Effizienzmarkthypothese, die Hintergründe

Die Effizienzmarkthypothese gehört zu den grundlegenden und gleichzeitig umstrittensten wissenschaftlichen Aussagen im Bereich der Finanztheorie. Seit sie der US-Ökonom in den 1960er Jahren aufgestellt hat, haben Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern versucht, sie zu belegen oder zu widerlegen - je nach Standpunkt.


Effizienzmarkthypothese

Kernaussage: niemand schlägt den Markt

Was besagt die Effizienzmarkthypothese? Sie behauptet, dass die Kursbildung an den Finanzmärkten alle verfügbaren Informationen bereits einpreist und insofern effizient ist.

Die Kurse spiegeln jederzeit den Informationsstand der Marktteilnehmer wieder, es ist daher nicht möglich, durch Informationsvorsprünge dauerhaft Überrenditen zu erzielen oder - anders ausgedrückt - den Markt zu schlagen.

Diese Erkenntnis hat gravierende Konsequenzen für Anlagestrategien. Sie bedeutet nämlich, dass es letztlich ein sinnloses Unterfangen ist, durch aufwändige Analysen, Prognosen und Umschichtungen besondere Marktchancen identifizieren und nutzen zu wollen. Das verursacht lediglich Kosten, denen kein entsprechender Mehrertrag gegenübersteht. Am besten fahren demnach Anleger, die den Markt als Ganzes kaufen und sich passiv verhalten. 

Eine ideale Modell-Welt 

Die Effizienzmarkthypothese geht für ihre Aussagen allerdings von idealtypischen Annahmen aus. Sie unterstellt, dass die Akteure an den Finanzmärkten grundsätzlich rational agieren und jeder Marktakteur gleichen Zugang zu Informationen hat. In dieser idealen Modell-Welt gibt es zum Beispiel ein Phänomen wie Insiderwissen und -handel nicht.

Der wissenschaftliche Streit um die Effizienzmarkthypothese entzündet sich denn auch weniger an dem finanztheoretischen Modell selbst, als an den für unrealistisch gehaltenen Annahmen. Dabei konzedieren auch Kritiker, dass die Verhältnisse an den modernen Finanzmärkten der Modell-Welt recht nahe kommen. 

Behavioural Finance: Irrationalität berücksichtigt

Die gewichtigste Kritik kommt von den Anhängern des sogenannten Behavioural Finance. Sie versucht, das Geschehen auf den Finanzmärkten verhaltenstheoretisch zu verstehen und gibt dabei die Annahme auf, dass Investoren sich - ausschließlich - rational verhalten. Bei irrationalem Verhalten sei es durchaus möglich, dass es zu typischen Über- und Untertreibungen bei der Kursbildung kommt. So lässt sich sowohl das Entstehen von charakteristischen Kursmustern als auch die vielfach zu beobachtende Blasenbildung an den Märkten erklären. Danach könnte es also doch möglich sein, Nutzen daraus zu ziehen. 

Der Streit geht weiter 

Prof. Fama, den "Erfinder" der Effizienzmarkthypothese ficht dies nicht an. Er argumentiert, effiziente Märkte müssten nicht zwangsläufig perfekt sein, so dass vorübergehende Ausschläge und Anomalien durchaus vorkommen könnten. Die Kernaussage, es sei nicht möglich, den Markt dauerhaft zu schlagen, werde dadurch aber nicht erschüttert. Denn die anfallenden Kosten machten den Versuch unrentabel.

Sowohl Verfechter als auch Kritiker haben in den vergangenen Jahrzehnten vergeblich versucht, die Effizienzmarkthypothese mathematisch-statistisch zu beweisen oder zu widerlegen. Der Streit dürfte daher weitergehen. 


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