USA vor dem Energiedesaster: Fracking nicht mehr rentabel

Aktuell vergeht kaum ein Tag, an dem der Ölpreis nicht weiter nach unten rutscht. Was viele Verbraucher erfreut, ist für eine Branche desaströs, die in den letzten Jahren einen atemberaubenden Aufstieg erlebt hat - die US-Fracking-Industrie.


Fracking

Dank des Fracking sind die USA zu einem der größten Ölproduzenten der Welt geworden. Doch jetzt gräbt der Ölpreis-Verfall den betreffenden Firmen das Wasser ab. Die Folgen werden nicht alleine auf die Energiebranche beschränkt bleiben. In gewisser Weise hat Fracking dabei selbst zum Ölpreis-Verfall beigetragen. Denn dank der innovativen Technik konnte die enorme Ölnachfrage der Vereinigten Staaten großteils aus heimischen Quellen gedeckt werden. Das entlastete den Ölmarkt spürbar.

Keine Trendwende beim Ölpreis in Sicht 

Die OPEC-Staaten - allen voran Saudi-Arabien - reagierten nicht mit einer Drosselung, sondern mit einer Ausweitung ihrer Förderung - teils um Einnahmeverluste auszugleichen, teils um gezielte Dumping-Politik zu betreiben. Andere Faktoren sind hinzugekommen: der Bedarf Russlands an Devisen, die durch Ölexporte erwirtschaftet werden sollen, die Effekte von mehr Energieeffizienz in den Industrieländern, die schwächelnde Weltkonjunktur oder die Rückkehr Irans auf den Ölmarkt als jüngstes Beispiel. Diese Einflüsse sprechen dafür, dass die Ölpreise längerfristig niedrig bleiben werden. 

Die Energiebranche leidet - und mit ihr die Finanzindustrie 

Den Fracking-Unternehmen geht das zunehmend an die Substanz. Sie können zwar vorübergehende Durststrecken durchstehen, aber dauerhaft niedrige Preise, die nicht einmal die Kosten der Förderung decken, sind nicht verkraftbar. Viele Unternehmen hatten ihre Investitionen in die Schieferöl-Technologie mit Anleiheemissionen finanziert. Die risikobehafteteten, aber hochrentierlichen Papiere waren bei Anlegern begehrt. Diese Titel mussten in den letzten Wochen drastische Kursverluste hinnehmen.

Bisher gehören Insolvenzen in der US-Gas- und Öl-Branche zwar noch zur Ausnahme. Aber 20 Pleiten im zweiten Halbjahr 2015 waren schon zu verzeichnen - ein spürbarer Anstieg. Auch die Banken, die sich in der Finanzierung von Fracking-Unternehmen engagiert haben, beginnen nervös zu werden. Viele Institute, die Firmenkredite an die Energiebranche vergeben haben, melden bereits gestiegene Ausfälle für das letzte Quartal. Einige bilden zusätzliche Rückstellungen, weil sie weitere Verluste erwarten. Als Folge brachen nicht nur die Aktien der Energiebranche, sondern auch der Banken an den US-Börsen ein. 

Nervosität an den Börsen 

Dennoch muss die Fracking-Krise nicht zwangsläufig zur Finanzkrise führen. Tatsächlich machen Kredite für die Energiebranche nur geringe Anteile am gesamten Kreditportfolio der US-Großbanken aus. Vielfach hat man sich dort auch gegen Ölpreisverfall abgesichert. Bei einigen regionalen Banken sieht die Situation allerdings anders aus. Weitere "Kollateralschäden", wenn noch mehr Energiefirmen insolvent werden, sind jedenfalls nicht auszuschließen. Die Nervosität an den US-Börsen dürfte anhalten.


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