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Das Grüne Kapital und seine Macht

Lohnenswertes Geschäft für die einen – Teufelswerk für die Anderen: Investitionen in Rohstoffe haben einen zweigeteilten Ruf. Viele Fondsmanager glauben an die Möglichkeit, Geld ethisch korrekt mit Bodenschätzen oder Agrarprodukten zu verdienen.


Das Grüne Kapital und seine Macht

Kaum ein Finanzprodukt wird von den Anlegern so kontrovers betrachtet, wie Investments in Rohstoffe. Einerseits sind die Chancen auf eine gute Rendite gegeben, andererseits schädigen sie die Natur und treiben dadurch die Preise für Agrarprodukte in die Höhe. Wo Kohle, seltene Erden und Öl gefördert werden, ist die Natur in Gefahr und Menschen können sich nicht mehr selbst ernähren, wenn ihre Nutzflächen vernichtet werden. Im Angesicht dieser Zusammenhänge ist es fraglich, ob Anleger überhaupt in Rohstoffe investieren und dabei ethisch korrekt handeln können.

Die Ethikbank verfechtet eine kompromisslose Position: Nach ihrer Meinung gibt es in diesem Bereich keine ethischen Finanzprodukte, wie das Vorstandsmitglied Sylke Schröder bemerkt. Die GLS-Bank sieht das genauso. Auch hier gelten Investments in das Rohstoffmanagement als nicht nachhaltig. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gibt da schon ein differenzierteres Urteil ab. Laut ihrem Finanzexperten Niels Nauhauser dürften Anleger, sofern ihnen die Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen sei, Investmentfonds und Zertifikate nicht anrühren, wenn sie unweigerlich für Preissteigerungen sorgen, indem sie direkt in Bodenschätze oder Agrarprodukte investieren. Sobald ein Unternehmen die Rohstoffe umweltschonend abbaut und die Beschäftigten durch die Zahlung fairer Löhne nicht ausbeutet, wird es hingegen zu einer äußerst sinnvollen Sache, in diesem Bereich zu investieren. Das brächte den Gesellschaften einen Wettbewerbsvorteil – Den schwarzen Schafen der Branchen würde es dann schwerer fallen, ihren Bestrebungen nachzukommen.

Matthias Fawer sieht das ähnlich. Als Analyst der Bank Sarasin ist er der Meinung, dass Fondsgesellschaften ganze Branchen zu einem nachhaltigeren Wirtschaften bewegen können. Das Schweizer Bankhaus ist auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisiert und hat Fonds ins Leben gerufen, bei denen ausschließlich in Aktien von Unternehmen investiert wird, wenn sie ihren Rohstoffabbau oder ihre Verarbeitung besonders umweltschonend umsetzen. Jede Gesellschaft muss dafür klare Regeln befolgen, die auf einer Liste mit Nachhaltigkeitskriterien festgeschrieben sind.

Nur sehr wenigen Unternehmen gelingt es, diese Hürde zu nehmen. Von Tausend Unternehmen, die sich dem Abbau von Bodenschätzen verschrieben haben, bestanden nur zwei finnische Erz- und Stahlfirmen den Test: Routaruukki und Outokumpo – ausgebeutete Lagerstätten werden von diesen Gesellschaften umfassend renaturiert und Erze werden umweltschonend gewonnen. Die Gas- und Ölbranche liefert ein ähnliches Bild, denn lediglich der britische Gasförderer BG Group und die norwegische Statoil erfüllten die Kriterien.

Die Analysten geben bei den weiterverarbeitenden Unternehmen darauf Acht, dass sie ihre Rohstoffe aus Gebieten nachhaltiger Gewinnung beziehen und auch umweltverträglich verwenden. Nur sieben internationale Energieversorger stehen auf der Positivliste. Regenerative Energien liefern einen Großteil des Stroms, den sie gewinnen. Außerdem greifen sie nur auf umweltschonend gewonnene fossile Brennstoffe zurück. Fällt eine Gesellschaft durch die Prüfung, erläutern ihr die Sarasin-Mitarbeiter, worin sie noch Nachholbedarf hat.

Sehr große institutionelle Investoren, die mit nachhaltigen Anlagestrategien glänzen, verfolgen derweil ganz ähnliche Strategien. So beispielsweise die Pensionskasse des öffentlichen Rechts aus Kalifornien, Calpers. Sie verfügt über 182,7 Milliarden Euro. Noch größer ist der Statens Pensjonsfond mit einem Vermögen von 430 Milliarden Euro. Sie sind durch ihre Finanzmacht in der Lage, Unternehmen der Rohstoffbranche in ihrem Sinne zu beeinflussen. Diese Unternehmen sind nämlich auf Kapitalerhöhungen angewiesen, wenn sie neue Vorkommen erschließen wollen. Fawer ist überzeugt, dass der Druck für Veränderung bei den Gesellschaften steigt, wenn sich immer mehr Privatanleger bewusst für Investments bei nachhaltigen Unternehmen entscheiden.

Von der niederländischen Investmentgesellschaft Robeco wird eine weniger strenge Strategie verfolgt. Der Deutschland-Vertriebsleiter Kai Röhrl erläutert, dass die Fonds der Gesellschaft in Unternehmen einer Branche investieren, die im Verhältnis zu den Mitbewerbern die wenigsten Schäden anrichten würden. Das Anlagespektrum der Fondsmanager sei dadurch erheblich ausgeweitet gegenüber den Instituten, die äußerst strenge Ausschlusskriterien aufgestellt haben. Robeco versuche damit im selben Zuge, Einfluss auf die Gesellschaften auszuüben, damit weitere Verbesserungen stattfinden.  (LB/BHB)


 
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