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Deutsche Handelsketten erobern den Nahen Osten

Ein Deutscher, der in Istanbul durch eine Einkaufsstraße bummelt, wird kaum einen Unterschied zu Deutschland feststellen. Tchibo, Saturn, C&A, Deichmann. Die Geschäfte reihen sich, wie in Deutschland auch, aneinander. Angelockt von einer konsumfreudigen Bevölkerung erobern deutsche Handelsketten die Türkei.


Die Türkei wird von deutschen Handelsketten erobert

Ein Deutscher, der in Istanbul durch eine Einkaufsstraße bummelt, wird kaum einen Unterschied zu Deutschland feststellen. Tchibo, Saturn, C&A, Deichmann. Die Geschäfte reihen sich, wie in Deutschland auch, aneinander. Angelockt von einer konsumfreudigen Bevölkerung erobern deutsche Handelsketten die Türkei.

Dicht gedrängt stehen die Kunden in der Tchibo-Filiale auf der Flaniermeile Bahariye, als würden sie etwas umsonst bekommen. Esra Pinar, 32-jährige Chemikerin, erklärt, dass sie gerade im Bereich Haushaltsprodukte und Sportartikel in der Tchibo-Filiale qualitativ gute Produkte zu anständigen Preisen bekommen würde. Tatsächlich sind viele der Produkte teurer als in Deutschland. Obwohl das Angebot und auch das Konzept der Geschäfte mit dem deutschen identisch ist.

Selbst die Weihnachtsartikel finden in dem überwiegend muslimischen Land einen reißenden Absatz. Man nutzt sie als Dekoration an Silvester. Fatma, eine 64-jährige Hausfrau erklärt, dass die Türken ausländische Produkte, vor allem deutsche Produkte, besonders mögen. Dabei sei es egal, ob diese Dinge überhaupt gebraucht werden.

Viele deutsche Handelsketten haben mittlerweile realisiert, dass die Türkei ein lohnender Standort ist und expandieren. 52 Tchibo Filialen und 80 Deichmann Geschäfte sind mittlerweile in der gesamten Türkei ansässig. 

Für Drogerie haben die Türken kein Wort

Im Jahr 1990 betrat die Metro-Kette als Vorreiter den türkischen Markt. Doch wie Marc Landau von der deutsch-türkischen Handelskammer in Istanbul erklärt, sind die meisten Unternehmen erst in den letzten Jahren auf die Türkei als Standort aufmerksam geworden. Auslöser war hier vermutlich das enorme und dabei auch stabile Wirtschaftswachstum des Landes. In den letzten zehn Jahren waren es über 4.000 Firmengründungen mit einer deutschen Kapitalbeteiligung, so Landau weiter. Durch die steigende Kaufkraft und die liberale Wirtschaftspolitik der AKP-Regierung würden Investoren aus der ganzen Welt in die Türkei gelockt.

So scheint auch das Einkaufszentrum Marmara Park im Istanbuler Stadtteil Beylikdüzü fest in deutscher Hand zu sein. Die Logos von C&A und Saturn zieren den Eingang, der Parkplatz wird von Bauhaus und Real flankiert. Inhaber des Zentrums ist die ECE, eine Firma die zu dem Otto-Imperium aus Hamburg gehört.

Wie in einer anderen Welt fühlen sich die Kunden im Marmara Park. Beeindruckend auch die Filiale von Rossmann. Voller Stolz präsentiert der Geschäftsführer, Ramez Abboud, die langen Gänge prall gefüllt mit deutschen Hygieneartikeln und Pflegeprodukten. Aboud erklärt, dass es bis zu der Eröffnung der ersten Rossmann Filiale keinerlei Drogeriemärkte in der Türkei gab, in der türkischen Sprache gäbe es nicht einmal das Wort dafür.

In Ankara eröffnete Rossmann im Jahr 2010 seine ersten Filialen. Aktuell gibt es 16 Standorte in der Türkei, weitere 12 sollen noch in diesem Jahr dazukommen. Die Vorteile einer Expansion liegen für Ramez Abboud auf der Hand. Mehr als 50 Prozent der türkischen Bevölkerung sind unter 30 Jahren, was genau der Zielgruppe des Konzerns entspricht, darüber hinaus sind die Türken äußerst konsumfreudig, so Abboud. 

Was nicht aus Deutschland kommt, wird nicht gebraucht

Das gilt jedoch nicht für den Bereich Kosmetik. Anfänglich zeigten die Kunden ein Misstrauen gegenüber der Hausmarke der Drogerie-Kette. Für derart niedrige Preise würde man keine Qualität bekommen. Mittlerweile hat sich diese Einstellung jedoch geändert.

Produkte „made in Germany“ genießen in der Türkei einen sehr guten Ruf. Deutschland als Produktionsland steht für Qualität und Vertrauen, so Handelskammer-Chef Marc Landau. Doch nicht jedes Unternehmen schafft es, sich in der Türkei zu etablieren. Manche Unternehmen haben den türkischen Markt nicht ausreichend studiert, so Landau weiter.

Eine deutsche Fisch-Fastfood-Kette trat im vergangenen Jahr den Rückzug aus der Türkei an. Das Unternehmen hatte die meisten Filialen in Istanbul angesiedelt. Einer Stadt, die vom Meer umgeben ist und wo an jeder Ecke fangfrischer Fisch zu günstigen Preisen angeboten wird, ist vielleicht nicht der richtige Ort für teure Backfischbrötchen. (DR/BHB)


 
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