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Blicken Deutschlands Banken düsteren Zeiten entgegen?

Der Pessimismus macht sich in den Führungsetagen deutscher Banken breit: Mit einem schlechteren Geschäft im Jahr 2013 rechnen vier von zehn Banken. Grund genug für die jeweiligen Manager, den Rotstift anzusetzen.


Blicken Deutschlands Banken düsteren Zeiten entgegen?

Mit Skepsis blicken die deutschen Banken auf das neue Jahr, der Grund dafür sind neben der Eurokrise die trüben Aussichten der Konjunktur. Von einer Verschlechterung innerhalb der kommenden sechs Monate gehen rund 40 Prozent der Banken aus, so das Ergebnis einer Umfrage, die von der Unternehmensberatung Ernst & Young durchgeführt wurde. Lediglich ein Viertel der Banken rechnen mit einer Aufhellung.

Rund 42 Prozent der Geldinstitute planen aufgrund der angespannten Lage einen Personalabbau. Dazugehören unter anderem die Commerzbank und auch die Deutsche Bank, die überwiegend im Investment-Bereich einen Stellenabbau plant.

An der Befragung durch Ernst & Young haben rund 269 aus verschiedenen europäischen Ländern, wie Großbritannien, Schweiz, Frankreich, Italien und auch Skandinavien, teilgenommen. Alleine 50 Banken aus Deutschland waren an der Umfrage beteiligt.

Ausgelöst wird der Pessimismus dadurch, dass nahezu jede zweite deutsche Bank mit einer Eintrübung der Konjunktur rechnet. Von einer Verbesserung gehen dagegen nur 4 Prozent aus. Diese Skepsis zeigt sich europaweit. 41 Prozent der befragten Geldinstitute rechnen mit einer Verschlechterung der Lage, einzig die Banken in Großbritannien erwarten überwiegend eine Verbesserung des eigenen Geschäftes und auch der Wirtschaftslage. 

Regulierung und Bankenaufsicht werden zum Problem

Von 94 Prozent der befragten Banken wurde die verschärfte Bankenaufsicht und Regulierung als eine der größten Herausforderungen für den Zeitraum 2013 bis 2015 genannt.

Um rund 0,5 Prozent war das Bruttoinlandsprodukt Deutschland in der Zeit von Oktober bis Dezember 2012 gesunken. Nach dem Statistischen Bundesamt stand Deutschland damit an der Grenze zur Rezession.

Das US-Magazin „Global Finance“ hat für die Rangliste der besten Banken 2012 rund 136 genau unter die Lupe genommen. Kriterien waren dabei unter anderem die Profitabilität des verwalteten Vermögens, das Wachstum und auch die subjektive Einschätzung der Analysten und Berater. Bei den Gewinner in den insgesamt zwölf Kategorien handele es sich zwar nicht immer um die größten Banken, sondern um die besten, so das Magazin. 

Die Lage wird zunehmend durch die Euro-Krise und die Regulierung verschärft

Die Auswirkungen sind auch bei dem Bankensektor Europas spürbar. 70 Prozent der deutschen Geldinstitute rechnen mit weiter auftretenden Problemen, die sich aber wohl auf einzelne Banken bzw. Länder beschränken. Jede zehnte deutsche Bank rechnet mit flächendeckenden Problemen auf dem Finanzsektor innerhalb Europas. Mit dieser Einschätzung sind die deutschen Finanzhäuser im Vergleich zu ihren Kollegen im Ausland noch optimistisch.

Dabei macht den Kreditinstituten auch die zunehmende Regulierung zu schaffen. Die Ertragsentwicklung wird durch die strengeren Anforderungen an die Liquiditätsreserven und die Sicherheiten eingedämmt. Der Leiter des Financial Services bei Ernst & Young, Claus-Peter Wagner, geht davon aus, dass vor den Banken magere Jahre liegen. Seiner Ansicht nach befindet sich der deutsche Bankensektor auf einem erzwungenen Schrumpfkurs.

Die brisante Lage im Hinblick auf die Staatsfinanzen in Spanien, Griechenland, Portugal und auch Italien, die strengere Regulierung und auch die trüben Aussichten  im Bereich der Konjunktur sind für die Führungsetagen Grund genug,  Einschnitte sowohl beim Personal als auch im Geschäftsbereich vorzunehmen. Gerade die Verwaltungen werden den Rotstift zu spüren bekommen, denn laut einer Studie werden 71 Prozent der Kürzungen diesen Bereich betreffen.

Andere Bereiche, darunter das Privatkundengeschäft und auch das Investment-Banking, werden wohl eher verschont bleiben. Anders sieht es europaweit aus. Hier wird auch in diesen Bereichen massiv Stellen gestrichen. 

Die Angst vor einer Immobilien-Blase

Trotz der düsteren Aussichten rechnet immerhin jedes zweite deutsche Geldinstitut mit einer steigenden Nachfrage im Bereich der Firmenkredite. Innerhalb Europas sind es lediglich 35 Prozent. Obwohl die Banken ihre Bilanzen verkleinern wollen, sollen insgesamt mehr Kredite ausgegeben werden. Hier wird allerdings die Bewertung der Risiken bei 72 Prozent liegen, was in den folgenden Monaten eine wichtige Rolle spielen wird.

Der Leiter Banking & Capital Markets bei Ernst & Young, Dirk Müller-Tronnier, ist der Meinung, dass die Banken trotz der erzwungenen Schrumpfung dringend neue Geschäfte brauchen. Die Herausforderung sieht er für die Banken darin, ein seriöses, tragbares und auch stabiles Kreditgeschäft zu kreieren. Müller-Tronnier geht davon aus, dass dies nicht allen Banken gelingen wird. 

Europas größte Investmentbanken im Jahr 2012

Das Finanzhaus Lazard erreichte den zehnten Platz im Bereich Unternehmenskäufe und Zusammenschlüsse in Europa. Transaktionen mit einem Wert von 129,4 Milliarden Dollar wurden von dem Geldinstitut betreut.

Für die Führungsetagen der deutschen Finanzhäuser liegen die besten Aussichten im Bereich des Privatkundengeschäftes. Hier wird für den Bereich Immobilienkredite von insgesamt 67 Prozent eine steigende Nachfrage erwartet. 

Doch es werden auch schon Stimmen laut, die eine Immobilien-Blase befürchten. Bei dem enormen Preisanstieg für Immobilien in bester Lage sei zu prüfen, ob diese überhaupt noch gerechtfertigt sind. Immobilienkredite werden von dem Banken mit einem guten Augenmaß zu prüfen sein, so Müller-Tronnier.


 
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