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Das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit: Deutschland Zwischen Ver- und Überversicherung

Lebensversicherung, Unfallversicherung, private Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherung – Versicherungen sind ein Thema, das jedem Menschen in seinem Leben früher oder später einmal begegnet. Während Manche bereits ein einer frühen Lebensphase damit beginnen, für den Ernstfall vorzusorgen, ist Anderen dieser Themenbereich eher fremd und sie beginnen möglicherweise erst im Zusammenhang mit der Familienplanung, über eine erweiterte Absicherung der eigenen Zukunft und der der Angehörigen nachzudenken.


Ehepaar bei der Beratung

Das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit: Deutschland Zwischen Ver- und Überversicherung

Lebensversicherung, Unfallversicherung, private Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherung – Versicherungen sind ein Thema, das jedem Menschen in seinem Leben früher oder später einmal begegnet. Während Manche bereits ein einer frühen Lebensphase damit beginnen, für den Ernstfall vorzusorgen, ist Anderen dieser Themenbereich eher fremd und sie beginnen möglicherweise erst im Zusammenhang mit der Familienplanung, über eine erweiterte Absicherung der eigenen Zukunft und der der Angehörigen nachzudenken.

Abbildung 1: Geben die Deutschen zu viel Geld für Versicherungen aus?

Ausschlaggebend für den individuellen Umgang mit dem Thema Versicherungen ist das persönliche Sicherheitsbedürfnis, das einen Menschen durch sein gesamtes Leben hindurch begleitet. Naturgemäß ist es von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt und hat damit einen direkten Einfluss auf die Bereitschaft oder das Bedürfnis, Vorsorge zu treffen und damit einen zusätzlichen Versicherungsschutz in Anspruch zu nehmen. Für Versicherer sind Menschen mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis besonders gute Kunden, da sie sich gerne auf einen umfangreichen Versicherungsschutz verlassen und im Hinblick auf die private Vorsorge keine Kompromisse eingehen. Doch wieviel Versicherungsschutz ist tatsächlich notwendig? Führt ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis unter Umständen zur Überversicherung? Immerhin ist der europäische Versicherungsmarkt der größte und umsatzfreudigste der ganzen Welt.

Die folgenden Studien zeigen Deutschland zwischen Ver- und Überversicherung und beleuchten das Geschäft mit der Vorsorge.

1.      Studie des Versicherungsverbandes Insurance Europe: Deutsche und Österreicher sind nicht überversichert

Es tut sich einiges auf dem europäischen Versicherungsmarkt. Jährlich werden zahlreiche Verträge über umfangreiche Prämien abgeschlossen und die Umsätze bewegen sich im Billionenbereich. Den Löwenanteil der Versicherungsprämien konnten erwartungsgemäß die Lebensversicherer einstreichen, wie der Jahresbericht 2012 des Versicherungsdachverbandes Insurance Europe aufzeigte. Rund 643 Milliarden Euro entfielen 2012 auf diese Sparte. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies noch einmal einem leichten Anstieg der Gesamtprämien. Auf Platz zwei lagen wieder einmal die Sachversicherungen, die einen Gesamtumsatz von 451 Milliarden verzeichneten.

Aus dem Jahresbericht des Dachverbandes ergibt sich allerdings auch, dass Deutsche und Österreicher sich bestenfalls im Mittelfeld bewegen, wenn es um die Abschlussfreudigkeit im Hinblick auf Versicherungspolicen geht. Zwar gehört Deutschland zumindest im Bereich der Lebensversicherungen gemeinsam mit Frankreich, Großbritannien und Italien zu den umsatzstärksten europäischen Ländern, die Österreicher zeigten sich im Versicherungsjahr 2012 allerdings deutlich zurückhaltender als sonst, was einen Rückgang der abgeschlossenen Lebensversicherungen von über fünf Prozent mit sich brachte. Grundsätzlich zählen deutsche Versicherte eher zum gesunden Durschnitt, wenn es um die gezahlten Prämien für Versicherungen geht. Rund 1100 Euro legt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr vor allem in Versicherungen im Bereich Leben und Vorsorge an und bildet damit den errechneten Durchschnitt von 1083 Euro in ganz Europa nahezu exakt ab. In der benachbarten Schweiz lassen sich die Einwohner im Vergleich dazu die Absicherung ihres Lebens beinahe doppelt so viel kosten. Hier werden im Jahr rund 3000 Euro pro Kopf in Lebensversicherungen investiert.

