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Streik der deutschen Amazon-Mitarbeiter

Eine Premiere der besonderen Art: Die Mitarbeiter von Amazon Deutschland streiken ganztägig. Die Beschäftigten in Leipzig und Bad Hersfeld wurden durch die Gewerkschaft Ver.di zum Protest aufgerufen. So soll das Unternehmen dazu gebracht werden, einen Tarifvertrag nach den im Einzelhandel geltenden Konditionen zu akzeptieren.


Streik der deutschen Amazon-Mitarbeiter

Zum ersten Mal wird bei dem Internet-Versandhändler Amazon Deutschland gestreikt. Wie die Gewerkschaft Ver.di mitteilte, wurde die Belegschaft in Leipzig und in Bad Hersfeld dazu aufgerufen, sich am Dienstag von 6.00 Uhr bis nach Ende der Spätschicht an einer ganztägigen Protestaktion zu beteiligen. Am Dienstagmorgen zeigte sich Heiner Reimann von Ver.di Hessen mit dem Auftakt der Aktion äußerst zufrieden. Nach den Angaben des Sprechers der Gewerkschaft hatte zu diesem Zeitpunkt der Ausstand in Leipzig auch bereits begonnen.

Die Forderung:  Amazon Deutschland solle einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Versand- und Einzelhandels akzeptieren. Bislang hat der Konzern dies strikt abgelehnt. Bei der Vergütung orientiert sich Amazon Deutschland an der in der Logistikbranche üblichen Bezahlung. Das Unternehmen beschäftigt in Bad Hersfeld rund 3.300 Mitarbeiter und in Leipzig ungefähr 2.000.

Im Rahmen einer Urabstimmung hatten sich die bei Amazon in Bad Hersfeld beschäftigten Gewerkschaftsmitglieder mit 97,6 Prozent für den Arbeitskampf entschieden. In Leipzig lag die Anzahl der teilnehmenden Mitarbeiter bereits Anfang April bei 97 Prozent. Am 09. April war es bereits zu einem Warnstreik in den beiden Versandlagern in Bad Hersfeld gekommen.

Auch wenn Streikleiter Reimann vorerst keine genaue Zahl der teilnehmenden Mitarbeiter nennen konnte, zeigte er sich doch zuversichtlich, dass der Betriebsablauf empfindlich gestört werden wird. Die Amazon-Kunden könnten damit rechnen, ihre Waren nicht mit der gewohnten Schnelligkeit zu erhalten.

Bis zu 9.000 Euro jährlich mehr

Amazon Deutschland wird von der Gewerkschaft aufgefordert, die Verhandlungen aufzunehmen und den für Einzel- und Versandhandel geltenden Tarifvertrag zu akzeptieren. Nach Angaben der Gewerkschaft könnte dies für die Mitarbeiter bis zu 9.000 Euro brutto pro Jahr bedeuten.

Auch Amazon machte seinen Standpunkt deutlich. Die Versandzentren des Internet-Händlers seien Logistikzentren, in denen die Kundenbestellungen ausgeführt werden. Mit ihrem Einkommen würden die Mitarbeiter bereits an der oberen Grenze dessen liegen, was branchenüblich wäre. Gerade der Standort Bad Hersfeld sei ein reines Versandzentrum, in dem die Beschäftigten rein logistische Tätigkeiten, wie die Kommissionierung und die Verpackung und der Versand der Waren, erledigen.

Zuletzt geriet das ansonsten in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltende Unternehmen aus Amerika in die Kritik durch eine TV-Dokumentation, in der der Umgang von Amazon Deutschland mit Leiharbeitern gezeigt wurde. (DR/BHB)


 
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