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Schlechtes Geschäft für Kreditkunden

Bereits im ersten Teil sind Strategien der Banken angesprochen worden, die ihnen dabei helfen, Kreditkunden an sie zu binden, auch wenn ihnen vergleichsweise schlechte Konditionen zur Kreditverlängerung angeboten werden. Laut Stephan Scharfenoth, dem Chef der Internetplattform Baufi24, gibt es außerdem Institute, die Kurz- und Langläufer in einer Darlehenskonstruktion mit einander kombinieren würden.


Kreditkunden machen oft schlechtes Geschäft (2)

Der erste Rang entspreche fünf Jahren und der zweite Rang zehn Jahren. Das bedeutet: Möchte ein Kreditnehmer umschulden, verschiebt sich der Rang. Würde eine Bank die Anschlussfinanzierung übernehmen, rutscht sie dadurch auf den zweiten Rang ab. Die Folge ist, dass sie ablehnt.

Kreditnehmer begehen aus Sicht der Fachleute häufig einen Fehler, der sich später als sehr teuer herausstellt: sie bleiben bei ihrem bestehenden Kreditinstitut. Beim Darlehenszins wirken sich schon minimale Unterschiede des Prozentsatzes in mehreren Jahren gewaltig auf Unterschiede bei der Kalkulation aus.

Eine aktive Suche kann laut Expertenaussagen den Kreditnehmer durchschnittlich um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte des Zinssatzes erleichtern. So beziffern auch Interhyp und ING-Diba die mögliche Ersparnis auf 0,4 Prozentpunkte im Durchschnitt.

Das macht sich auch bei derzeitigen Kreditnehmern bemerkbar. Eine Beispielperson, die einen Kredit über 140 000 Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren nimmt, bekommt zuerst einen Zinssatz von 2,7 Prozent angeboten. Bei ihrer Tilgungsrate von einem Prozent im Jahr zahlt sie Monatsraten in Höhe von 431,67 Euro und hätte im Jahr 2022 noch 123.947 Euro offen. Sucht sie allerdings nach einem günstigeren Kredit und wird bei einem Zinssatz von 2,4 Prozent fündig, kann sie ihre Rate in dergleichen Höhe zahlen und dadurch ihre Schulden etwas schneller abtragen. Nach zehn Jahren ergibt sich damit eine um 4 000 Euro geringere Restschuld.

Es betrifft zwar nur Einzelfälle, doch in einem Zeitraum von zehn Jahren können Zinseinsparungen vier- oder sogar fünfstellige Beträge erreichen. Laut der Universität Hamburg sind drei bis acht Milliarden Euro die jährliche Summe Geld, die von Kreditnehmern wegen zu teurer Immobilienkredite zu viel gezahlt werden. Eine weitere Schätzung geht davon aus, dass jedes Jahr ein Kreditvolumen von 80 bis 100 Milliarden Euro verlängert wird.

Die Bücher der inländischen Geldhäuser sind gegenwärtig mit rund einer Billion Euro an privaten Immobilienfinanzierungen gefüllt. Darüber hinaus schließen die Deutschen jeden Monat neue Darlehen ab, die laut einer Bundesbank-Statistik eine Gesamtsumme von 15 Milliarden Euro betragen.

Angesichts dieser Sparmöglichkeiten wird Kreditnehmern geraten, möglichst schon ein Jahr vor Ablauf der Zinsbindungsfrist die Augen für Alternativangebote offenzuhalten. Ebenso attraktiv können Forward-Darlehen sein, bei denen aktuelle Zinskonditionen sogar schon 60 Monate im Voraus fixiert werden. Aufgrund spezieller Aufschläge sind derartige Forward-Kredite in der Regel jedoch teurer als ein herkömmliches Hypothekendarlehen. Sie werden also erst lohnenswert, sobald der Kreditnehmer mit einem deutlichen Zinsanstieg rechnet, der die Aufschläge insgesamt übertrifft. (LB/BHB)


 
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