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Debatte über Besteuerung von Online Casinos ab 2021

Die Steuereinnahmen aus Glücksspiel sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Im Jahr 2019 nahmen die öffentlichen Kassen aus den Einsätzen beim Lotto, bei Sportwetten oder an Spielautomaten etwa 2 Milliarden Euro ein. Zum Vergleich im Jahr 2009 also vor zehn Jahren waren es noch 1,5 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung von 25 %. Die Zahlen betreffen jedoch nur den regulierten Markt.


Die Einsätze bei Online Glücksspiel in den Online Casinos wurden bislang nicht versteuert, was sich nun ändern wird. Bis zu 8 % der Einsätze sollen an den Fiskus fließen, schreibt Vanessa Beyer vom Portal onlinecasinosdeutschland.com in einer Ausarbeitung zu den geplanten Steuersätzen auf Online Glücksspiele.

Bislang ging das Geld ins Ausland

Das von den Spielern eingesetzte Geld floss bislang fast vollständig ins Ausland etwa nach Malta, wo sich die Anbieter über sehr geringe Steuerlast freuen durften. Der Grund war, dass Online Glücksspiel bis dato in Deutschland offiziell nicht erlaubt war. Die Betreiber von Online Casinos agierten mit einer Lizenz aus anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wie eben aus Malta und nutzten dabei die europäische Dienstleistungsfreiheit, um die Spiele auch für deutsche Spieler zugänglich zu machen.

Das jedoch stieß in einigen Bundesländern - Online Glücksspiel ist in Deutschland bislang Ländersache gewesen - zunehmend auf Kritik. Sie wollten einen Teil des Kuchens abhaben und sich für den Haushalt ihres Landes neue Steuereinnahmen sicher.

In Schleswig-Holstein schritt man daher auch voran und vergab Lizenzen an Online Casinos, die jedoch nur für das Bundesland gelten. In anderen Bundesländern stellte man sich dagegen auf den Standpunkt, dass Online Glücksspiel die Spielsucht fördere und die Einnahmen zu einem großen Teil auch in dubiose Kanäle fließen, weshalb man das Online Glücksspiel auch weiterhin verhindern wollte.

Es entstand eine jahrelange Debatte, bis man sich vor einigen Monaten doch auf einen neuen Glückspielstaatsvertrag einigen konnte, mit dem nun Online Glücksspiel erstmals in ganz Deutschland erlaubt wird und dem Staat somit auch Steuereinnahmen zufließen können.

Betreiber von Online Casinos nicht glücklich mit den Neuerungen

Wer bislang kaum Steuern zahlen musste, dürfte wenig erfreut sein, über die Pläne der Länder zur Besteuerung der Einsätze an den Spielautomaten oder beim Online Poker. Dementsprechend gibt es auch Protest zu den neuen Reglungen für das Online Glücksspiel. Eine zusätzliche Steuerlast von 8 % auf alle Glückspieleinsätze würde zu einer gewaltigen Veränderung bei den bislang angebotenen Spielen führen und letztlich zu Lasten der Spieler gehen.

Wer etwa an einem Spielautomaten spielt kann derzeit mit einer durchschnittlichen Auszahlungsrate von etwa 94 bis 97 % rechnen. Das bedeutet, dass 94 bis 97 % der Einsätze aller Spieler bei einem Spiel im langfristigen Durchschnitt wieder an die Spieler in Gesamtheit als Gewinne ausgeschüttet werden. Würden die Casinobetreiber selbst für die Steuer bi zu 8 5 aufkommen, hätte sich das Geschäftsmodell bei den aktuellen Auszahlungsraten erledigt, da für sie bei solchen Spielen im Durchschnitt nur bis zu 6 % übrigbleiben.

Das bedeutet zwangsläufig, dass die Gewinne der Spieler in Zukunft wesentlich geringer ausfallen müssen, da sie zur Kasse gebeten werden. Die eine oder andere Strategie beim Spielen wird damit über den Haufen geworfen. Kritik am neuen Glücksspielstaatsvertrag und an den geplanten Steuern gibt es aber auch aus einem anderen Grund. Die meisten Anbieter verfügen ja bereits über eine Lizenz aus einem EU-Land. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass ihre Online Glückspiele auf Basis dieser Lizenz auch weiterhin in Deutschland anbieten dürfen und wollen daher keinesfalls eine deutsche Lizenz beantragen. Mit dem Argument der Dienstleistungsfreiheit hatten sie schon einmal Erfolg. Das Verbot von Online Glücksspiel im alten Glücksspielstaatsvertrag wurde seinerzeit erfolgreich angefochten.

Der Europäische Gerichtshof forderte Deutschland seinerzeit auf eine Neuregelung zu schaffen, die dem europäischen Recht entspricht und mit der Dienstleistungsfreiheit vereinbar ist. Zu erwarten ist nun, dass auch dieses Mal der Klageweg bis vor dem Europäischen Gerichtshof bestritten wird.

Der Glückspielmarkt in Deutschland

Nach Angaben des Statistikportals statista werden in Deutschland jährlich etwa 11 Milliarden Euro beim Glücksspiel umgesetzt. Etwa 2,6 Milliarden entfielen hiervon in 2019 auf den bislang unregulierten Markt für Online Glücksspiele. Die Zahl der Anbieter hierzulande ist auf mittlerweile über 700 gestiegen, soweit die Schätzungen. Der weltweite Umsatz im Glücksspiel lag in 2019 bei gut 360 Milliarden Euro. Es ist also viel Geld im Spiel und es wird deutlich, dass hier mit harten Bandagen gekämpft wird, wenn es um die Besteuerung der Einnahmen geht.


 
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