksrepublik mit annähernd 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beitragen. In erster Linie stieg jedoch der Absatz der Luxusartikel. Die Stimmung der Verbraucher ist derzeit so gut, wie schon lange nicht mehr.

Diese Entwicklung soll, so ein Finanzexperte, überwiegend auf zwei Faktoren zurückgehen: Das wäre zum einen der Boom des Aktienmarktes und zum anderen der psychologische Effekt auf die Ankündigung des Konjunkturprogrammes. Die japanische Regierung will das Wirtschaftswachstum mit großen Infrastrukturvorhaben ankurbeln und für diese Projekte auch mehr finanzielle Mittel bereitstellen. Und das, obwohl Japan sowieso schon das höchst verschuldete Industrieland weltweit ist.

Für seinen geplanten Wachstumskurs hat der Ministerpräsident selbst die japanische Notenbank vor seinen Karren gespannt. Rund 1,4 Billionen Dollar soll die Notenbank innerhalb von zwei Jahren in die japanische Wirtschaft pumpen. Das soll überwiegend durch den Ankauf von börsengehandelten Index (ETF)- und Immobilienfonds sowie dem Ankauf von Anleihen geschehen. Dadurch soll, neben einer Stimulierung der Konjunktur, auch die Inflation angeheizt werden, die sich seit Beginn der neunziger Jahre in Japan kaum über null Prozent bewegt.

International ist diese Politik äußerst umstritten. Auf diese Weise wird der Wert des Yen, der japanischen Währung, künstlich nach unten gedrückt, wodurch sich die japanischen Produkte im Ausland verbilligen. Die aktuellen Zahlen sprechen jedoch für erste Erfolge. Erstmals, seit gut einem Jahr, legten die Exporte Japans wieder zu. Um insgesamt 3,8 Prozent stiegen die Exporte an.

Ein Problem scheint von der neuen Politik jedoch unangetastet zu bleiben: Im fünften Quartal in Folge gingen die Investitionen der Unternehmen zurück. Aktuell um 0,7 Prozent. (DR/BHB)


 
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