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Rohstoffe: Manipulation am Markt sorgen für Millionenstrafe

Computerprogramme erzielen an den Börsen riesige Gewinne, wenn sie in Millisekunden Millionen von Positionen bewegen. Jetzt ist das insbesondere bei Rohstoffen verboten. Jeder Verstoß wird bestraft und schwer sanktioniert.


Rohstoffe

 

Jetzt machen britische und amerikanische Aufsichtsbehörden Ernst und greifen gegen die Geschwindigkeit im Börsenhandel und ihre Marktmanipulationen durch. Derzeit beschuldigen die Behörden einen Hochfrequenzhändler mit Sitz in New Jersey, der den Markt für Rohstoffe im Jahr 2011 manipuliert haben soll. Dieser Schritt gilt als das jüngste Zeichen, wonach der Highspeed Handel und seine Marktakteure in der ganzen Welt einer genaueren Kontrolle unterliegen.

Der Panther Energy Trading wird vorgeworfen, genau wie ihrem Eigner Michael J. Coscia, dass das Unternehmen den Markt der Rohstoffe durch die missbrauchte Platzierung von Handelsaufträgen gestört hat. Diesen Vorwurf erhebt die US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel, kurz CFTC. Dadurch soll Panther Energy Trading die übrigen Marktteilnehmer dazu verleitet haben, dass sie Futures-Kontrakte auf Öl, Getreide und andere Rohstoffe zu fingierten Preisen erwarben und veräußerten. Die britische Finanzaufsicht FCA verhängte deshalb gegen Coscia eine Geldstrafe aufgrund von absichtlicher Manipulation am Markt für Rohstoffe.

1,4 Millionen Dollar Strafe wegen Manipulation auf dem Rohstoff-Markt           

Die Strafsumme belief sich laut der CFTC  auf 1,4 Millionen US-Dollar. Darüber hinaus ist das Unternehmen verpflichtet worden,  dieselbe Summe aus seinem Handelsgewinn an die Börsenbetreiber zurückzuzahlen, auf deren Parketts sie die Händel abschlossen, und auch an die Börsenaufsicht selbst wird eine Rückzahlung fällig.

Währenddessen veranschlagte die britische FCA ein Strafmaß in Höhe von 900.000 Dollar, weil Coscia aufgrund seiner missbräuchlichen Handelsstrategie in einem Zeitraum von sechs Wochen beinahe 280 000 Dollar verdient hätte. Die FCA-Direktorin Tracey McDermott urteilt: Coscia hat den Markt für Rohstoffe und die anderen Teilnehmer betrogen.

Daraufhin nahm Panther Energy die Strafe der CFTC an und akzeptierte auch das Handelsverbot über die Dauer eines Jahres. Jedoch wiesen die Händler ihre Schuld weder zurück, noch gaben sie ihre Machenschaften zu. Auch Richard Reibman, der Rechtsanwalt von Panther, wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Manipulierende Unternehmen untergraben Marktintegrität – Nicht nur im Bereich der Rohstoffe

Die gesamte Integrität des Marktes könnte laut den Bedenken der Aufseher durch die Risiken untergraben werden, die das computergestützte Handeln mit sich bringt – Genau das hätten Coscia und Panther bewiesen. Einer Behauptung der CFTC zufolge setzte Panther einen besonders schnellen Algorithmus ein und beteiligte sich damit am „Spoofing“, wobei Angebote und Gebote abgegeben werden, die aber noch vor ihrer Ausführung wieder storniert werden. Der Marktmanipulierer profitiert  als einziger bei dieser Art von Geschäft, wo die Preisschwankung im Vordergrund steht. Der Algorithmus wäre an manchen Tagen sogar einige hundert Male dazu genutzt worden, einen einzigen Futures-Kontrakt anzubieten, wie die CFTC feststellte.

Jetzt schieben die Dodd-Frank-Gesetze derartigen Strategien einen Riegel vor. Ganz besonders in der enorm wachsenden Welt eines elektronischen Börsenhandels gelte es, sowohl die MarktIntegrität zu schützen, als auch die Marktteilnehmer zu fördern.

