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Oft bleiben Frauen in ihren Minijobs gefangen

Weit verbreitet und ein hohes Risiko, gerade für Frauen, sind die Minijobs. Eine durch das Familienministerium in Auftrag gegebene Studie hat das Ministerium zu einer drastischen Aussage bewegt. Die Minijobs seien ein Werkzeug, durch das eine lebenslange Abhängigkeit und Ohnmacht entstehe.


Oft bleiben Frauen in ihren Minijobs gefangen

Minijobs werden immer beliebter. Aktuell gehen rund fünf Millionen Menschen ausschließlich einem oder sogar zwei Minijobs nach. Der Nachteil dieser Entwicklung: Der größte Teil der 450-Euro-Jobber  sind Frauen (über zwei Drittel), die aus dieser Form der Erwerbstätigkeit nicht mehr herauskommen. Diese Angaben belegt eine Studie, die vom Familienministerium in Auftrag gegeben wurde und über die die “Süddeutsche Zeitung“ aktuell berichtet hat. So hat es den Anschein, dass je länger die Beschäftigung in einem Minijob andauert, der Wechsel in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit immer unwahrscheinlicher wird.

Wie die Studie zeigt, sind Frauen, deren Minijob keine zusätzliche Nebentätigkeit darstellt, durchschnittlich bereit, dieser Tätigkeit sechs Jahre und sieben Monate nachzugehen. Bei den verheirateten Frauen sind es sieben Jahre und ein Monat. Gerade einmal 14 Prozent der Frauen, die einem Minijob als Hauptbeschäftigung nachgegangen sind, haben heute eine Vollzeitbeschäftigung, den Wechsel in eine Teilzeitbeschäftigung mit wenigstens 20 Stunden wöchentlich haben 26 Prozent geschafft.

Über die Hälfte der damaligen Minijobber soll nicht mehr am Arbeitsmarkt tätig sein. So belege diese Studie, dass im Gegensatz zu der eigentlich gewollten Entwicklung der rot-grünen Arbeitsmarktreformer, die Minijobs keine Brücke in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit bieten. Der Minijob als Haupttätigkeit fungiert eher als Werkzeug, durch das Frauen in eine lebenslange Abhängigkeit und Ohnmacht gezwungen werden.

Bislang von der breiten Öffentlichkeit unentdeckt, wurde die Analyse „Frauen im Minijob“ von Carsten Wippermann, Delta-Institut für Sozial- und Ökologieforschung, auf der Homepage des Familienministeriums veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurden 2000 Frauen befragt, von denen rund die Hälfte einer geringfügigen Beschäftigung nachgeht. Die andere Hälfte der Frauen übte früher einen Minijob aus. Gut 60 Prozent der Frauen gehen ausschließlich ihrem Minijob nach, 84 Prozent sind verheiratet.

Wippermann führt in seiner Analyse aus, dass die Ehefrauen mit einem Minijob einem erheblichen Risiko in ihrem Lebenslauf ausgesetzt seien. Während ein 450-Euro-Job auf den ersten Blick aufgrund der Flexibilität und dem steuerfreien Verdienst attraktiv erscheint, haben die Minijobs auf Dauer ein negatives Image. Auch wenn die meisten Frauen eine qualifizierte berufliche Ausbildung nachweisen können, gelten sie nicht mehr als qualifizierte Fachkraft.

Unüberwindbare Hürden beim Wechsel in eine reguläre Tätigkeit

Erst durch einen Minijob werde die Hürde in eine reguläre Tätigkeit zu wechseln geschaffen, beziehungsweise noch verstärkt. Diese Frauen hätten keine Möglichkeit, im Falle von Scheidung, Tod des Partners oder Arbeitslosigkeit die Existenz ihrer Familie und auch von ihnen selbst finanziell zu erwirtschaften, geschweige denn, eine ausreichende Altersvorsorge zu treffen. Somit erweist sich das Anreizsystem, das die Politiker schaffen wollten, als kontraproduktiv.

Trotz der Verpflichtung der Arbeitgeber erhielten 77 Prozent der Minijobberinnen kein Urlaubsgeld und bei rund 50 Prozent gibt es auch keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Trotzdem wird die Art der Beschäftigung von der Mehrheit der Frauen als positiv gesehen. Von mehr als 80 Prozent wird der Minijob nicht als Sackgasse gesehen. Für Wippermann stellt sich die Situation wiefolgt dar: Die Anreize und die eigene optimistische Erwartung, im Rahmen eines Minijobs eine reguläre Tätigkeit entsprechend den eigenen Qualifikationen zu erlangen, dominieren. Tatsächlich erweist sich dies jedoch als eine Selbsttäuschung. (DR/BHB)


 
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