Methodische Verfeinerung dank EDV
Die technische Analyse wird heute in weiten Bereichen des Börsenhandels eingesetzt. Sie findet nicht nur bei Aktien Anwendung, sondern auch im Handel mit Währungen, Rohstoffen und anderen Börsenwerten. Das Grundprinzip dabei ist nicht neu. Entscheidende Impulse hat das Analyseverfahren aber durch die moderne Computertechnik erfahren. Sie machte es möglich, komplexe mathematisch-statistische Methoden bei der Analyse einzusetzen. Dadurch wurde die Berechnung von Trends und Kauf- und Verkaufssignalen deutlich erweitert und verfeinert.
Unsinnig bei effizienten Kapitalmärkten
Trotz dieser Weiterentwicklungen ist die technische Analyse stark umstritten. Die Prognostizierbarkeit zukünftiger Kurse auf der Basis von Kursen der Vergangenheit wird vielfach angezweifelt. Entschiedenste Kritiker sind dabei die Anhänger der sogenannten effizienten Märkte. Sie stellen grundsätzlich Ansätze in Frage, die versuchen, an Börsen besondere Kurschancen zu identifizieren und spekulativ zu nutzen. Bei effizienten Märkten sei das auf Dauer nicht möglich, so die Protagonisten der Hypothese, wie Nobelpreisträger Prof. Fama. Entscheidend für die Kursbildung seien vielmehr Angebot und Nachfrage.
Anderer Ansatz: Fundamentalanalyse
Die technische Analyse wird auch von den sogenannten Fundamentalanalytikern abgelehnt. Sie versuchen, Kurse nicht anhand von Kursverläufen, sondern auf der Basis ökonomischer Daten und Analysen zu bewerten. Bei Aktien sind das vor allem Unternehmensdaten und Informationen zum wirtschaftlichen Umfeld. Dahinter steht der Gedanke, dass sich der Wert einer Aktie letztlich aus dem erwarteten Unternehmenserfolg in der Zukunft ergibt. Den versucht die Fundamentalanalyse genauer einzuschätzen.
Psychologische Pro-Argumente
Betriebswirtschaftlich betrachtet spricht tatsächlich wenig für die technische Analyse. Dennoch gibt es Argumente für das Verfahren. Sie sind vor allem psychologischer Natur. Dadurch, dass das Verfahren weithin akzeptiert ist und angewandt wird, verhalten sich viele Akteure an den Kapitalmärkten entsprechend. Wenn die Analyse zum Beispiel ein Verkaufssignal zeigt, verkaufen tatsächlich viele Marktteilnehmer. Dadurch ausgelöste Kursrückgänge bestätigen dann die Prognose im Sinne einer 'self fulfilling prophecy'. Vor allem bei kurzfristigem Marktagieren hat die technische Analyse daher einen Platz.