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Mit positiver Einstellung in die Altersarmut

Auch wenn dem größten Teil der jüngeren Deutschen klar zu sein scheint, dass sie Vorsorge fürs Alter treffen müssen, wird doch zu wenig gespart. Grund dafür ist nicht immer das fehlende Geld.


Mit positiver Einstellung in die Altersarmut

Es wirkt etwas absurd: So optimistisch wie selten zuvor blicken die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland in ihre Zukunft. Überzeugt von ihrem persönlichen Erfolg scheint Arbeitslosigkeit kein Grund zur Angst für sie zu sein. Nach eigenen Angaben planen die meisten von ihnen ihr Leben bereits im Voraus. Ihnen ist bewusst, dass sie Altersvorsorge treffen müssen, um nicht im Alter in Armut leben zu müssen.

Trotzdem spart tatsächlich nur ein geringer Teil von ihnen regelmäßig Geld, um im Alter versorgt zu sein. Gerade einmal 38 Prozent sorgen durch ihre Beiträge über die gesetzliche Rentenversicherung hinaus fürs Alter vor, obwohl rund 90 Prozent von ihnen eine Vorsorge für notwendig ansehen. Dass viele ihr Wissen nicht in die Tat umsetzen, liegt dabei nicht immer am fehlenden Geld.

Diese Angaben beruhen auf dem Ergebnis einer TNS Infratest Studie. Rund 2.500 Personen zwischen 17 und 29 Jahren wurden von den Sozialforschern im Rahmen der repräsentativen Untersuchung telefonisch befragt. Da es sich bereits um die zweite Studie in dieser Art handelt, können nun auch Vergleiche mit den Ergebnissen von 2010 gezogen werden. Beide Studien wurden von MetallRente, dem Versorgungswerk für die Metallindustrie, in Auftrag gegeben. Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann war mit der wissenschaftlichen Leitung betraut. 

Knapp 40 Prozent vom Bruttoeinkommen

Wie Hurrelmann erklärt, habe es sich bei der jungen Generation bereits herumgesprochen, dass die jungen Leute nach derzeitigem Stand bei ihrem Eintritt in den Ruhestand nur noch knapp 40 Prozent ihres Bruttoeinkommens zur Verfügung haben werden, was für den Lebensunterhalt nicht reichen wird. Doch die jungen Leute zeigen sich unsicher bei der Bewerkstelligung ihrer Alterssicherung.

Dafür sind verschiedene Gründe ausschlaggebend. Das Vertrauen in die Versicherungen und Banken wurde im Rahmen der Finanzkrise schwer angeschlagen, so die Verfasser der Studie. Das Geld würde den Instituten nicht mehr so sorglos anvertraut. Darüber hinaus kennen sich die Jugendlichen kaum mit den finanziellen Dingen aus. Auch wenn rund 50 Prozent der Befragten angaben, sich in finanziellen Fragen für ausreichend informiert zu halten, konnten von den meisten von ihnen Begriffe wie Riester oder betriebliche Altersvorsorge (bAV) nicht erklärt werden.

Für die meisten Befragten ist der Ruhestand scheinbar zu abstrakt. Bei vielen setzt eine Überforderung ein, bereits heute Geld zu sparen für ein Ereignis, das sich erst in vierzig Jahren in ihrem Leben ereignen wird. Die Komplexität der Angelegenheit lässt viele resignieren, so Hurrelmann. Sie richten ihr Augenmerk eher auf vor ihnen liegende Dinge wie ihre Ausbildung, berufliche Karriere oder auch die Familiengründung.

Gespart wird unter anderem auch für Bildung und Reisen. Gerade die jungen Akademiker erhoffen sich, dass sich eine gute Qualifikation später auszahlen wird. Diejenigen, die eine Ausbildung durchlaufen haben, sparen eher für ihre Altersvorsorge. Besonders verunsichert sind dagegen die Jugendlichen, die entweder einen niedrigen Schulabschluss gemacht haben oder auch gar keinen Schulabschluss besitzen. Hier sind es wohl auch überwiegend die Mittel, die für die Altersvorsorge fehlen. Rund 42 Prozent der jungen Leute, die angaben, nichts für ihre Altersvorsorge zurück zulegen, gaben ebenfalls an, dafür nicht über die finanziellen Mittel zu verfügen. Nach Hurrelmanns Erkenntnis ist gerade diese Generation strukturell von der Altersarmut bedroht. Diejenigen, die es am meisten benötigen würden, würde keine Vorsorge treffen und so mit offenen Augen ein großes Risiko eingehen.

Männer sparen dabei mehr als Frauen. Die Frauen würden überwiegend nach der Geburt eines Kindes in ein altes Rollenmuster verfallen und sich in die Abhängigkeit der Ehemänner begeben. Dabei sei es gerade für die Frauen in Zeiten von unsicheren Lebenskonstellationen ebenso notwendig, für das Alter Vorsorge zu treffen.

Sowohl für die Wissenschaftler, als auch für die Auftraggeber ist durch die Studie deutlich geworden, an den Schulen müsse die finanzielle Bildung verbessert werden und auch die Vorsorgeprodukte für den privaten Bereich müssen einfacher gestaltet werden. In erster Linie sei es aber die Aufgabe des Staates, wieder für eine sichere Rente zu sorgen.

Dabei wird von den Forschern in diesem Zusammenhang keinesfalls eine Rückkehr zu dem alten System der gesetzlichen Rente gefordert. Die Rede ist von einer stärkeren Förderung von der betrieblichen Altersvorsorge, was nicht wirklich überrascht. Der Auftraggeber der Studie, MetallRente, würde in diesem Fall profitieren. (DR/BHB)


 
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