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Mehr Rendite im Tagesgeld – Wie die Banken tricksen

Undurchschaubare Kniffe im beim Tagesgeld sind auf dem Vormarsch: Lockangebote, Höchstsummen, Koppelgeschäfte. Wenn Kunden nicht nur ein Prozent Zinsen herausholen wollen, müssen sie die kleinen und großen Tricks der Banken zu durchschauen lernen.


Mehr Rendite im Tagesgeld – Wie die Banken tricksen

Ein Phänomen hat Einzug gehalten: Kämpferische Konditionen herrschen nur für Neukunden, während Bestandskunden ordentlich draufzahlen müssen. Dagegen hilft nur, den Anbieter zu wechseln und dadurch ständig Neukundenrabatte zu erhalten, oder bei einer angedrohten Kündigung auf Halteangebote einzugehen. Neben Autoherstellern, Stromversorgern, Handy-Netzbetreibern und Internetprovidern bedienen sich auch Banken dieser Praxis.

Das Vermögen der Deutschen in Spar-, Sicht- und Bareinlagen beläuft sich auf zwei Billionen Euro und vermehrt sich ständig. Tagesgeld ist dabei in zwei Lager zu unterteilen: Die einen greifen Neukundenkonditionen ab, indem sie ständig zu einem neuen Anbieter wechseln. Die anderen sind über niedrige Zinsen frustriert, während in der Werbung andauernd von zwei und mehr Prozent geredet wird.

Die aktuelle Inflation beläuft sich auf 1,4 Prozent und liegt damit über den Sparzinsen auf Einlagen, die sich nur auf ein halbes Prozent belaufen. Anders als viele glauben ist das nicht besonders revolutionär, weil die Realverzinsung der Spareinlagen 2007 noch niedriger als heute gewesen ist. Ein Prozent Zinsen sollte auch jetzt noch mit Tagesgeldangeboten erreichbar sein. Mit weniger sollte braucht sich niemand zufrieden geben. Soll es allerdings mehr sein, muss der Sparer über die Tricks der Banken Bescheid wissen.

Erster Trick: Befristungen

Häufig sind Zinssätze in Höhe und Zeit befristet ausgeschrieben. Dahinter steht das Kalkül, die Zinsen später senken zu können, wenn der Kunde erst einmal da ist, oder die Einlagen in eine Anlageform zu überführen, die für die Bank rentabler ist. Deshalb ist ein unkonditionierter und attraktiver Basiszins wichtig. Genau dieses Vorgehen verhalf der Wüstenrot Bank AG, für einen großen Zeitraum an der Spitze vieler Vergleiche zu stehen. Ist die Frist abgelaufen, wird der Zins von 2 Prozent auf 0,5 Prozent reduziert, was wiederum weit weniger ist als der Marktdurchschnitt von 0,9 Prozent.

Zweiter Trick: Neukunden-Specials

Die Lockvogelzinsen einer Bank müssen sehr hoch sein, damit jeder Online-Vergleichsrechner für Tagesgeld sie möglichst weit oben listet. In diesen Genuss geraten allerdings nur Neukunden. Die großen Direktbanken Cortal Consors, ING-Diba und DAB Bank setzen den Neukunden-Zins bei 1,5 Prozent an. Damit liegt er einen halben Prozentpunkt über den Konditionen für Bestandskunden. Zu Werbezwecken dient natürlich lediglich der Neukundenzins.

Dritter Trick: Koppelgeschäfte

Häufig werden Zinsen als Marketingprämie angesehen: Mit 2,5 Prozent fürs Festgeld wirbt die Postbank, die Sparda-Banken bieten gleich drei bis vier Prozent an. Damit der Anleger bei Cortal Consors in den Genuss von 3,5 Prozent Zinsen gerät, muss er dort mit einem Depot hin wechseln. Bei der Postbank muss ein Girokonto eröffnet werden. Die Sparda-Bank-Kunden müssen die Produkte „Easyinvest“ oder „Fest&Invest“ buchen und in diesen Fonds die gleiche Summe einzahlen wie auf das Festgeldkonto. Der Ausgabeaufschlag für die Fonds ist dabei etwa so hoch wie die Zinsen, die der Kunde erhält. Mit diesem klassischen Rechte-Tasche-Linke-Tasche-Spielchen ist für den Kunden also nichts gewonnen.

Vierter Trick: Höchstsummen

Bei einem Depotwechsel hin zu Cortal Consors oder wenn sie ein Konto bei der Postbank eröffnen, springt für den Kunden dabei eine Summe von 50 Euro mehr heraus, als sie im Marktdurchschnitt erhalten würden. Denn auch hier gilt eine Befristung bis zu einer bestimmten Höchstsumme. Ein weiterer Kniff kommt beim Postbank-Angebot dazu: Falls ein Kunde im Zusammenhang mit einer Werbeaktion  mehr als 10 000 Euro auf das Tagesgeldkonto einzahlt, wird nicht nur der darüber hinausgehende Betrag niedriger verzinst, sondern das komplette Guthaben. Derzeit liegt dieser Satz bei nur 0,35 Prozent.

Momentan mangelt es den deutschen Banken genauso wenig an Geld, wie den Kunden. Die Notenbanken werfen es zu Kampfzinsen auf den Markt, doch die Kreditnachfrage ist unbefriedigend. Heute lohnt es nicht einmal mehr, das Geld teilweise in Staatsanleihen zu stecken, weil das keine höheren Zinsen bringt, aber die Ausfallrisiken erhöht.

Kunden können sich also glücklich schätzen, wenn sie auf ihre täglich verfügbaren Spareinlagen ein Prozent Zinsen bekommen. Der Versuch, als ein Zinshopper dann und wann ein halbes Prozent mehr herauszuschlagen, ist nicht ratsam.


 
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