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Die durchdachte Strategie für ganz unterschiedliche Anleger

Nachdem wir im letzten Teil über Sachwerte und Risikostreuung gesprochen haben, wollen wir in diesem zweiten Teil schauen, wie unterschiedliche Anlegergruppen die gewonnenen Erkenntnisse für sich nutzen können.


Tipps für den jungen Menschen

Für junge Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden oder studieren, liegt gerade in der im letzten Teil als sehr wichtig erachtete Streuung das Problem. Die hohe Anzahl unterschiedlicher Anlageformen im Depot hat entsprechende Transaktionskosten zur Folge. Bei Investmentfonds fallen in der Regel Ausgabeaufschläge an (es sei denn man wendet sich an einen Honorarberater) und eine breite Streuung auf mehrere Fonds z.B. bei einem 1.000-Euro-Depot scheitert schon alleine am Mindestbeitrag je Fonds – dieser hängt unter anderem von der gewählten Depotstelle bzw. Bank ab. Diese Größe liegt meist zwischen 250 Euro bis 1.000 Euro.

Vor diesem Hintergrund bieten sich dem jungen Menschen nur wenige Möglichkeiten. So könnte er in einen Aktienfonds investieren. Dazu kann er einen aktiv gemanagt Fonds oder auch einen passiv gemanagten ETF wählen – bei letzterem sind die Gebühren deutlich geringer. In beiden Fällen streut er das Risiko eines Verlustes über nur ein Vehikel auf gleich mehrere Aktien. Damit haben wir aber noch keine Streuung über verschiedene Anlageklassen.

Dies wäre möglich bei einem Fonds, der in der Auswahl nicht auf eine Anlageklasse eingeschränkt ist. Bei Fonds mit einem vermögensverwaltendem Ansatz stehen dem Management unter Umständen viele Anlageklassen zur Verfügung, zwischen denen je nach Einschätzung der Marktlage umgeschichtet werden kann. Hier gibt es sogar die ein oder andere Lösung auf ETF-Basis. 

Das Depot des 40-Jährigen Anlegers

Für einen durchschnittlichen 40-jährigen Anleger ist die Ausgangsposition etwas bequemer. Er hat bereits anderthalb bis zwei Jahrzehnte verdient und auch den einen oder anderen Euro auf die Seite gelegt. Unterstellen wir so beispielsweise ein Depot von 40.000 Euro, ergeben sich für diesen Anleger deutlich mehr Möglichkeiten bei der Geldanlage als für den jungen Menschen. Bei vielen Depots stellen wir fest, dass in nur sehr wenige Anlageklassen und oft auch sehr heimatbezogen (sog. Home Bias) angelegt wird.

Exkurs Homebias

„Der Begriff Heimatmarktneigung bzw. Equity Home Bias Puzzle bezeichnet die Tendenz von Investoren, Geldanlagen auf dem Heimatmarkt überproportional zu gewichten.

Die Portfoliotheorie belegt, dass die Asset Allocation, also die Verteilung der Geldanlage auf verschiedene (voneinander statistisch unabhängige) Anlageklassen zu einer Erhöhung der Rendite bei gleichem Risiko führt. Aus diesem Grund wäre theoretisch eine Verteilung der Anlagesumme im Portfolio auf eine Vielzahl von nationalen Märkten sinnvoll. In der Praxis beobachtet man jedoch, dass die Anleger ihre Anlagen weitaus überproportional auf dem jeweiligen Heimatmarkt anlegen. Diesen Effekt nennt man „Home Bias“. Dieser Effekt wurde erstmals durch Kenneth French und James M. Poterba (1991) sowie Linda Tesar und Ingrid Werner (1995) beschrieben.“

Quelle: Wikipedia

Dabei wäre ausschließlich in deutsche Papiere zu investieren ebenso falsch wie ausschließlich auf Titel aus nur einer Branche zu setzen. Denn das gleiche externe Ereignis (Konjunkturentwicklung, aktuell z.B. Eurokrise) wird auf jedes Land und damit dessen Aktienmarkt eine andere Auswirkung haben. Und erst recht wird die Auswirkung auf andere Anlageklassen unterschiedlich sein. Was wir erzielen wollen, um das Depot zu beruhigen, sind nicht gleich laufende Kursentwicklungen. Wir sprechen von wenig korrelierten Anlagen. (Details und den wissenschaftlichen Hintergrund zur Portfoliotheorie und Diversifikation können Sie in dieser Artikelserie von mir nachlesen).

Die klassische Aufteilung auf Aktien und Anleihen alleine wird nicht ausreichen, um im aktuellen Umfeld zufriedenstellende Ergebnisse zu erreichen. Insbesondere Anleihen leiden unter der Niedrigzinspolitik der überschuldeten Länder. Die Renditen der Papiere halbwegs solider Staaten liegen bei unter zwei Prozent – zehnjährige Bundesanleihen rentierten zuletzt bei 1,45 Prozent. Damit lässt sich noch nicht einmal die Inflation ausgleichen.

Als weitere wichtige Anlageklasse könnten daher Rohstoffe, vor allem in Form von Edelmetallen, ins Portfolio aufgenommen werden. Seine Rohstoffposition sollte der Anleger mit physischem Gold und Silber (ggf. ergänzt um Platin) abdecken. Denn wenn die Krise weiter voranschreitet – und das ist wahrscheinlich – werden die Edelmetalle trotz bereits hoher Notierungen weiter steigen. 

Was der 60-Jährige beachten sollte

Der wesentliche Unterschied zu den beiden bisherigen Anlegern liegt in der Höhe des Kapitals und dem nochmals geringerem zeitlichen Horizont. Nun tritt der Vermögensaufbau zugunsten des Vermögensverzehrs allmählich in den Hintergrund. Für einen 60-Jährigen, der möglichweise in wenigen Jahren in Rente gehen will und dann entsparen möchte, eine hohe Aktienquote wenig sinnvoll. Er muss beachten, dass die Aktienmärkte in dieser kurzen Zeitspanne auch korrigieren und sich bis zum Zeitpunkt, zu dem er auf sein Kapital zugreifen möchte, nicht mehr erholen könnten. Ihm ist daher zu einer wesentlich niedrigeren Aktienquote zu raten.

Doch welche Anlageklasse sollte als Alternative herhalten. Die vermeintliche traditionelle Sicherheit von z.B. Anleihen oder Tagesgeld ist so nicht mehr gegeben – das hatte ich bereits im letzten Teil sehr deutlich gemacht. Mehrere vermögensverwaltende Fonds mit unterschiedlichen Strategien und Risikoprofilen sollten verstärkt zum Einsatz kommen. Auch sollte über eine Diversifikation in andere Währungen nachgedacht werden. Anleihen von Ländern, die ihre Schuldensituation deutlich besser im Griff haben, stehen hier zur Auswahl.

Doch das Alter ist nicht das einzige Kriterium für das individuelle Portfolio. Die persönliche Risikotragfähigkeit einer 40-Jährigen kann niedriger sein als die einer 60-Jährigen. Daher ist es in der Beratung unverzichtbar, die Bedürfnisse und Neigungen des Mandanten genau abzuklopfen und im Laufe der Zeit auch ggf. anzupassen. Die oben genannten Empfehlungen können daher nur als sehr grobe Richtschnur gesehen werden. Eine persönliche Beratung ersetzen sie nicht.


Dieser Text ist vom Autor freigegeben worden. Er trägt daher die alleinige inhaltliche und presserechtliche Verantwortung. Eine Haftung anderer Personen/Institutionen ist ausgeschlossen.

  

 

 

 

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