Diese manipulativen Vorgehensweisen werden durch die Dodd-Franck-Gesetze schon an sich zu einem Verstoß. Die neuen Vollmachten der CFTC erlauben es ihr, einzuschreiten, falls sie eine illegale Handelsstrategie entdecken. Sie braucht nicht erst den Nachweis zu erbringen, dass ein manipulatorischer Zweck vorliegt.

Viele Börsenaufsichten decken manipulatives Verhalten der Hochgeschwindigkeitshändler auf

Ebenso wendet sich die Börsenaufsicht SEC den Hochgeschwindigkeitsfirmen zu. Von ihr wird überprüft, ob diese Marktteilnehmer einen Vorteil gegenüber den anderen Investoren haben. Jüngst versandte auch die Finanzaufsicht Finra Briefe, die an zehn Hochfrequenzhändler adressiert waren. Die Beamten forderten darin Informationen von den Marktteilnehmern an, die Risikokontrollen bei ihren Computercodes betreffen.

Zukünftig wird die CFTC ihre neu gewonnene Machtfülle ausnutzen, genau wie die Finra, die zu Monatsanfang das New Yorker Brokerhaus Newedge bestrafte. Das gehört den Banken Crédit Agricole und Société Générale aus Frankreich. Aufgrund seiner zu locker gehandhabten Aufsicht über die eigenen Hochgeschwindigkeitspraktiken wurde eine Strafe in Höhe von 9,5 Millionen Dollar erhoben. Sogar das „Spoofing“ soll bei der Marktmanipulation eingesetzt worden sein. Auch Newedge dementierte die Fehltritte nicht und gab sie auch nicht zu.

Mittlerweile guckt die CFTC auch bei den sogenannten Wash Trades genauer hin. Das bezeichnet nicht erlaubte Transaktionen, die ein Unternehmen zeitgleich als Verkäufer und Käufer erscheinen lassen. Diese Praktiken sind in den USA untersagt, weil die bewusst falschen Signale den Markt-Manipulationen einen Weg bereiten.

Panther platziert und storniert illegal Angebote im Bereich der Rohstoffe

Nach Aussage von CFTC soll Panther illegaler Weise seine Aufträge in 18 verschiedenen Futures-Kontrakten platziert und gleich darauf storniert haben. Im Bereich der Rohstoffe soll das neben Getreide und Erdgas auch für Sojabohnen praktiziert worden sein. Vorschriften, die in den USA und auch an anderen Handelsplätzen gelten, ist es den Unternehmen verboten,  eine Order am Markt mit dem Ziel zu platzieren, sie niemals auszuführen.

Derartige Aufträge sind auch hier in der Lage, ein Marktinteresse zu signalisieren, das es jedoch gar nicht gibt.  Panthers automatisierte System sorgte auf dem Markt für Rohstoffe dafür, dass – laut Aussage der Aufseher – etwa zwei Prozent der 400 000 großen Aufträge, die das Unternehmen auf dem Markt für Rohstoffe platzierte, tatsächlich ausgeführt worden sind. Der Rest wurde wieder storniert.

Verdacht: Hochgeschwindigkeitshändler erzeugen falsche Marktsignale im Millisekundentakt

Der CFTC-Vertreter Bart Chilton wirft den Hochgeschwindigkeitshändlern vor, – die bezeichntete er bereits als Schummler -, dass leistungsstarke Computer durchaus in der Lage seien, falsche Marktsignale innerhalb von Millisekunden zu erzeugen.

Eine gute Nachricht: Die Aufseher schreiten nun weltweit ein. Schummler können nicht mehr so frei agieren, wie früher. Sie werden schlicht außer Gefecht gesetzt, sobald sie gegen Gesetze verstoßen. Natürlich ist Chilton mit dem einen Jahr Handelsverbot für Coscia unzufrieden. Aber die nach außen gerichtete Wirkung dieser Strafe ist, dass es sich dabei lediglich um eine kleine Auszeit handelt. Besser wäre ein drakonisches Vorgehen gewesen, das gleichzeitig als Abschreckung hätte gelten können.

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