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Deutschland wirkt auf die Märkte beängstigend

Die Euro-Krise scheint deutlich abzuklingen, zu mindestens aus südlicher Sicht. Die Bildung der neuen Regierung in Italien hat erneut zu einer Rallye geführt. Am Montag erreichten die Anleiherenditen Italiens und auch Spaniens den tiefsten Stand seit Ende des Jahres 2010.


Deutschland wirkt auf die Märkte beängstigend

Doch ein weiterer Krisenindikator zeigt Warnzeichen. Auch die Rendite der zehnjährigen Anleihen fiel am Montag auf 1,19 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit dem Juli 2012. Zum damaligen Zeitpunkt stand Spanien kurz davor, seinen Zugang zum Markt einzubüßen und von den Anlegern wurde ein Zerfall der Euro-Zone befürchtet.

Noch im Januar wurden die Bundesanleihen, als weltweit die Risikofreude wieder zunahm, stark verkauft. Doch bereits seit Ende Februar fallen die Bund-Renditen kontinuierlich. Deutschland hat in den letzten zwei Wochen 10-jährige und auch 30-jährige Staatsanleihen verkauft und aufgrund der beachtlichen Nachfrage derartig geringe Zinsen gezahlt wie nie vorher. 

Risikofreude der Anleger steigt

Zeitgleich heißt es am Markt, dass die Anleger wieder auf der Suche nach Renditen seien. Gerade Unternehmensanleihen mit einer „Junk“-Bewertung sollen stark im Kommen sein. Selbst Staatsschulden aus Ruanda wurden in letzter Zeit von den Anlegern gerne genommen.

Eine Anzahl von strukturellen Faktoren sprechen für Deutschland. Im letzten Jahr bildete Deutschland unter den entwickelten Volkswirtschaften mit seinem Haushaltsüberschuss in Höhe von 0,2 Prozent eine seltene Ausnahme.

Damit einhergehend ist auch die überaus geringe Nettokreditaufnahme. Diejenigen Anleger, die nur darauf aus sind, ihren Einsatz beizubehalten, können ihre Anlagebestände nur durch Käufe bei Auktionen auf längere Laufzeiten rollen.

Durch das drastische Sinken der Ratings der südeuropäischen Länder wird ein Teil von den nach Deutschland geflossenen Geldern seinen Weg nicht mehr zurückfinden. Bei den Anlegern in Spanien und Italien drehen sich die Überlegungen derzeit eher um Kreditausfallrisiken anstatt um Zinsänderungsrisiken. 

Weiterhin Rückgang der Inflation

Viel entscheidender sind jedoch die Wirtschaftsdaten. Die Rezession hat die Euro-Zone auch weiterhin fest im Griff und selbst das deutsche Wirtschaftswachstum strauchelt. Die Aussicht hat sich weltweit getrübt und die konjunkturelle Erholung der Vereinigten Staaten wird einmal mehr in Zweifel gezogen.

Zur gleichen Zeit ist die Inflation in Deutschland auf der harmonisierten EU-Basis auf 1,1 Prozent gesunken. Eine weitere Senkung des Leitzins durch die EZB wird immer wahrscheinlicher, um so den Druck der Renditen auf die Anleihen zu reduzieren. Am Zustand der Konjunktur innerhalb der Euro-Zone wird dies doch kaum etwas ändern.

Es bleibt also weiterhin spannend: Zieht die Wirtschaft innerhalb der Euro-Zone wieder an, werden die Bundesanleihen fällig. Verschlechtert sich die Situation auch weiterhin, könnte dies die Risikoanlagen in Mitleidenschaft ziehen.

Egal, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird, die Anleger werden erkennen müssen, dass bei einer der beiden Anlageklassen die Bewertung besser aussieht, als sie tatsächlich ist. (DR/BHB)


 
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