Die Zeiten, in denen Prominente werbewirksam in die Kameras strahlten, um dem potentiellen Kunden den Erwerb bestimmter Aktien schmackhaft zu machen, sind seit der Finanzkrise 2008 vorbei. Die Börsengänge finden mittlerweile unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Für die Börsenkandidaten steht der Aufwand, sich um die Privatanleger zu bemühen, in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den sie daraus ziehen könnten, erklärte Lutz Golsch, Emittenten und Bank-Berater bei der PR-Beratungsfirma FTI. Für insgesamt zwölf Millionen Euro wurden von Privatanlegern die Aktien des eine halbe Milliarde schweren Börsengangs von Talanx gezeichnet. Beim Börsengang von O2 wurden für die 15 Millionen Euro, die Privatanleger investierten, knapp 1 Prozent der Aktien zugeteilt. Diese wären, so ein Investmentbanker, durch ihre hohe Dividendenrendite gerade für Privatanleger geeignet.
Nach den Angaben von Golsch kann für eine Werbekampagne schnell ein siebenstelliger Betrag zusammenkommen. Darüber hinaus ist Onlinewerbung für Börsenkandidaten verboten, selbst die nackten Informationen müssen von virtuellen Schranken verdeckt werden.
Zwar konnte das Deutsche Aktieninstitut, DAI, im ersten Halbjahr einen Zuwachs von 1,5 Millionen neuer Aktionäre verzeichnen, dennoch wirkt auch heute noch die Negativerfahrung, die viele Anleger mit dem Neuen Markt und dem Börsengang der Deutschen Telekom gemacht haben, nach. Von der lang beschworenen Aktienkultur ist Deutschland noch weit entfernt. (DR/BHB)
