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Amazon: Buntes Treiben im Schatten des Bücherverkaufs (2)

In den vergangenen Jahren hat Amazon den Markt für serverbasierten Speicherplatz umgekrempelt. Zu Beginn gab es nur die Idee, dass es vor allem für kleinere Unternehmen schnell und unkompliziert möglich sein müsste, Speicherplatz und Rechenleistung zu ordern. Bis zu dem Zeitpunkt waren die Preise relativ hoch und Server mussten mit all ihren Details schon wochenlang vorab angemietet werden. Traf der erwartete Datenstrom nicht – oder anders – ein, erzeugte das besonders für Start-up-Unternehmen immer eine Situation am Rande des Ruins. Dank Amazon geht das alles von jetzt auf gleich und die Kunden können sich voll und ganz darauf konzentrieren, ihre Software zu entwickeln.


Amazon: Buntes Treiben im Schatten des Bücherverkaufs (2)

Der Konzern bietet aber auch Rechenkapazität an. Früher brauchte man einen eigenen Supercomputer, wenn komplexe Simulationen durchgerechnet werden mussten. Für eine dreistündige Molekularberechnung können Biotech-Firmen heute die Rechenleistung von fünfzigtausend Prozessoren mieten. Traditionelle Hersteller wie IBM können da nicht mithalten, weil die Anschaffung eines eigenen Computers mit ähnlicher Leistung sehr viel teurer ist.

Rasantes Speicherplatz-Wachstum

Werner Vogels baute als Technik-Chef von Amazon im Zeitraum von fünf Jahren eine IT-Infrastruktur auf, die – gemessen an der Anzahl von Servern – nur Google noch übertrifft. Die Unternehmensberatung Accenture hat im Sommer 2012 ausgerechnet, dass Amazon  im Sommer 2012 weltweit mehr als 500 000 Server am Netz hatte. Seitdem ist selbstredend wieder eine gewaltige Leistungssteigerung eingetreten. Nach Angaben Amazons käme jeden Tag so viel an Leistung hinzu, wie das Unternehmen im Jahr 2003 insgesamt besessen hat.

Die drei Großen – Facebook, Google und Amazon – sind längst nicht mehr in der Position, sich ihre Server kaufen zu müssen. In Asien produzieren sie ihren Speicherplatz als Massenware, was dazu beiträgt, das Geschäft traditioneller Hersteller durcheinander zu würfeln. Noch 2008 gab der Chiphersteller Intel an, dass 75 Prozent aller verkauften Serverchips an IBM, HP und Dell gingen.

Im Jahr 2012 hatten sich die Verhältnisse bereits grundlegend verändert, denn nun teilten sich die Spitzenpositionen fünf Auftragsfertiger aus Asien, deren Namen weitgehend unbekannt sind, weil sie ihre Produkte selbst gar nicht dem Markt anbieten. Sie liefern ihre Hardware direkt in die Rechenzentren oder zu den Cloudbetreibern. Die verbaute Technik ist ein großes Geheimnis, weil Google und Amazon ihren Konkurrenten nichts über die effizientere Serverarchitektur verraten wollen. Wieder einmal hinken traditionelle Hersteller hinterher.

Rapider Kostenverfall

Vogels kennt den Preistrend: er zeigt steil nach unten, weil die Hardware geheim ist und die Netzwerkprotokolle ebenfalls eine eigene Entwicklung darstellen. Zwar gehen sie natürlich niemals gegen null, aber Nutzer werden bald in der angenehmen Situation sein, nicht mehr über die Kosten nachdenken zu müssen. Der Trend heißt obendrein Big Data, wodurch die Nutzung gigantischer Datenmengen zunimmt und damit auch die Speichernutzung nach oben treibt. Gäbe es keine Clouddienste, könnte auch dieser Trend nicht gedeihen.

Sogar Vogels ist von dem Wachstum des Geschäfts überrascht. Amazon hatte mit niedrigeren Wachstumsraten gerechnet. Der Umsatz des Web Services-Dienst  beläuft sich nach Angaben von Analysten mittlerweile auf 3,5Milliarden Dollar. In ihren Augen stellt er den am schnellsten wachsenden Konzernbereich dar. Schon jetzt macht er 20 Prozent des Unternehmenswerts aus.

Selbstredend beflügeln Amazon solche Zahlen. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Erst vor kurzem startete Google einen Rechendienst namens Compute Engine, der nur 400 Dollar im Monat kostet. Vogels glaubt dennoch daran, dass das Hosting-Geschäft schon bald auf die Größe des Handelsgeschäfts heranwachsen wird. (LB/BHB)


 
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