Die Verratenen – oder der Friedhof der Illusionen – Tag Eins

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich begrüße Sie heute zum ersten Tag der dreitätigen Sonderberichterstattung des Deutschlandfunks anlässlich der sich seit Jahren ankündigenden Beerdigung auf dem Friedhof der Illusionen. Die Vorbereitungen zu einer zwar sehr traurigen, aber dennoch festlichen und würdevollen Beisetzung sind in vollem Gange.


Die Verratenen – oder der Friedhof der Illusionen – Tag Eins

Berlin, im September 2014

(Bitte beachten Sie, dass es sich hier um eine reine Fiktion handelt; die handelnden Personen haben nichts mit der Realität zu tun und die ihnen in den Mund gelegten Worte entspringen meiner blühenden Phantasie!)

So wie es derzeit aussieht, wird es eine große Veranstaltung. Millionen von Menschen sind eingeladen, einige von ihnen werden dieser Einladung folgen. Der größte Teil der Bevölkerung wird die Beerdigung leider nicht persönlich erleben können, da die Anfahrt und die Übernachtungskosten in den staatlichen Unterkünften unerschwinglich für sie geworden ist.

Die gesamte deutsche Politikerelite ist vor Ort, dazu viele Würdenträger auch Brüssel, einige sehr elitäre Volkvertreter unserer Nachbarländer und natürlich die Crème de la Crème der Finanzwelt. Vor allem ist es uns eine besondere Freude, dass sich nahezu alle vor Ort befindenden Mandatsträger, die sich in den letzten Jahren durch besonders eifriges und nachhaltiges Versagen hervorgetan haben, zu einem kurzen Interview bereit erklärt haben.

Deutschlandfunk (DF): „ Liebe Frau Bundeskanzlerin, Sie sind im letzten Jahr zum dritten Mal von den Bevölkern und Bevölkerinnen mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt worden. Nun stehen wir hier und tragen die Illusionen zu Grabe! Was sagen Sie dazu?“

AF: „Lieber Helfeshelfer der Politik, was passiert ist und weiterhin passieren wird, ist ganz und gar alternativlos, das habe ich immer gesagt und das werde ich immer sagen. Obwohl  –  ich sage ja nicht wirklich etwas, aber das habe ich gesagt. Meistens schweige ich! Aber das kommt bei den Menschen und Menschinnen sagenhaft gut an. Das sehen Sie ja. Ich habe immer wenig gesagt, da kann mich jetzt halt auch niemand drauf festlegen. Das ist wirklich viel bequemer und hat mir mal wieder über die Runden geholfen!“

DF: „Nun mussten Sie aber den Menschen und Menschinnen unter anderem mitteilen, dass Sie jahrelang mit gefälschten Arbeitslosenzahlen, geschönten Daten zur Konjunktur, dem Verschweigen der wahrhaften Staatsverschuldung und deutlich zu niedrigen Inflationsraten “gearbeitet” haben. Die Illusionen der Bürger und Bürgerinnen sind geplatzt wie eine Seifenblase.“

AF: „Nein, das musste ich ja eben nicht. Das wäre negativ auf mich zurückgefallen. Ich habe dies meinem sehr geschätzten Finanzminister Jürgen Trittin und dem Weltökonomen und Minister für Arbeit und Soziales Herrn Peer Steinbrück überlassen.  Das kam zugegebenermaßen nicht  so gut an, aber was soll´s. Bis zur nächsten Wahl sind es ja noch drei Jahre, bis dahin ist das alles vergessen!“

DF: „Lieber Herr Finanzminister, was halten Sie von der zunehmenden Verarmung der Menschinnen und Menschen?“

JT: „ Ach, das ist doch wunderbar, alle sind jetzt nahezu gleich. Das haben wir uns in unserer Partei immer gewünscht und nun sind wir auf einem sehr guten Weg. Seitdem wir einen Spitzensteuersatz von 79%, eine Mehrwertsteuer von 27 % und eine Vermögensabgabe von 25 % auf jegliches ersparte Einkommen erheben, ist alles viel einfacher geworden. Das Einzige, was uns Sorgen bereitet, ist,  dass in diesem Land kaum noch jemand arbeiten will. Aber wir können auf den Willen der Einzelnen keine Rücksicht nehmen. Durch das beschlossene  Renteneintrittsalter mit 76 Jahren können wir nun eine Rente zwischen 18 % und 22 % garantieren. Die Menschen und Menschinnen lieben Garantien. Also geben wir diese! Die Erkenntnis war für die Genossen und Genossinnen schon bitter, aber was sollen wir machen? Wir brauchen halt das Geld aus der Rentenkasse für andere Dinge. Zum Beispiel für die Umwelt oder die Bildung.“

PS: „Genau meine Meinung. Ich habe inzwischen mein siebzehntes Buch verkauft, die Bucherlöse waren sagenhaft. Wir haben einen Zwangskauf meiner Publikation angeordnet. Bildung ist so wichtig für die Menschinnen und Menschen, da müssen diese schon mal auf eine warme Mahlzeit verzichten.“

DF: „ Nun, Herr Steinbrück, das freut mich für Sie. Wie fühlen Sie sich nach einem Jahr in Ihrer Rolle als Minister für Arbeit und Soziales?“

PS: „ Herrlich, wirklich! Ich fühle mich den Bürgerinnen und Bürgern so eng verbunden, besonders, wenn ich noch den letzten Cent aus ihnen herausquetschen kann.  Mal im Ernst, früher starben die Leute und Leutinnen doch auch zwei Jahre nach Renteneintritt. Da wollen wir wieder hin! Wir wollen wirklich nur das Beste für unser Bürgerinnen und Bürger. So ein langes Leben in Armut ist doch nun wirklich entwürdigend!”

