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Regulierung des Börsen-Hochgeschwindigkeitshandels (2)

Innerhalb von Millisekunden handeln Computerprogramme unzählige Aktien. Dadurch wird die Stabilität der Börsen gefährdet. Künftig werden Hochfrequenzhändler das Bild der Handelsplätze voraussichtlich noch stärker prägen.


Regulierung des Börsen-Hochgeschwindigkeitshandels (2)

Die US-Börsenaufsicht SEC ist schon längst von den Hochfrequenzhändlern abgehängt. Den Behörden fehlen Mittel, damit sie die blitzgewitterartigen Vorgänge der Märkte durchschauen oder nachvollziehen können – von einer Kontrolle darüber ganz zu schweigen. Dass jüngst eine Kooperation mit dem FBI eingegangen worden ist, kann auch als das Eingeständnis der fehlenden Kenntnisse und Möglichkeiten angesehen werden. Das FBI kann währenddessen auf  Erfahrungen und Ausstattung  für den Kampf gegen Hacker und Cyberkriminalität zurückgreifen. In ihrer Not nimmt die SEC außerdem Hilfe aus der Branche selbst an: Tradeworx, eine in New Jersey ansässige Hochfrequenzhandelsfirm, beauftragte die SEC mit der Entwicklung eines Programms, das es zulässt, die Transaktionen in Echtzeit zu verfolgen. Diese Technik ist für die Börsenhändler ein alter Hut.

Das auf den Namen Midas getaufte Programm der SEC ist selbst jedoch nur in der Lage, einen begrenzten Ausschnitt des Geschehens abzubilden. Um diese Unzulänglichkeit auszugleichen, wird jetzt ein System erarbeitet, das die Erfassung sämtlicher Handelsdaten für alle 13 US-amerikanischen Börsen erlaubt. In Anbetracht von gravierenden Budgetproblemen ist die Realisierung dessen aber erst in einigen Jahren zu erwarten.

Fürsprecher schwören auf positiven Markteinfluss des Hochfrequenzhandels

Derweil betrachten sich die Hochfrequenzhändler als zu Unrecht Verdächtigte. Dabei verweisen Vertreter dieser Zunft auf wissenschaftliche Analysen, welche wiederholt ein Ergebnis lieferten, das den Zockern attestiert, sie würden den Markt flexibler und billiger machen. Hedge- und Anlagefonds sowie Banken fügen ihrer Angebotsberechnung immer eine Risikoprämie bei. Durch diesen Aufschlag werde das Risiko gemindert, für  Derivate oder die Aktie später nicht genügen Anbieter und Abnehmer zu finden. Je geringer die Sicherheit erscheint, mit der das Wertpapier durch die Marktteilnehmer zum gewünschten Kurs ein- und wieder verkauft wird, desto höher ist die Prämie – und umso teurer ist der Kurs.

Die Fürsprecher der Hochfrequenzhändler betonen, die Risikoprämie sei in den letzten Jahren gesunken. Einer dieser Befürworter ist der mächtige US-Fondsanbieter Vanguard. Zwar sei man vor Missbrauch nie vollständig gefeit, jedoch hätten die Blitzzocker die Kursspannen dünner gemacht, wodurch Kosten reduziert werden konnten. Außerdem sei der Markt dadurch liquider geworden.

Gefahr droht vorwiegend in Ausnahmesituationen

Henry Hu, ein Finanzprofessor der University of Texas, meint, das Problem nicht im täglichen Marktgeschehen entdeckt zu haben. Gefährlich seien vorweg potenzielle Zwischenfälle, durch die das normale Funktionieren der Märkte oder sogar das ganze Finanzsystem infrage gestellt würde. Kleinere Finanzmarktkrisen gibt es immer wieder, wenn die Aktienkurse einzelner Unternehmen aus unerfindlichen Gründen verrücktspielen – oft sind dann die Hochgeschwindigkeitshändler nicht unschuldig.

Aller Kritik zum Trotz wächst der Einfluss der Hochfrequenzhändler mehr, als das er schwindet. Alle Dramatik, die in dieser Veränderung liegt, hat die vor zwölf Jahren ins Leben gerufene elektronische Handelsplattform ICE gezeigt. Sie übernahm die traditionsreiche und 200 Jahre alte Institution New York Stock Exchange. Der Aufstieg ICEs von einer Firma, die lediglich ein paar Großrechner besaß, zu einem der erfolgreichsten Börsenunternehmen weltweit, bildet diese Entwicklung treffend ab. (LB/BHB)


 
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