Nachhaltigkeit von Investments - wie geht das eigentlich?

Nachhaltigkeit liegt bei den Verbrauchern seit langem stark im Trend - in ihrem Alltag, ihren Konsumgewohnheiten und auch in finanziellen Dingen. Was sich hinter nachhaltigen Investitionen und Geldanlagen investiert, ist vielen von ihnen jedoch durchaus unklar. Die letzten Jahre haben bei vielen Menschen Erinnerungen an Katastrophen-Szenarien hinterlassen.


Nachhaltigkeit

Ab 2007 offenbarte die Finanzkrise das Ausmaß der Exzesse und der Arroganz der Banken. Der Atomunfall in Fukushima und die Bilder des ölverseuchten Golfs von Mexiko gaben einen Vorgeschmack auf den ökologischen Super-GAU. Die Nachfrage nach ethischen Geldanlagen hat vor diesem Hintergrund beträchtlich zugenommen - immer mehr Anleger streben nach Nachhaltigkeit und folglich nach Anlagemodellen, in die sie ihr Geld mit gutem Gewissen investieren können. Traditionelle Energieerzeuger, Rohstoffförderer und Investmenthäuser scheiden als Investitionsobjekte für diesen Personenkreis zumindest der Tendenz nach aus.

Nachhaltigkeit - inzwischen werbeträchtiges Massenphänomen?

Die Anbieterseite - nicht nur produzierende Unternehmen, sondern auch Fondsgesellschaften - hat dieses Bedürfnis nach Nachhaltigkeit längst aufgegriffen. Der neue und recht werbeträchtige Slogan heißt "Corporate Social Responsibility". Vor einem knappen Jahrzehnt steckte die Idee der Nachhaltigkeit vor allem im Finanzbereich noch in den Kinderschuhen, heute ist sie längst zum Massenphänomen geworden. Die Definition von Nachhaltigkeit im Investment-Sektor ist bisher jedoch keineswegs eindeutig geregelt - hinter entsprechenden Produkten können sich sehr unterschiedliche Konzepte verbergen. Aus Verbrauchersicht bedeutet Nachhaltigkeit zunächst, dass die Anlagevermögen nicht in bestimmte Bereiche oder Unternehmen fließen soll.  "No-Gos" sind beispielsweise Geschäftspraktiken wie Kinderarbeit, Geschäftsbereiche wie Waffenproduktion oder Tabakindustrie oder Energieversorger, die bisher auf Atomkraft setzen.

In der Praxis leiten sich daraus jedoch sehr unterschiedliche Anlagestile ab. Eine Fondsgesellschaft, die sich in ihren Investitionen auf Nachhaltigkeit fokussieren will, könnte diese beispielsweise anhand der Kriterien Umwelt, Soziales sowie "Governance" - transparenter Unternehmensführung definieren. 

Sehr unterschiedliche nachhaltige Investment-Stile

Über den Investment-Stil des Fonds sagen diese Begriffe jedoch zunächst wenig aus. In Deutschland überwiegt für ethische Geldanlagen zum Beispiel ein Best-In-Class-Konzept: Konsequente Nachhaltigkeit ist damit in der Regel nicht verbunden. Vielmehr investiert der Fonds durchaus auch in unter Nachhaltigkeitskriterien kritischen Branchen und sucht sich dort die "kleinsten Gauner aus". Im angelsächsischen Raum sind daneben auch Modelle weit verbreitet, die auf "Engagement & Voting" respektive "aktives Aktionärstum" setzen, den Anlegern also ein Mitspracherecht bei Investitionsentscheidungen geben. "Impact Investing" - ein sehr konsequentes Modell für Nachhaltigkeit - hat zum Ziel, mit einer Investition messbare soziale und/oder ökologische Veränderungen zu erzielen. 

Nachhaltige Geldanlagen: Gute Performance bei zum Teil höheren Risiken

Beim Best-In-Class-Verfahren werden anhand der jeweiligen Nachhaltigkeitskriterien alle Branchen und Emittenten einer ausführlichen Prüfung unterzogen. Bei der Bewertung von Unternehmen respektive eines Investments in ihre Wertpapiere spielen hier neben ökologischen Standards zum Beispiel auch Transparenz- oder Fair-Trade-Aspekte eine zentrale Rolle. Am Ende werden nach dem Vorbild von Rating-Agenturen Durchschnittsnoten vergeben, die für Vergleichbarkeit der Firmen sorgen. Investiert wird danach etwa in die drei "Klassenbesten". Die Analysten gehen davon aus, dass dieses Prozedere auch den Wettbewerb zwischen den Firmen einer Branche fördert - wenn ein zunächst ausgeschlossenes Unternehmen seine Standards in puncto Nachhaltigkeit verbessert, kann es künftig möglicherweise selber "Klassenbester" werden. Ob dieser Ansatz auch in der Praxis funktioniert, sei einmal dahingestellt. Mehr als ein Konzern dürfte der Meinung sein, dass es sich für den Nachhaltigkeits-Wettbewerb im Investment-Sektor bis auf weiteres eher am Rande interessiert.  Die Performance nachhaltiger Geldanlagen muss sich hinter konventionellen Investments übrigens schon längst nicht mehr verstecken. Diverse Meta-Studien belegen, dass sie mit ihrer Wertentwicklung mindestens gleichauf mit herkömmlichen Anlagemodellen liegen oder sie in vielen Fällen sogar schlagen. Allerdings: Je konsequenter "Best-In-Class"-Konzepte - also strikte Ausschlusskriterien - Verwendung finden, desto kleiner wird der Spielraum für die Auswahl der Einzeltitel, was sowohl Renditepotenziale schmälern als auch das Risiko ethischer Geldanlagen erhöhen kann. Auch nachhaltige Geldanlagen sind keine Allheilmittel und sind immer nur als Bausteine für eine übergeordnete Vermögensstrategie zu sehen. Insbesondere sollten Risiken und Renditemöglichkeiten unter Beachtung des individuellen Anlegerprofils mit Unterstützung eines unabhängigen Beraters diskutiert und abgestimmt werden.


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