DF: „ Oh, da haben wir ja Herrn Martin Schulz, wie schön! Lieber Herr Schulz, Sie sind ja nun auch schon eine ganze Weile als Europabeauftragter der SPD in Brüssel tätig. Wie fühlen Sie sich an diesem besonderen Tag?

MS: „ Ich fühle mich jeden Tag besser. Ich lebe komplett auf Steuerzahlerkosten wie alle meine Kollegen auch. Und die Steuern fließen immer üppiger, das ist so ein sorgenfreies Dasein. Da wir als Puppenspieler in Brüssel inzwischen alle Entscheidungen an uns gerissen haben, könnten die Marionetten in den einzelnen Staaten eigentlich abdanken. Aber das darf man so nicht sagen, dann wird man zu solchen Events wie hier nicht mehr eingeladen. Das wäre schade, schließlich müssen wir ja irgendwo unser abgepresstes Geld der Bürgerinnen und Bürger wieder ausgeben.

DF: „ Sie haben ja noch viele weitere Kollegen und Kolleginnen aus Brüssel mitgebracht. Haben diese denn heute gar nichts zu tun?“

MS: „Nein, nein, wir alle haben nicht so einen Stress. Mein Kollege Barroso ist nun auch mit seinem Steuerflüchtlings-Einsperr-Programm fast fertig. Das war wohl ein wenig anstrengend für den Guten. Viele wollten so viel nicht von ihrem Geld abgeben, aber nachdem wir den Menschinnen und Menschen klar gemacht hatten, dass ihr Geld in Wahrheit unser Geld ist, ging es dann doch zügig.“

DF: „ Ach, das ist ja fabelhaft. Soeben fliegt der ehemalige Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika ein, der unter anderem auch im Aufsichtsrat von Apple sitzt und zudem 2007 den Friedensnobelpreis (zusammen mit dem Intergovernmental Panel on Climate Change) erhielt.“

 => „Dear Mr. Gore, how lovely to see you here! Ihre neue Gulfstream ist eine echte Wucht! Um unseren deutschen Bürgerinnen und Bürgern die Wonne Ihrer Anwesenheit zu gönnen, bitte ein paar Worte an die Nation!“

AG: „ Hey Guys! Für unsere Freunde werde ich deutsch sprechen!  Danke, dass ihr uns Amerikanern uneingeschränkt die Treue haltet und vor allem danke ich Euch, dass ich auch hier in Deutschland mit meinem Klimageschwätz so phantastisch ankam, dass ich weltweit damit inzwischen über 200 Millionen Dollar absahnen konnte. Da werden selbst die Jungs von der Wallstreet blass vor Neid. Das Schönste daran ist, dass ich mich an meine eigenen Regeln nicht halten muss, wie sollte ich auch? So ein Leben im Luxus ist ohne persönliche Umweltverschmutzung gar nicht möglich. Aber danach fragt mich zum Glück kaum jemand und die paar Stänkerer und Verweigerer meiner Thesen kann man prima in den Griff kriegen, wenn man Ihnen vorwirft, nicht am Umweltschutz interessiert zu sein. Das klappt immer! Was man dann privat macht, ist egal, wichtig ist nur, dass der Schein gewahrt wird. Illusionen sind wichtig für die breite Masse, sie brauchen einen Messias! Und wenn sie den gefunden haben, glauben sie ihm alles! Probieren Sie das mal aus! Hier in Deutschland bekommen Umweltschützer eine besonders gewinnbringende Unterstützung, vor allem durch die Politik. Inzwischen gibt es ja hier schon 16 verschiedene Tonnen für Müll. Das ist aber wohl auch ganz in Ordnung so, da die Deutschen ihre Garage nicht mehr für ihr Auto benötigen. Es ist wahrlich erhebend!”

DF: „Besten Dank für Ihre wohlklingenden Worte und ich freue mich auf den weiteren Austausch!“

„Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Anwesendinnen und Anwesende, liebe Menschinnen und Menschen, die Herrschaften schreiten nun zum festlichen Dinner und wir wollen ihnen die Abendruhe von Herzen gönnen, sie haben es sich verdient. Seien Sie am zweiten Tag unserer Beerdigungsfeierlichkeiten wieder dabei, wir haben noch viele reizende Gästinnen und Gäste!“

Ihr Deutschlandfunk – das Staatsradio der sozialen Gerechtigkeit

 

Author: Susanne Kablitz

erschienen hier

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung des Autors wieder.


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