Beispielhafte Privatinitiative
Winzer sind selbstständige Unternehmer, welche immer wieder Probleme mit ihren Hausbanken bekommen, wenn sie einen Kredit beantragen. Für sie besteht aus der Sicht der Banken erhöhtes Kreditausfallrisiko, daher kommt in den seltensten Fällen ein Darlehen zustande.
Doch nicht alle Weinbauern ließen sich von den Absagen entmutigen, einige besannen sich auf das älteste Tauschmittel der Menschheit - die Naturalien. Sie veräußerten Genussscheine und boten als Zinsen keine Euros, sondern ein paar Flaschen ihres Weines an. Die neue Idee wurde von Anfang an gut aufgenommen; als die Presse die Anlageform publik machte, entstand für manche Winzer ein wahrer Boom.
Die meisten Geldgeber waren selbst Unternehmer und kannten daher die Kreditprobleme bei Banken aus eigener Erfahrung. Der eine oder andere von ihnen wird bald seinen Keller für die Lagerung der Zinsen erweitern müssen.
Auch diese Genussscheine sind gefährlich
Bei aller Sympathie für kreatives Unternehmertum darf nicht vergessen werden, dass Genussscheine hochgefährliche Anlageinstrumente sind, Anlegern droht bei einer Insolvenz des Emittenten mit Sicherheit der Totalverlust. Das beste Beispiel für die Gefährlichkeit dieser Papiere ist die Insolvenz des Windkraftunternehmens Prokon. Die Firma hatte von 75.000 Anlegern 1,4 Milliarden Euro mit Genussscheinen eingesammelt und ist seit Januar zahlungsunfähig. Derzeit sind die Aussichten auf Einlagenrückzahlung mehr als ungewiss.
Genussscheine sind Papiere, deren Risiko mit dem von Nachranganleihen vergleichbar ist. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um zwei verschiedene Anlageformen, doch im Ernstfall sind die Vorgehensweisen gleich, Anleger müssen warten, bis alle anderen Gläubiger bedient sind.
Der Fall Prokon hat die Genussscheine in die Schlagzeilen gebracht. Die Regierung hat jedoch keine Maßnahmen eingeleitet, um diese gefährlichen Papiere zu entschärfen. Daher müssen auch die Weinfreunde ihre Zinsen mit Vorsicht genießen.
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