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Rohstoffe: Superzyklus vorbei

Marktanalysten versuchen immer, frühzeitig Signale für grundlegende Trendwenden zu erkennen. Das gilt auch für Rohstoffe. Im vergangenen Jahr verlor der GSCI Total Return Index, ein wichtiger Indikator für die Rohstoffpreise, erstmals seit 1998. Er ging um zwei Prozent zurück. Manche Experten sehen darin das Ende eines sogenannten Superzyklus.


Superzyklus

Superzyklus - kurz erklärt

Von einem Superzyklus wird gesprochen, wenn es am Markt zu umfassenden und wiederkehrenden Strukturverschiebungen bei Angebot und Nachfrage kommt. Viele sehen dies bei Rohstoffen als gegeben an. Wenn die Nachfrage steigt, ziehen die Preise zunächst stark an, denn die Rohstoffförderung kann kurzfristig nicht flexibel angepasst werden. Steigende Preise bedeuten für Rohstoffproduzenten höheren Gewinn und damit Anreize, mehr Rohstoffe zu fördern. Dies erfordert eine gewisse Zeit. Wenn dies geschieht, verlangsamt sich der Preisanstieg allmählich, schließlich übersteigt das Angebot die Nachfrage und die Preise sinken. 

Trendwende auf breiter Front 

Bei einem Superzyklus kehrt sich die Preisentwicklung nicht bei einem einzelnen Rohstoff um, sondern es kommt zu einer Trendwende auf breiter Front. Genau das war im letzten Jahr der Fall; die Preise fast aller Rohstoffe gingen zurück. Damit ist nach Meinung der Anhänger der Zyklus-Theorie der Superzyklus vorbei. Begonnen hatte er mit der stark gestiegenen Nachfrage Chinas nach Rohstoffen aller Art im Rahmen seines Wirtschaftsbooms. Zwischenzeitlich ist China der größte Warenhändler der Welt.

Keine wissenschaftliche Theorie

Inwieweit dieser Erklärungsansatz trägt und für Prognosen der weiteren Preisentwicklung taugt, ist zumindest umstritten. Um eine Theorie im streng wissenschaftlichen Sinn handelt es sich jedenfalls nicht, vielmehr ist es der Versuch, beobachtete Preisentwicklungen plausibel zu machen. Die Rohstoffpreise bewegten sich im vergangenen Jahr keineswegs gleichmäßig nach unten, es kam zu starken Auf- und Abwärtsbewegungen. Per Saldo blieb das Zwei-Prozent-Minus übrig. 

Manche Rohstoffe sind azyklisch

Und längst nicht jeder Rohstoff folgt den Superzyklus-Regeln. Der Preis für Gold zum Beispiel kennt seine ganz eigenen Gesetze. Hier spielen weniger Fördermengen eine Rolle, sondern kurzfristig auf Angebot und Nachfrage im Bestand einwirkende Einflüsse. Agrar-Rohstoffe verhalten sich azyklisch. Dank der immer weiter wachsenden Weltbevölkerung steigt die Nachfrage hier kontinuierlich an. 

Hinreichend für Investments?

Vor diesem Hintergrund ist eine gesunde Skepsis dabei angebracht, den Superzyklus als Kriterium für Investments in Rohstoffe heranzuziehen. Anlageentscheidungen sollten zumindest auch noch andere Faktoren berücksichtigen.

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