Das Rettungspaket, das in Brüssel für den Inselstaat geschnürrt wurde, sorgt in Zypern für Entsetzen. Philokypros Andreou, Präsident der Industrie- und Handelskammer von Limassol, äußerte sich gegenüber der „Welt“, dass sich die Zyprioten derzeit wie zu Kriegszeiten fühlen würden, so wie bei dem Einmarsch der Türken 1974. Lediglich die Kampfwaffen seien keine Gewehre, sondern in diesem Fall Finanzinstrumente. Andreou bezeichnet den Rettungsplan als finanziellen Völkermord.
Darüber hinaus äußerte Andreou den Vorwurf mangelnder Solidarität in Richtung Europas. Die Einwohner Zyperns würden sich von ihren Verbündeten verraten und betrogen fühlen, damit bezog sich der Handelskammerchef auf die Zwangsabgabe, die die Kunden der zyprischen Banken an der Rettung des Staates beteiligen soll. Trotz korrupter Politiker und Banken sieht Andreou die Zyprioten als Opfer, unschuldige Menschen, denen nun durch Schäuble und Merkel noch mehr Schaden zugefügt wird, nur um eine Handvoll russische Oligarchen zu treffen.
Neben unzähligen Unternehmen befürchtet auch der Chef der Handelskammer, dass das Rettungspaket die Grundlage der Wirtschaft Zyperns zerstören wird. In den letzten zwanzig Jahren haben Offshore-Banken und ein Immobilienboom sowie sehr viel Geld aus Russland das Wachstum Zyperns angetrieben. Das wird nun vorbei sein, so Andreou. Die Gelder aus dem Ausland werden in Zukunft ausbleiben. Das Rettungspaket habe innerhalb der vergangenen 48 Stunden die Finanzindustrie Zyperns ruiniert. Die Zukunft des Bankensystems ist für Andreou noch nicht absehbar.
Die komplette Wirtschaf,t werde unter den Auswirkungen zu leiden haben. Bislang hatten die Unternehmen ohnehin schon große Probleme mit ihren Finanzierungen, in Zukunft wird dies unmöglich werden. Andreou geht davon aus, dass viele Unternehmen dem Land nun den Rücken kehren werden. (FR/BHB)