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Inflation frisst Lohnsteigerungen auf

Erstmals seit mehreren Jahren sind die Reallöhne in Deutschland im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gesunken. Die Spielräume bei den Finanzen wurden damit geringer. Dies teilte das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen mit.


Inflation

Während die Nominallöhne im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem ersten Quartal 2012 um 1,4 Prozent stiegen, erhöhten sich die Verbraucherpreise um 1,5 Prozent. Real betrachtet gingen die Löhne damit um 0,1 Prozent zurück.

Lohnsteigerungen gleichen Inflation nicht aus 

Trotz insgesamt niedriger Inflation reichten die Lohnsteigerungen daher im Schnitt nicht aus, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen. Der Reallohnrückgang betraf dabei nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen. Besonders betroffen waren vor allem Fachkräfte, ungelernte Arbeiter konnten dagegen sogar profitieren. Der Reallohnverlust und geringere Finanzen sind vor allem auf zwei Effekte zurückzuführen: weniger Sonderzahlungen im Vergleich zum Vorjahr und Rückgänge bei den bezahlten Wochenarbeitszeiten. 

Die niedriger ausgefallenen Sonderzahlungen - Gewinnbeteiligungen, Sonderzahlungen  Weihnachtsgeld etc. - sind vor allem Folge der sich abschwächenden Konjunktur in Deutschland. Viele Unternehmen haben daher Einmalzahlungen gekürzt. Rechnet man die Sonderzahlungen heraus, sind die Nominallöhne um 1,8 Prozent gestiegen - was einen leichten Reallohnanstieg bedeutet. Weniger bezahlte Wochenarbeitszeiten sind vor allem durch den langen Winter bedingt. Wegen der ungewöhnlich hartnäckigen Kälteperiode konnte die Baubranche in diesem Jahr erst verspätet mit der Arbeit beginnen. Während sonst bereits im März die Arbeit wieder aufgenommen wird, verzögerte sich der Baubeginn um gut einen Monat. 

Entwicklung der Inflation für 2013 noch offen 

Auf einen längeren Zeitraum betrachtet haben sich die Reallöhne positiv entwickelt. Im Zeitraum 2007 bis 2012 stiegen die Nominallöhne um 12,2 Prozent, die Verbraucherpreise erhöhten sich (die Inflation) im gleichen Zeitraum nur um 8,3 Prozent. Spielräume bei den Finanzen sind größer geworden. Betrachtet man die Entwicklung nach Leistungsgruppen, zeigen sich allerdings Unterschiede: Bei leitenden Arbeitnehmern fiel der Anstieg mit 15,5 Prozent überproportional hoch aus, ungelernte Arbeiter kamen mit 9,8 Prozent Anstieg schlechter weg.  

Der aktuelle Reallohnverlust  lässt noch keine Aussage über die Situation der privaten Finanzen im gesamten Jahr zu. Viel wird von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Sie entscheidet darüber, ob der Rückgang der Sonderzahlungen einen Einmaleffekt oder einen Trend darstellt. Der witterungsbedingte Effekt in der Baubranche dürfte sich dagegen im Jahresverlauf nivellieren.


 
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