Ende der lockeren US-Geldpolitik: Wie Schwellenländer gegensteuern

Erneut drosselt die US-Notenbank Federal Reserve den Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren - um noch einmal zehn Milliarden Dollar. Und belässt den Leitzins weiter auf Rekordtief. Schwellenländer reagieren auf das Ende der Geldflut der US-Notenbank mit massiven Leitzinserhöhungen. Mit Erfolg?


Ende der lockeren US-Geldpolitik: Wie Schwellenländer gegensteuern

Schwellenländer: Gegen Spekulanten aufrüsten

Unruhige Börsen in vielen Schwellenländern, aber die US-Notenbank beendet ihre lockere Geldpolitik. Hatte man Anleihenkäufe im Dezember um zehn Milliarden Dollar reduziert, kappt die US-Notenbank diese im Februar erneut in gleicher Höhe. Auf der letzten Sitzung für Notenbankchef Ben Bernanke, nach acht Jahren durch Vize Janet Yellen abgelöst, wurde beschlossen, Aufkäufe künftig auf 65 Milliarden Dollar zu begrenzen. Nach der Finanzkrise noch 85 Milliarden, will die US-Notenbank nun monatlich Immobilienpapiere zu 30 und Staatsanleihen zu 35 Milliarden Dollar erwerben. Tendenz weiter rückläufig -  positive Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsdaten vorausgesetzt. Schwellenländer wie die Türkei, Indien oder Südafrika antworteten mit massiven Leitzinserhöhungen auf das Ende der Geldflut, um dem Verfall ihrer Währungen Einhalt zu gebieten: Vor wenigen Tagen erhöhte die türkische Zentralbank den Leitzins von 4,5 auf zehn Prozent. Premier Erdogan hatte dies als Konjunkturbremse abgelehnt, der Wertzuwachs war nur kurzfristig. Weshalb dann? Lira für zehn Milliarden Dollar hatte die türkische Notenbank seit Dezember gekauft - ohne stabilisierenden Erfolg. Und ihre gut 107 Milliarden Dollar an Devisen reichen kaum, um die Lira über Interventionen zu stützen. Ein Land, das mit politischen Konflikten kämpft, mehr importiert als ausführt und am Tropf ausländischen Kapitals hängt. Sein Leistungsbilanzdefizit von sieben Prozent der Wirtschaftsleistung wird zu 80 Prozent über kurzfristige Kredite finanziert. 

Schwellenländer im Dilemma

Südafrikas Notenbank reagierte ähnlich, doch auch der Rand erholte sich nur kurz. Droht der Ausverkauf aller Schwellenländer-Währungen? Aktuell bewegt sich der russische Rubel auf historischem Tief zum Euro, während der ungarischer Forint um über zwei Prozent, der polnischer Zloty um fast ein Prozent verloren. Historisch betrachtet können Leitzinserhöhungen Volkswirtschaften auf Dauer ruinieren. Wie einige Notenbanken nach ihr setzte auch die Bank of England 1992 auf eine kurzfristige Anhebung von zehn auf 15 Prozent. Doch das Pfund verlor zur D-Mark, am Ende stand der Ausstieg aus dem Europäischem Währungssystem. Gar nicht einfach für Schwellenländer, den Weg aus der Zwickmühle zu finden: Erhöhen sie die Zinsen, stagniert das Wachstum. Lässt ein Land seine Währung absacken, setzt Kapitalflucht ein. Zwar sind viele Währungen anders als zu Schwellenländerkrisen wie 1997 und 1998 flexibler, weil nicht mehr an den Dollar gekoppelt. Trotzdem verschiebt sich der Schwerpunkt der Finanzkrise in Richtung aufstrebender Schwellenländer wie etwa Brasilien. Sie haben es versäumt, ihre Ökonomien für die Globalisierung fit zu machen. Stattdessen, so Experten, hätte man dort mit billigem Geld aus den Staaten und China ein kaum zukunftträchtiges Strohfeuer erzeugt.

US-Notenbank: Konjunkturerholung hat Vorrang

Jetzt ziehen sich Anleger zurück, um in den USA und weiteren Industriestaaten anzulegen. Seit Jahresanfang ist der MSCI Emerging Markets Index der Schwellenländer um 7,1 Prozent gefallen. Allerdings blieb die Krise der Schwellenländer nach Bekanntwerden der neuen Entscheidung nicht ohne Effekt auf die US-Börsen: Der Dow-Jones-Index notierte im Minus, auch S&P-500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq sackten ab. Doch der Bericht der US-Notenbank klammert die weltweiten Börsenprobleme aus. Optimistisch, rechnet er ungeachtet der strengen US-Fiskalpolitik mit einer Fortsetzung von Konjunkturerholung, steigender Nachfrage und Unternehmensinvestitionen. Die Arbeitslosigkeit sei mit 6,7 Prozent allerdings zu hoch, weshalb die US-Notenbank mit Leitzinserhöhungen wartet, bis die Quote unter 6,5 Prozent absinkt. Janet Yellens Hauptaufgabe: Ein Konjunkturprogramm historischen Ausmaßes abzuwickeln, das die Märkte seit Dezember 2008 mit über vier Billionen Dollar geflutet hat - ohne das zarte Pflänzchen Konjunkturerholung zu gefährden. Nach drohenden Spekulationsblasen gefragt, winkt die US-Notenbank-Chefin jedoch ab: Preissteigerungen, die die Finanzsysteme in Schieflage versetzen könnten, sieht Yellen nicht.


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