Die Studie des Versicherungsverbandes Insurance Europe umfasst insgesamt 32 europäische Länder und ermittelt die pro Kopf getätigten Einzahlungen in Prämien aus den verschiedenen Versicherungsbereichen. Darüber hinaus ermittelt der Verband auch jährlich die so genannte Versicherungsdichte eines Landes, die sich aus den einbezahlten Prämien als Prozentanteil des Bruttoinlandsproduktes ausdrückt. Auch hier zählt Deutschland mit drei Prozent Versicherungsdichte eher zum unteren Durchschnitt. Von einer grundsätzlichen Überversicherung ist hierzulande also eher nicht zu sprechen.

Die vollständige Studie des europäischen Versicherungsverbandes Insurance Europe steht unter dem unten angefügten Link zur Verfügung.

(Quelle: www.fondsprofessionell.de/news/fonds-versicherung/nid/dachverband-studie-deutsche-und-oesterreicher-nicht-ueberversichert/gid/1014041/ref/4/)

2.      Erwartbare Ergebnisse der Studie der R+V Versicherung: „Ängste der Deutschen 2013“

Abbildung 2: ErgoDirekt hat seine Kunden zum Thema Altersvorsorge und Ängste befragt.

Das persönliche Sicherheitsbedürfnis eines Menschen spielt eine große Rolle, wenn es um den Versicherungsschutz geht. Aus diesem Grunde geben Versicherer seit Jahren regelmäßige Studien in Auftrag, in denen die typischen Ängste potentieller Kunden analysiert und klassifiziert werden sollen. So können Versicherungsprodukte beispielsweise besser auf die am Markt bestehenden Bedürfnisse und Ansprüche angepasst werden.

Der Versicherer R+V beschäftigt sich seit 20 Jahren in einer Langzeitstudie mit den Ängsten der Deutschen und ihren Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft. Im Rahmen der Langzeitstudie wurden 20 Jahre lang 2500 Bundesbürger zu ihren Ängsten und Sorgen im Alltag befragt, und das zunächst unabhängig vom Thema Versicherungsschutz. Die Ergebnisse zeigten von Jahr zu Jahr sehr ähnliche Tendenzen auf, was die grundlegenden Befürchtungen der Befragten anging. Besonders schwerwiegend sind und bleiben finanzielle Sorgen. Steigende Lebenshaltungskosten bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen gaben viele Bundesbürger als eine ihrer Hauptsorgen an. Stichworte wie Inflation und steigende Energiepreise prägten das Gesamtbild. Für insgesamt 61 Prozent der Teilnehmer sind dies Aspekte, die ihnen im Alltag immer wieder Sorgen bereiten. Auch die Angst um die Entwertung von Ersparnissen und Geldanlagen zählte im Laufe der Jahre immer wieder zu den Hauptanliegen der Befragten. Die Eurokrise und fehlende Lösungsansätze machten sich in diesem Zusammenhang im Laufe der Jahre ebenfalls zunehmend bemerkbar. 

Allerdings haben die Bundesbürger nicht nur finanzielle Sorgen. Auch die Angst vor folgenreichen Naturkatastrophen scheint aufgrund vergangener Ereignisse immer präsenter und ist damit im Rahmen der Langzeitstudie der R+V Versicherung auf Rang zwei der größten Ängste der Befragten anzusiedeln. Die Vorsorge für das Alter ist ebenfalls ein Aspekt, der vielen Teilnehmern der Studie ein Anliegen ist. Hier sind es den Ergebnissen zufolge vor allem die Frauen, die sich hier eine bessere Absicherung wünschen. Im Laufe der vergangenen Jahre ist neben den Sorgen um die immer unsicherere staatliche Rente auch das Pflegedefizit ein wichtiges Thema geworden. So hat die Studie ergeben, dass sich vor allem Menschen ab 40 Gedanken darüber machen, im Alter ein Pflegefall zu werden und damit in die Altersarmut abzurutschen. Insbesondere in diesem Bereich ist das Bedürfnis nach zusätzlichem Versicherungsschutz offenbar in den vergangenen Jahren stark angestiegen und macht damit wieder einmal deutlich, wie stark sich grundlegende Ängste im Alltag auf das Versicherungsgeschäft auswirken.

(Quelle: www.versicherungsarchiv.de/009022/rv-versicherung-studie-der-aengste-der-deutschen-2013-offenbart-bekannte-themen/)

