Zauberwort der Lebensversicherung: Garantiezins verschwindet

Jahrzehntelang war das garantierte Zinsversprechen eines der schlagenden Verkaufsargumente für den Abschluss einer Lebensversicherung. Jetzt steht der Grantiezins vor dem Aus.


Garantiezins

Angesichts der Zinssituation und der Probleme vieler Versicherer damit denkt die Bundesregierung ernsthaft daran, den Grantiezins ab dem nächsten Jahr ganz abzuschaffen. Für die Lebensversicherungsbranche bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Bisher wird das Thema der Garantieverzinsung in der Versicherungswirtschaft durchaus differenziert betrachtet und behandelt.

Viele Versicherer sind angesichts der stetig gesunkenen Zinsen zunehmend unter Druck geraten und tun sich schwer, ihre Zinsversprechen aus früheren Jahren zu erfüllen. 

Garantieverzinsung jenseits der Zinslage 

Bei nicht wenigen Verträgen gilt noch eine Garantieverzinsung von vier Prozent - ein Zinssatz, der heute bei vergleichsweise sicheren Geldanlagen geradezu utopisch anmutet. Zwar wurde der Grantiezins vom Gesetzgeber sukzessive der Kapitalmarktlage entsprechend nach unten angepasst. Dies betraf und betrifft aber ausschließlich Neuverträge. Für den Altbestand sind dagegen noch die Garantiezinssätze aus früheren Jahren relevant. Ein Umstand, der die Ertragslage nachhaltig belastet. 

Einige bedeutende Unternehmen der Branche haben sich daher inzwischen ganz von der Lebensversicherung mit Grantiezins  verabschiedet. Zuletzt kündigte die Ergo-Versicherung einen entsprechenden Schnitt an. Neuen Kunden werden hier künftig nur noch Lebensversicherungsmodelle mit "weicheren" Versprechen angeboten. Dabei geht es dann eher um garantierten Kapitalerhalt.

Das Investmentrisiko wird damit zu einem guten Teil auf die Kunden verlagert - ein Grund, warum Verbraucherschützer solche Angebote eher kritisch sehen. Andere Versicherer - zum Beispiel der Marktführer Allianz - halten dagegen an der klassischen Lebensversicherung fest, haben aber auch zusätzlich Angebote ohne Grantiezins in ihr Sortiment aufgenommen. 

Drohender Wegfall eines zentralen Werbearguments 

Für die Versicherungsbranche würde mit dem Wegfall des Garantiezinses ein wichtiges Werbeargument entfallen. Die garantierte Verzinsung ließ die Lebensversicherung so sicher wie das Sparbuch erscheinen - aber zu scheinbar attraktiveren Konditionen. Dabei übersahen viele Kunden, dass Grantiezins nicht gleich Rendite ist. Die Verzinsung bezieht sich immer nur auf die effektive Kapitalbildung bei einem Versicherungsvertrag, die ist aber deutlich geringer als die gezahlten Beiträge. Denn die Kosten für die Absicherung des Todesfallrisikos, den Vertrieb und die Verwaltung müssen abgezogen werden. Sie sind durchaus erheblich.

Das führt dazu, dass bei mancher Lebensversicherung unter dem Strich doch nicht sehr viel mehr Rendite übrig bleibt als bei anderen verzinslichen Anlagen - und das bei langfristiger Kapitalbindung und stark eingeschränkter Verfügbarkeit. Noch ist die Abschaffung des Garantiezinses keine beschlossene Sache. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft spricht sich für eine Beibehaltung aus und die BaFin hält die Diskussion für noch nicht abgeschlossen.

Dennoch - die Zeichen für das Ende der klassischen Lebensversicherung mehren sich.


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