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Bausparkassen knabbern an den gegenwärtigen Niedrigzinsen

Die derzeit überall vorherrschenden niedrigen Zinsen machen es keiner Branche leicht, durch Anlagen eine hohe Rendite zu erzielen.


Bausparkassen knabbern an Niedrigzinsen

Jürgen Steffan, Vorstandsmitglied der Wüstenrot Bausparkasse, eines Tochterunternehmens der Finanzgruppe W&W, erklärt, dass auch die Bausparkassen zu kämpfen haben: „Für alle Bausparkassen erhöht sich in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase der Druck.“ Laut ihm werden darunter vor allem Anbieter langfristiger Geldanlagen leiden, denn die Belastungen steigen.

Auch die Finanzaufsicht Bafin geht der Frage nach, wie lange die 23 deutschen Bausparkassen dem Druck standhalten können. Hat der Bausparvertrag Zukunft?

Eine Zinsrisikoumfrage soll eine entsprechende Antwort liefern, weshalb bis Freitag alle Bausparkassen ihre Unterlagen für die Bafin zusammengestellt haben müssen.

Die derzeitige Prüfung der Bafin soll somit nicht dem sonst stattfindenden vierteljährlichen Zinsänderungstest entsprechen, sondern lediglich dem Zweck dienen, herauszufinden, welche Belastungen die Bausparkassen noch hinnehmen können.

Druck wirkt derzeit von zwei Seiten auf die Bausparkassen. Zum einen von Seiten der Kunden, die immer weniger Kredite bei den Bausparkassen in Auftrag geben, weil die einst festgelegten Zinsen wesentlich höher sind, als die, die derzeit von Kreditinstituten als Immobilienkredite angeboten werden. Zum anderen von Seiten der Bausparer, die oftmals ihre Altverträge mit Guthabenzinsen in Höhe von bis zu 5 Prozent weiterlaufen lassen, statt sie abzurufen. Da die Bausparkassen dieses von den Kunden bei ihnen angelegte Geld in Bundesanleihen oder Pfandbriefen anlegen müssen, können sie derzeit kaum mehr als 1,3 Prozent Zinsen an Rendite erwarten. Inflationsbereinigt ergibt sich somit ein Realzins im Minus.

Wie Steffan erklärt, so liegen bei  Wüstenrot noch zahlreiche Altverträge vor, deren Zinsen zwischen 3 bis 5 Prozent liegen. Ihm zufolge gebe es, um die Altbestände zu verringern, die Möglichkeit, übersparte Bausparverträge zu kündigen. „ Als überspart gelten Bausparverträge, deren Guthaben die Bausparsumme übersteigt.“

Von den Ombudsleuten des Verbandes der Privaten Bausparkassen wurde dieses Vorgehen auch als rechtlich in Ordnung bestätigt, weshalb Wüstenrot am 27. August zahlreiche Kündigungen an Kunden verschickte, die die Höhe des Bausparvertrages bereits erreicht oder gar überschritten hatten.

Auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall soll so vorgegangen sein und erstmals in ihrer Geschichte die Verträge gekündigt haben, die mehr als 100 Prozent umfasst hatten. Ein Sprecher hierzu: „Eine weitere Ansparung ginge zu Lasten der Bauspargemeinschaft und widerspricht dem Zweck des Bausparens, ein zinsgünstiges Darlehen zu erhalten.“ (NS/BHB)


 
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