Der Anleihenhandel ist ruhig, geordneter als bei Aktien

Unternehmensanleihen Renditestark und risikovoll

Unternehmensanleihen sind bei verzinslichen Wertpapieren aktuell gefragt wie nie. Angesichts von Mini-Renditen bei vielen Staatsanleihen scheinen sie einen Ausweg bei der Suche nach einigermaßen rentierlichen Investments zu bieten. Die Nachfrage ist so stark, dass manche Marktbeobachter schon vor einer Blasenbildung warnen.

Zwar gilt am Markt für Unternehmensanleihen immer noch das Prinzip: höhere Rendite für höheres Risiko. Doch ist auch hier quer über alle Risikoklassen ein allgemein sinkender Zinstrend zu verzeichnen. Selbst Papiere von Emittenten, die als hochriskant gelten, werden derzeit zu Kursen gehandelt, bei denen die Risikoprämie überschaubar ausfällt. Bei erstklassigen Unternehmensanleihen ist die Renditedifferenz zu Staatsanleihen ohnehin schon minimal. 

Auch Hochzinspapiere mit sinkenden Renditen 

Investoren sind derzeit offenbar bereit, auch für geringe Risikoaufschläge deutlich höhere Risiken in Kauf zu nehmen. So kommt es, dass Unternehmen, die noch vor wenigen Jahren die Finanzierung über den Kapitalmarkt nur mit zweistelligen Renditeversprechen wagen konnten, sich derzeit besonders günstig Geld besorgen können. Alleine im ersten Halbjahr 2014 wurden weltweit Hochzinsanleihen im Volumen von 340 Milliarden Dollar platziert, das sind schon zwei Drittel des im letzten emittierten Betrags. In Europa fällt fast jede dritte neue Unternehmensanleihe in diese Kategorie. 

Kursverluste drohen bei Risikopapieren  

Es ist absehbar, dass dieser Hype irgendwann einmal umschlagen wird. Dann wären deutliche Kursrückgänge die Folge. Denn gerade die riskanten Hochzins-Papiere reagieren besonders empfindlich auf eine veränderte Zinssituation oder Konjunkturabschwünge. Dies folgt logisch aus den Gesetzen der Kursbildung bei festverzinslichen Papieren.

Danach führen steigende Marktzinsen ebenso zu Kursrückgängen wie eine höhere Risikobewertung. Je mehr der tatsächlich gezahlte Zinssatz von der vom Markt erwarteten Rendite abweicht, umso stärker fallen dabei Kursausschläge aus. 

Um einen solchen Kursrückgang auszulösen, bedarf es nicht viel. Eine restriktivere Geldpolitik, wie sie in den USA bereits betrieben wird, mit allgemeinen Zinssteigerungen kann schon den Boden dafür bereiten. Dann fehlen nur noch einige schlechte Nachrichten, um die Stimmungslage umschlagen zu lassen. Bei einem stärkeren Zinsanstieg kämen wahrscheinlich etliche der jetzigen Hochzins-Emittenten in Schwierigkeiten.

Unternehmen müssen höhere Renditen bieten als Staaten, um gekauft zu werden."

Auch Durchhaltevermögen schützt nicht 

Denn die niedrigen Zinsen bieten gefährdeten Unternehmen zunächst eine Atempause. Wenn die Zinsen wieder steigen und die bisherige Finanzierung ausläuft, müssten neue Anleihen deutlich teurer bezahlt werden. Dann könnte für manches Unternehmen die Stunde der Wahrheit kommen. Daher müssen sich nicht nur Inhaber von Unternehmensanleihen Sorgen machen, die ihre Papiere vor dem Ende der Laufzeit wieder verkaufen wollen, sondern auch Anleger, die Anleihen bis zum Schluss halten möchten.

Denn wenn der Emittent nicht mehr zahlungsfähig ist, nutzt ihnen ihr Durchhaltevermögen wenig. Gerade vor diesem Hintergrund scheint im Bereich der Hochzinsanleihen eine Strategie angezeigt, die auf kurze Laufzeiten abzielt.

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