Mittelgroßer, bezahlbarer Wohnraum fehlt

Deutschlands Baubranche geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Doch obwohl die Zahl der Baugenehmigungen zuletzt deutlich gestiegen ist, reicht das nicht aus, um die Nachfrage nach Wohnraum zu decken. Und bei genauerem Hinsehen relativiert sich der Eindruck vom "Boom".


Wohnraum fehlt

Auf den ersten Blick könnte die Lage nicht besser sein. Die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind voll, die Umsätze wachsen und die Zahl der Baugenehmigungen erhöht sich von Jahr zu Jahr. Auch 2017 geht jede zweite Baufirma von weiter steigenden Erträgen aus. Allerdings sind die guten Zahlen mehr der Erholung nach einem langen "Tief" geschuldet als einem bemerkenswerten Aufschwung.

Bedarf deutlich größer als das Angebot

Den letzten wirklichen Bauboom erlebte Deutschland Anfang der 1990er Jahre im Zuge der Wiedervereinigung. Damals wurde - vor allem in den neuen Bundesländern - in großem Umfang neuer Wohnraum geschaffen. Dabei entstanden auch Überkapazitäten, die die Branche ab 1995 in eine anhaltende Rezession stürzten. Nach 2005 begann ein Erholungsprozess, der kurz darauf durch die Finanzkrise jäh unterbrochen wurde. Erst seit 2010 geht es erneut aufwärts. Trotzdem erreichen die aktuell 375.000 Baugenehmigungen gerade mal die Hälfte des Höchststandes in den 1990er Jahren. 1994 wurden 713.000 Baugenehmigungen erteilt. 

Der Wohnungsbau deckt heute bei Weitem nicht den Bedarf. Im vergangenen Jahr wurden 247.000 neue Wohnungen errichtet, nötig wären nach Experten-Einschätzung 400.000 pro Jahr. Insgesamt fehlen 1,5 Millionen Wohnungen in Deutschland. Selbst die deutlich gestiegene Zahl an Genehmigungen ist danach nicht genug. Vor allem in begehrten Großstädten wie Berlin, Stuttgart und München gibt es eine eklatante Unterversorgung. Hier deckt das Angebot gerade mal 40 Prozent des Bedarfs. Doch auch außerhalb dieser "Hot-Spots" ist Wohnungsmangel festzustellen. Es fehlt vor allem an mittelgroßen Wohnungen, die auch für Durchschnittsverdiener bezahlbar sind. Dagegen wurden und werden bevorzugt größere Wohnungen oder Luxusappartements mit kleinen Flächen gebaut. 

Fehlendes Personal und Bauland 

Und die Baufirmen kommen mit dem Bauen kaum hinterher. Ein zunehmendes Problem ist, genügend Fachkräfte für den Bau zu finden. Auch inzwischen erfolgte Lohnerhöhungen schaffen hier kurzfristig keine Abhilfe. Viele Bauhandwerker sind inzwischen über viele Monate ausgelastet und können kaum noch weitere Aufträge annehmen.

Schnelle Kapazitätserweiterungen sind nur schwer zu realisieren. Ein weiteres Problem ist, überhaupt geeignetes Bauland zu finden. Viele Kommunen haben in den letzten Jahren nur wenig neue Flächen ausgewiesen, die Baulandpreise sind fast explodiert. Das Angebot an neuen Wohnungen wird daher bis auf Weiteres überschaubar bleiben - die besten Voraussetzungen dafür, dass Preise und Mieten weiter steigen.


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