Schlechte Zeiten für Erzeuger
Zum Jahreswechsel hat Aldi seinen Eierpreis von 1,26 Euro auf 99 Cent gesenkt. Der gilt für den Einkauf von zehn Eiern aus Bodenhaltung. Konkurrent Lidl senkte daraufhin seinen Preis ebenfalls. Für die Erzeugerseite ist das keine gute Nachricht. Die Discounter geben die Preissenkungen nämlich weiter. Sie versuchen, entsprechend niedrigere Einkaufspreise bei ihren Lieferanten durchzusetzen.
Überkapazitäten am Eiermarkt
Warum findet der Wettbewerb gerade bei Eiern statt? Das hängt mit der Marktsituation und den Marktstrukturen zusammen. Es herrscht Überproduktion am Eiermarkt. Nach dem Verbot der Käfighaltung in Deutschland und in der EU war die Erzeugung hierzulande zunächst deutlich eingebrochen. Inzwischen wurden aber wieder neue Produktionskapazitäten aufgebaut. Ein weiterer Umstand kommt hinzu: in Osteuropa wird immer noch mit Käfighaltung produziert. Billigimporte aus osteuropäischen Ländern erhöhen das Angebot zusätzlich. Das erleichtert es den Discountern, ihre Preisvorstellungen durchzusetzen.
Verdrängungswettbewerb droht
Die aktuellen Preise sind für viele Hersteller in Deutschland nicht mehr kostendeckend. Die Erzeugerpreise für Eier aus Bodenhaltung sind binnen Jahresfrist um ein Drittel gesunken. Sollte sich der Preistrend fortsetzen - wofür einiges spricht - dürfte es zu strukturellen Anpassungen auf der Erzeugerseite kommen. Ein harter Verdrängungswettbewerb steht an. In der Existenz gefährdet wären vor allem kleinere Hersteller. Großproduzenten können dagegen auch noch mit minimalen Margen leben. Sie besitzen außerdem Kostenvorteile durch ihre großen Produktionsmengen.
Artgerechte Tierhaltung bedroht
Die Preispolitik von Marktführer Aldi und Lidl wird von verschiedenen Seiten kritisiert und ein Umdenken gefordert - unter anderem vom Bauernverband und den Erzeugern selbst. Dumpingpreise bei Eiern würden zwangsläufig negative Folgen für eine artgerechte Tierhaltung haben, so die Befürchtung. Der mit der Abschaffung der Käfighaltung erzielte Fortschritt würde dadurch konterkariert. Aldi und Lidl wird unverantwortliches Handeln vorgeworfen.
Marktmacht zählt
Ob diese Argumentation bei den Unternehmen Eindruck hinterlässt, darf bezweifelt werden. In Deutschland besitzen vier Lebensmittel-Discounter zusammen gut 85 Prozent des Marktanteils. Diese starke Konzentration gibt den Unternehmen eine große Marktmacht, die sie auch weiterhin für sich nutzen werden.
______________________
Alle Informationen zum Thema Aldi
Alle Informationen zum Thema Lidl
Bei uns finden Sie unabhängige Honorarberater.