Abbildung 3: Die größten Ängste der Deutschen

3.      Studie: „Die Bedeutung der Versicherungswirtschaft für den Wirtschaftsstandort Deutschland“

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GDV beobachtet seit Jahren den Versicherungsmarkt in Deutschland und die Aspekte, die ihn für den Wirtschaftsstandort Deutschland so bedeutend machen. Eine Studie des Beratungsinstitutes Prognos im Auftrag des GDV hat die Bedeutung der Versicherungsbranche für den deutschen Finanzsektor jetzt bestätigt und ihr eine ganz zentrale Position im gesamten Wirtschaftsgefüge zugesprochen. Der Studie zufolge hat die Versicherungsbranche im Erhebungszeitraum 1995 bis 2008 für ein Wirtschaftswachstum von insgesamt 0,2 Prozent gesorgt. Betrachtet man das gesamte Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, ist der Anteil, den die Versicherungsbranche daran hatte, umso höher einzuschätzen. Die Branche erwirtschaftet 3,4 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes und ist mit 1,3 Millionen Beschäftigten auch ein bedeutender Faktor auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Zudem hat die Studie des Instituts Prognos ermittelt, dass jeder Euro Umsatz, der in der Versicherungsbrache getätigt wird, das Bruttoinlandsprodukt um 1,30 Euro erhöht. Den Grund für diese überdurchschnittliche Einflussnahme sehen Forscher des Instituts in der starken Vernetzung, die Versicherer mit zahlreichen Unternehmen in der Wirtschaft aufweisen. So ermöglichen Rückversicherungen beispielsweise wiederum groß angelegte Investitionen, die sich enorm auf das Bruttoinlandsprodukt auswirken.

Abbildung 4: Die größten deutschen Versicherer nach Einnahmen gestaffelt

Besonders beeindruckend ist dieses Ergebnis Experten zufolge vor dem Hintergrund, dass Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht eher als Exportnation gilt und die wirtschaftlichen Stärken des Landes meist ein Bereichen wie der Automobilindustrie gesehen werden. Diese sind sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen, doch sollten auch innerdeutsche Wirtschaftsbereiche wie die Versicherungsbranche eben nicht außer Acht gelassen werden.

„Es war überfällig, dass jemand ihre Schlüsselstellung beleuchtet“, äußerte sich Christian Böllhoff, der Geschäftsführer von Prognos, im Anschluss an die Studie zu ihrer Bedeutung. Neben den reinen Zahlen, die die Studie ermitteln konnte, weist Böllhoff aber auch noch einmal auf die inhaltliche Bedeutung hin, die Versicherern in der deutschen Wirtschaft zukommt. Durch die Absicherung vielfältiger Risiken halten Versicherungsunternehmen der Wirtschaft den Rücken frei und schaffen so Freiräume, um unternehmerisch zu denken und zu handeln. Insbesondere im globalen Wirtschaftsraum ist Deutschland nur mit der Rückendeckung inländischer Versicherer ein wettbewerbsfähiger Player.

Weitere Ergebnisse der Studie „Die Bedeutung der Versicherungswirtschaft für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ können auf der Homepage des GDV eingesehen werden.

Die Versicherungsbranche in Deutschland boomt. Trotz einiger Krisen im Bereich der Lebensversicherungen ist das Bedürfnis der Deutschen nach Absicherung offenkundig ungebrochen. Zwar bewegt sich der deutsche Versicherte im Hinblick auf seine jährlichen Investitionen im Versicherungsbereich eher im europäischen Durchschnitt, doch gibt es Bereiche, in denen der Wunsch nach Vorsorge in den vergangenen Jahren weiter gestiegen ist. Dies betrifft vor allem die Aspekte der privaten Altersvorsorge und der Pflege.

In diesem Trend spiegeln sich die grundlegenden Ängste der Deutschen vor unsicheren Renten, Altersarmut, Wertverfall ihrer Rücklagen und steigender Inflationsraten deutlich wider. Nicht umsonst bezeichnet der Volksmund die Versicherungsbranche immer wieder als ein Geschäft mit der Angst. Von einer grundsätzlichen Überversicherung ist in Deutschland sicher nicht zu sprechen, doch machen aktuelle Entwicklungen und Trends die Versicherungsbranche immer mehr zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor.

 

Quellen:

1.      www.fondsprofessionell.de/news/fonds-versicherung/nid/dachverband-studie-deutsche-und-oesterreicher-nicht-ueberversichert/gid/1014041/ref/4/

www.insuranceeurope.eu/uploads/Modules/Publications/european-insurance-in-figures-2.pdf

www.gdv.de/2014/02/sind-die-deutschen-ueberversichert/

2.      www.versicherungsarchiv.de/009022/rv-versicherung-studie-der-aengste-der-deutschen-2013-offenbart-bekannte-themen/

www.ruv.de/de/presse/r_v_infocenter/studien/aengste-der-deutschen.jsp

www.wiwo.de/finanzen/vorsorge/versicherungspolicen-das-geschaeft-mit-der-angst/7454164-2.html

 

Bildquelle:

Bild 1: © Alexander Raths - Fotolia.com

Bild 2: © ergodirekt.de

Bild 3: R+V Versicherung © Statista 2014

Bild 4: FAZ © Statista 2014

 


 
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