Das Ende Zyperns als Anleger-Paradies ist absehbar. Gerade erst wurde die Insel vor der Pleite gerettet, da werden durch die zyprische Notenbank am Wochenende weitaus höhere Verluste für die reichen Bank-Kunden angeordnet, als bisher erwartet. Kunden, die bei der Bank of Cyprus über ein Guthaben von mehr als 100.000 Euro verfügen, müssen scheinbar mit einem Verlust ist Höhe von 60 Prozent ihres Guthabens als Sanierungsbeitrag rechnen.
Bedingt durch die Aussicht, dass die Rezession sich auf der Insel noch verschärfen wird, schlägt die Regierung rund um Nikos Anastasiades ungewöhnliche Wege ein. Um die Steuereinnahmen zu erhöhen, sollen nun Kasinos in dem europäischen Teil der Insel öffnen. Bislang war dieses Vorhaben immer am Widerstand durch die orthodoxe Kirche gescheitert. Aktuell ist das Glücksspielt auf Zypern nur im türkischen Teil der Insel erlaubt.
Neu ist im Zusammenhang mit der Rettung Zyperns vor der Pleite, dass die reichen Sparer einen Sanierungsbeitrag leisten müssen. Bisher wurde hier ein Beitrag in Höhe von 30 bis 40 Prozent erwartet. Die Beteiligung der reichen Sparer war im Rahmen der Verhandlungen zur Rettung der Insel eine Voraussetzung, um eine Zehn-Milliarden-Euro-Hilfe vom Internationalen Währungsfonds und der EU zu erhalten.
Ursprünglich waren von dieser Regelung alle Einlagen betroffen. Dieses Vorhaben stieß jedoch auf massiven Widerstand, selbst an den Kapitalmärkten zeigten sich nervöse Reaktionen. Nun sind die Spareinlagen bis zu einer Grenze von 100.000 Euro garantiert und bleiben unangetastet.
Kritik von Moskau an der Zwangsabgabe
Für viele war Zypern aufgrund der niedrigen Steuern, der hohen Zinsen und den oberflächlichen Kontrollen ein Anleger-Paradies. So lockte die Insel viele Milliarden aus dem Ausland an, überwiegend aus Großbritannien und Russland. Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung ist der zyprische Bankenbereich aufgebläht. Bereits einmal hatte Russland mithilfe eines Kredites Zypern weitergeholfen. Moskau äußerte bereits heftige Kritik an der Zwangsabgabe, vorerst will man aber nichts unternehmen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax erklärte Igor Schuwalow, Vize Ministerpräsident, dass es schade wäre, sollten Russen ihr Geld verlieren. Dennoch würde sich die russische Regierung in einer solchen Situation nicht einmischen wollen. Sollten die Verluste jedoch ein Unternehmen mit staatlicher Beteiligung betreffen, sei die russische Regierung bereit, jeden Fall öffentlich und transparent in Russland zu prüfen. Dies habe jedoch keinen Einfluss auf konkrete Hilfeleistungen. Erst vor Kurzem wurden über neue Kredite und eine Verlängerung des bestehenden Darlehens verhandelt.
Die zyprischen Banken hatten am Donnerstag nach einer fast zweiwöchigen Zwangspause wieder ihre Türen geöffnet. Das Chaos, mit dem gerechnet wurde, blieb aus. Die Experten waren davon ausgegangen, dass die Anleger die Banken stürmen würden, um ihre Einlagen zu sichern. Durch die Limitierung der Abhebungen blieben die Erwartungen jedoch unerfüllt und so befanden sich mehr Journalisten als Bankkunden in den Geldhäusern.
Der Einzelfall Zypern
Innerhalb der Euro-Zone sind die Diskussionen über die Beteiligung reicher Anleger an der Rettung eines Landes entbrannt. Könnte dies das Modell der Zukunft sein? Gegenüber der „Bild“ erklärte Bundesfinanzminister Schäuble, Zypern sei und bliebe ein Einzelfall. Damit distanzierte sich der CDU-Politiker von der Aussage von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, der in der Beteiligung von Anleihe-Besitzern, Sparern und Anlegern durchaus ein Modell für eventuell in der Zukunft notwendig werdende Hilfsprogramme sieht.
Der Beschluss der Zentralbank Zyperns sieht vor, dass die Anleger, die über Einlagen in einer Höhe ab 100.000 Euro verfügen, lediglich für einen Wert von 37.5 Prozent, Aktien der Bank of Cyprus erhalten werden. Die restlichen 62,5 Prozent könnten dann für immer verloren sein. 22,5 Prozent sind es in jedem Fall. Die noch verbleibenden 40 Prozent kommen nur dann zur Auszahlung, sollte es der angeschlagenen Bank wirtschaftlich wieder besser gehen.
Seit dem Schuldenschnitt zum Vorteil von Griechenland sind auch die Geldinstitute der Insel mehr als marode. Die Laiki-Bank, das zweitgrößte Finanzinstitut Zyperns, wird indes komplett abgewickelt. Bestehende Guthaben werden übertragen auf die Bank of Cyprus.
Demonstrationen vor dem Parlament
Nicht nur vor dem Bankrott, auch vor dem Ausscheiden aus der Euro-Zone, habe die Einigung Zyperns bewahrt, erklärte Anastasiades. Generell ist die Stimmung in Zypern deutlich friedlicher, als unter anderem in Griechenland. Auch wenn in Nikosia rund 2000 Studenten und Schüler aus Protest gegen die verschärften Auflagen aus Brüssel auf die Straßen gingen, gab es dennoch keinerlei Ausschreitungen. Am vergangenen Donnerstag hatte die Banken-Gewerkschaft Etyk zu Demonstrationen gegen die Kürzungen des Pensionsfonds der Bank-Angestellten und die Stellenstreichungen vor dem Parlament aufgerufen.
Trotzdem ist die Stimmung gedrückt. Der Inhaber eines Bekleidungsgeschäftes in Nikosia erklärte, dass aus dem Anleger-Paradies Zypern die Hölle geworden wäre. Auch wenn die Banken wieder geöffnet wären, würden die Geschäfte dennoch nicht anziehen. (FF/BHB)